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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Begräbnisstätte zu gehen, aus Respekt vor dem Toten. Sollte Euch jedoch die Entfernung zu groß sein, besorgen wir Euch gern eine Sänfte.«
    »Ich… « Taniquel zügelte sich und versuchte, klar zu denken.
    Sie war in eine furchtbare Lage geraten, in der die Schläge hart und unbarmherzig auf sie einprasselten.
    »Und sobald wir das hinter uns haben«, fuhr Damian fort, »feiern wir eine Vermählung und eine Krönung.«
    »Noch habe ich der Vermählung nicht zugestimmt«, erinnerte sie ihn und wusste sofort, wie vergeblich Proteste sein würden.
    Ihre eigenen Wünsche taten nichts zur Sache. Es war schon mehr als eine widerspenstige Braut durch einen Bevollmächtigten getraut worden, durch einen Lakaien, der die Worte an ihrer Stelle sprach. Oder unter Drogen oder im festen Griff von Soldaten, während die Catenas-Armreife sich um ihre Handgelenke schlossen.
    Nach Damians Rede im Thronsaal würde ganz Acosta sich glücklich schätzen, so einen gut aussehenden, edlen und großzügigen König zu bekommen. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, vor der Zeremonie zu fliehen, und diesbezüglich hatte sie noch keinen Plan. Ein stümperhafter Versuch wäre nicht nur nutzlos, sondern viel schlimmer. Sie würde noch strenger bewacht werden, vielleicht sogar angekettet, wie die Trockenstädter es mit ihren Frauen taten. Ihr blieb nur eines übrig.
    Nachdem sie erneut das Essen abgelehnt hatte, gab sie vor, dass der Tag lang und erschöpfend gewesen sei, und zog sich in ihre Gemächer zurück. Wie sich herausstellte, entsprachen ihre Worte mehr der Wahrheit, als sie geglaubt hatte, denn sie taumelte vor Erschöpfung, als die Wache sie in ihre Gemächer zurückbegleitete. Ohne die Hilfe der Zofen wäre sie einfach quer aufs breite Bett gefallen und nicht mehr in der Lage gewesen, ihre Kleidung abzulegen.

16
    Taniquel sollte nie erfahren, wer die Vorbereitungen für Padriks Beisetzung traf, obwohl sie hoffte, dass es Gavriel oder der Coridom gewesen war, jemand, der ihm nahe gestanden hatte. Seit sie als hagere, rebellische Waise auf Burg Acosta eingetroffen war, hatte sie sich nicht mehr so ausgeschlossen gefühlt. Als Padriks Vater, der alte König Ian-Valdir, gestorben war, hatte sie von Morgen bis Abend geschuftet und bei den Planungen für die Beisetzung geholfen, Zimmer für ältere Lehnsherren vorbereitet, die zur Beisetzung kamen, und die Küche beaufsichtigt. Nun blieb ihre Tür bis zu dem Moment verschlossen, als zwei Offiziere aus Ambervale vorstellig wurden, die ihren Geleitschutz bildeten. Sie nahm Rosalys und Verella mit auf den bedächtigen Marsch, der sie zu dem kleinen Stück Land der Familie Acosta rührte.
    Taniquel hatte beobachtet, wie die Dämmerung durch die hohen Schlitzfenster fiel. Nach und nach hellte der Himmel sich zur Farbe von Tränen auf und nahm dann einen weichen, schillernden Goldton an. Der Tag, der klar und lichterfüllt begonnen hatte, bewölkte sich am Nachmittag. Taniquels Zofen hatten auf einem dicken Mantel und mehreren Schleiern bestanden, für die sie nun dankbar war. Sie trug sie wie eine Rüstung, um ihr Gesicht vor den neugierigen Blicken von Deslucidos Soldaten zu verbergen.
    Weder Damian noch sein Sohn nahm an dem Leichenzug teil, und Taniquel sah in ihrer Abwesenheit widersinnigerweise einen größeren Respekt und eine höhere Ehrerbietung, als wenn sie erschienen wären. Die ernst dreinblickenden Männer im Schwarz-Weiß von Abervale und der grau gewandete Laranzu waren Trauernde genug. Sie entdeckte Gavriel und einige Getreue aus dem Personal. Die älteren Höflinge und Hofdamen waren auf Grund der Mühsal des Weges entschuldigt. Doch von den jüngeren Lords, die Padriks engste Gefährten gewesen waren, seinem Bredin, den Offizieren, die unter ihm gekämpft hatten, sah sie niemanden. Und sie bedauerte, dass sie Piadora nicht mitgenommen hatte. So hatte dieses Kind keinen Ort für ihre Trauer.
    Als sie den Hügel erreichten, wo die Lords von Acosta seit jeher von riesigen, knorrigen Zedern umgeben in nicht gekennzeichneten Gräbern ruhten, war das Weiß des Himmels einem düsteren Grau gewichen.
    Sogar der Himmel weint, dachte sie und fand sich rührselig.
    Padrik war stets gutmütig gewesen und hatte seine Pflicht getan, aber er war wohl kaum ein König gewesen, dessen Hinscheiden dem Himmel Kummer bereitete. Nein, wenn der drohende Regen ein Zeichen himmlischer Trauer war, dann musste sie Acostas Schicksal gelten.
    Am offenen Grab bedeckte ein weißes Tuch den Leichnam.

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