Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Felicia von ihrer Mutter zu sprechen.
»Ich bin in Acosta geboren und habe meine Kindheit dort verbracht«, sagte sie so leise, dass nur Varzil sie hören konnte. »Nach der Zerstörung der beiden Türme - Tramontana und Neskaya - öffneten meine Eltern ihr Haus den Überlebenden. Tio Aran, der beste Freund meines Vaters, blieb am längsten bei uns. Er hat mir das Reiten beigebracht, als ich noch sehr klein war, und er lachte viel. Dann hörte er auf zu lachen. Danach starb mein Vater. Ich muss etwa acht oder neun gewesen sein, also erinnere ich mich nicht an viel. Meine Mutter war nie wieder wie zuvor. Nachdem mein Bruder Julian an der Schwellenkrankheit gestorben war, brachte sie mich aus Acosta weg. Es muss zu schmerzhaft für sie gewesen sein, mit all diesen Erinnerungen. Ich weiß es nicht.«
Sie schwieg und schaute in die Ferne. Ihr Geist, für gewöhnlich so klar wie eine plätschernde Quelle, wurde undurchsichtig. Nach einer Weile kam sie wieder zu sich zurück.
Wieder sprach sie von ihrer Kindheit, von Albträumen, die sie geplagt hatten. »… und wenn ich aufwachte und Angst hatte, sang sie mich in den Schlaf, ganz gleich, wie müde oder traurig sie selbst war. Ich wusste immer, dass ich in ihren Armen sicher war… Und als die Zeit kam, hat sie mich gesegnet, als ich das Haus verließ, damit ich meine Entscheidung nie bereute und es niemals fürchten würde, meinem eigenen Schicksal zu folgen. Ich denke, das größte Geschenk, das sie mir gegeben hat, war die Abwesenheit ihres Schattens.«
Einmal fragte er nach ihrem Vater, und sie schüttelte den Kopf. »Sein Geschenk an mich war sein Name, damit ich als gewöhnliche Person leben konnte.«
»Leynier?«
»Ja. Coryn Leynier.«
Der Coryn. Der Coryn von Coryn und Taniquel. »Ich habe nie gewusst, ob ich ihn lieben sollte für das Leben, das er mir gegeben hat, oder hassen, weil er mir mit seinem Tod meine Mutter weggenommen hat«, sagte sie leise. »Ich weiß nur, dass ich mein eigenes Leben führen will, dass ich Felicia sein will, ich selbst, und weder ein Echo noch ein Opfer.«
Er lenkte sein Pferd näher zu dem ihren, damit er die Hand ausstrecken und ihre ergreifen konnte, die auf dem Sattelknauf lag. Ihre Finger, die sich durch die dünnen Handschuhe kühl anfühlten, schlossen sich um seine.
»In unserer Welt ist nur wenig sicher, wenn man vom Tod und dem Schnee des nächsten Winters einmal absieht«, sagte er. »Aber solange ich atmen und denken kann, wirst du nur Felicia für mich sein.«
24
Der Rhu Fead bei Hali, heiligster Ort der Comyn, lag eine Stunde zu Pferd nördlich von Thendara. Der hohe weiße Dunst der frühen Morgenstunden hatte sich in einen immer wieder aussetzenden Nieselregen verwandelt, als könnte der Himmel sich nicht entscheiden, ob es nun regnen sollte oder nicht. Die Pferde schüttelten Wasserperlen aus ihren Ohren und trabten weiter.
Felicia trug wie Liriel die dunkle, förmliche Trauerkleidung, aber die matten Farben ließen sie nur noch würdevoller aussehen. Sie war verschleiert; eine Wolke schwarzer Spitze verhüllte ihre Züge. Obwohl sie sich zurückhielt und wenig sagte, berührte ihr Geist von Zeit zu Zeit den von Varzil. Sie erbat nichts von ihm außer seiner Anwesenheit.
Die Begräbnisgesellschaft war klein, viel kleiner, als man bei einer Hastur-Königin erwartet hätte. Carolin erschien mit einem einzigen Begleiter, aber keinem anderen Mitglied der herrschenden Familie. Es gab nur wenige Leute hier, die Varzil nicht kannte, darunter einen älteren Verwandten, einen Elhalyn-Lord, der wenig sagte und leise weinte.
Vor dieser Versammlung wurde die Leiche von Taniquel Hastur-Acosta in ein nicht gekennzeichnetes Grab gebettet, wie der Brauch es verlangte. Hier würde sie sich zahllosen Generationen von Comyn anschließen. Ihre Ruhestätte unterschied sich nur durch die kleine Anhäufung von Erde von den anderen, und auch diese würde innerhalb von ein paar Jahreszeiten verschwinden.
Liriel Hastur ging langsam zu dem offenen Grab. »Ich spreche nicht nur für mich selbst, sondern auch für Lady Bronwyn Hastur, die Taniquel kannte und liebte. Sie hat einmal gesagt… « Liriels Stimme brach, aber sie fasste sich schnell wieder. »Sie hat einmal gesagt, dass alle Begabungen des Geistes, auch Laran, nichts zählten ohne ein großzügiges Herz und einen edlen Geist.«
Nachdem sie ihre Botschaft mit der üblichen Floskel: »Möge diese Erinnerung die Trauer lindern«, beendet hatte, ließ sie erleichtert die
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