Darkover 05 - Zandrus Schmiede
ein Berg.
Varzil war sich Felicias Nähe quälend bewusst, sowohl ihres Körpers so dicht neben dem seinen als auch ihres Geistes, der sich immer noch in Verbindung mit seinem befand. Es gab viel zu sagen und noch mehr, das keine Worte brauchte. Das war gut, dachte er, denn er war nicht sicher, ob er einen zusammenhängenden Satz bilden konnte. In sein eigenes Zimmer zurückzukehren, würde eine gewaltige Anstrengung darstellen. Er fasste sich und holte tief Luft, um sich darauf vorzubereiten. Felicia legte eine Hand auf seine Schulter, nicht mehr als das Gewicht einer Feder. Er spürte sie als gleißenden Blitz, der bis tief in seinen Körper drang, durch all die erschöpften Laran-Kanäle. Sie schlang die Arme um ihn, und er spürte, wie er langsam sank, als bewegte er sich durch Honig. Das Bett schien sich ihm entgegenzuheben. Sie zog die Lebensbaumsteppdecke über sie beide. Wärme umgab ihn, drang in ihn ein.
Er streifte ihre Lippen mit seinen, und sie seufzte entzückt. Ihr Atem war süß an seinem Gesicht. Zu mehr waren sie beide nicht imstande, bei all der Erschöpfung und dem Mangel an sexueller Begierde, der von der aktiven Matrixarbeit kam. Sich so umarmt zu halten, beide noch bekleidet, und einzuschlafen, gab Varzil das Gefühl einer Intimität, die er nie für möglich gehalten hätte.
Als er erwachte, stand sie am Fenster. Die Nacht war beinahe vorüber. Schwaches Licht beleuchtete ihre angespannten, reglosen Züge. Er erhob sich vom Bett, benutzte die Steppdecke wie einen Umhang und umhüllte sie beide damit. Felicias Haltung wurde ein wenig weicher, aber nur ein wenig. »Was ist denn, Preciosa?«
»Ich fürchte das, was ich hier in Bewegung gesetzt habe. O Varzil, ich fürchte es sehr.«
»Du hast etwas Erstaunliches getan - du bist erstaunlich.«
Sie löste sich von ihm und drehte sich um, sodass ihre Augen das graue Licht auffingen. »Du brauchst nicht gönnerhaft zu sein.«
»Ich habe nicht… «
»Wir müssen uns überlegen, was wir sagen.« Sie begann, auf und ab zu gehen, und schob zerstreut die kupferroten Locken zurück. »Wenn wir sie davon überzeugen können, dass du verantwortlich warst, dass ich nur ein Mitglied des Kreises war, nur eine Technikerin, die ihre eigene Arbeit getan hat… «
»Felicia! Wovon redest du da?«
Seine Stimme wurde lauter, ohne dass er es beabsichtigt hatte. »Willst du etwa behaupten, wir sollten verheimlichen, was geschehen ist - dass du den Kreis gehalten hast, dass du als Bewahrer fungiert hast? Ich werde nicht das Verdienst für das beanspruchen, was du letzte Nacht geschafft hast. Das kann ich nicht.«
Nun sah sie ihn direkt an, ihr Gesicht eine solche Mischung aus widerstrebenden Emotionen, dass es ihm das Herz zerriss. In der kurzen Zeit, in der sie die Kontrolle über den Kreis ergriffen und ihn entsprechend dem Muster ihres Geistes neu geformt hatte, war ein Teil von ihr zum Leben erwacht, so heiß und heftig wie eine Flamme - und dennoch…
Es war nicht Bescheidenheit, was sie zurückhielt, und auch nicht der tief verinnerlichte Glaube, dass sie als Frau nicht hätte tun können, was sie getan hatte.
Es war Angst.
Selbstverständlich wird es Widerspruch geben, sagte er tröstend. Die Leute glauben immer nur, was sie glauben wollen. Aber es gibt genug Bewahrer und Matrixarbeiter, die offen sind, Leute, die bereit sind, den Grenzen der Tradition zu trotzen. Und wenn sich die Welt genügend verändern konnte, dass eine Frau Bewahrer wurde, würde vielleicht auch Carolins Vertrag Wirklichkeit werden. Am Ende werden sich die Türme hinter dich stellen.
Sie bedeutete ihm zu schweigen. Ihre eigene Stimme war belegt, als müsste sie sich jedes einzelne Wort aus dem Herzen reißen. »Aber um welchen Preis, Varzil? Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht zu verbergen, wer ich bin. Ich bin nur deshalb am Leben, weil ich damit erfolgreich war. Ich bin Felicia von Arilinn - nicht mehr und nicht weniger. Aber wenn ich Felicia die Bewahrerin werde, Felicia die Ausnahme, wenn jeder intrigante Wichtigtuer der gesamten Comyn sich auf mich konzentriert, wie lange werde ich imstande sein, als ich selbst zu leben? Wie lange - bis ich zu Taniquels Tochter, zu Coryns Tochter werde, ein Geschöpf der Legende statt einer Frau aus Fleisch und Blut?«
Sie hielt inne und wischte sich mit dem Handrücken Tränen ab.
»Ich glaube nicht, dass du weniger sein kannst, als du bist«, antwortete er. »Weder Lügen noch Schweigen können verändern, was bereits
Weitere Kostenlose Bücher