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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Pflegemutter gewesen war, ihn immer gedrängt hatte, bis er schließlich so viel gegessen hatte, dass sie zufrieden war. Sie hatte stets ein freundliches Wort für ihn gehabt und nie die Geheimnisse hinter seinem Lächeln erraten. Was würde sie denken, wenn sie ihn jetzt sehen könnte?
   Nutzlose Gedanken, sagte er sich. Wo immer sie war, wenn sie tatsächlich noch lebte, sie würden einander nie wieder begegnen.
   Saravio, immer noch auf dem Boden, war nach vorn gesackt, das Gesicht unter dem Haar verborgen. Er wiegte sich vor und zurück und summte leise vor sich hin. Die Muskeln seiner Schultern und Beine zitterten. Selbst durch das Hemd konnte Eduin seine vorstehenden Rippen sehen. Du brauchst Essen und Ruhe, mein Freund , dachte er mit einem unerwarteten Anflug von Mitgefühl. Er legte dem Mann die Hand auf den Rücken…
   Wieder stieg das Bild der Frau mit dem Gesicht aus Eis und dem Gewand in mondlosem Schwarz vor seinem geistigen Auge auf, ein Bild aus Saravios Geist.
   Naotalba… Naotalba… Saravios Gedanken droschen auf Eduin ein wie der gnadenlose Rhythmus einer Trommel.
   Diesmal jedoch überraschte die Vision Eduin nicht. Sein Vertrauen in seine eigenen geistigen Fähigkeiten war mit den Erinnerungen zurückgekehrt - Erinnerungen daran, was er in Arilinn, in Hali und besonders in Hestral gewesen war, wo er Rakhals Armee zurückgeschlagen hatte.
   Warum sollte er Saravios Visionen nicht benutzen, um sich der Mitarbeit seines Freundes zu versichern? Saravio brauchte eine Sache, der er sich hingeben konnte. Warum sollte nicht Naotalba selbst ihm eine liefern?
   Er würde vorsichtig vorgehen müssen, wenn er seine eigenen Absichten in Saravios Halluzinationen flechten wollte. Er schloss die Augen, sank auf den Boden und holte seinen Sternenstein heraus.
   So vorsichtig er konnte, begann Eduin, die Bilder zu formen. Saravio war so in der Leidenschaft seines Glaubens gefangen, dass er die Veränderungen ohne Frage akzeptierte. Eduin stellte sich vor, dass die Frau - Naotalba - ihre Arme hob. Er zeigte sie an der Spitze einer Armee von Männern und Frauen, die sie alle begeistert und ehrfürchtig anschauten und bereit waren, auf ihren Befehl hin zu sterben - oder zu töten. Sie zeigte auf Saravio, und aus ihrem Mund kamen die Worte, die Eduin dort platzierte.
   » Du wirst mein Streiter sein. Du wirst meine Armee anführen. Du wirst meine Feinde niederwerfen und den Morgen eines neuen Zeitalters vorbereiten.«
   »Naotalba! Naotalba! « Saravio duckte sich noch tiefer. In der Vision warf er sich vor ihr nieder.
   » Ich bin ganz dein! «
   Langsam begann die bleiche Frau zu lächeln. Eduin verlängerte den Augenblick, um Saravios leidenschaftliche Loyalität noch zu vergrößern.
   » Sag es mir, ich flehe dich an! Wie kann ich dir dienen? «
   Eduin zeichnete eine Landschaft aus geistiger Energie. Naotalba und ihre Lumpenarmee standen auf einer verwüsteten Ebene. Dumpf stieg aus Rissen in der vertrockneten Erde auf. Der Himmel hing tief, rot und geschwollen über ihnen. Ein Wind mit einer Spur von Eis aus Zandrus kältester Hölle zerrte an ihrem Haar und an ihrer Kleidung. Der Saravio der Vision stöhnte und drückte sein Gesicht an Naotalbas Fuß.
   » Erhebe dich, mein General! Erhebe dich, und sieh! «
   Sie drehte sich um und zeigte auf etwas. Eduin formte einen hoch aufragenden Felsen und auf seinem Gipfel einen Turm. Er stellte ihn sich so weiß und glatt wie den Turm von Hali vor. Er zeigte die Menschen, die verzweifelt aufschrien. Dann zuckten Blitze aus Naotalbas Hand, zerrissen die Luft. Als sie die Seiten des Turms berührten, blieben nach der Explosion gezackte Risse zurück. Mauerfragmente fielen nieder, und der Turm bebte bis in dir Grundmauern. Die Menschen jubelten laut. Sie drohten dem Turm mit den Fäusten und stampften begeistert. Ekstase ließ sie strahlen.
   » Führe uns! Saravio, führe uns zum Sieg! «
   Eduin hielt die Szene weiter aufrecht und zeigte, wie die Menschen nach vorn drängten, aber er achtete sorgfältig darauf, der Gestalt des Saravio kein Handeln aufzuzwingen. Dies geschah nicht, weil er Bedenken dagegen gehabt hätte, einem anderen seinen Willen aufzunötigen. Er hatte ohne Skrupel Saravios Visionen belauscht und zu seinem eigenen Zweck verändert. Nein, damit Eduins Plan Erfolg haben konnte, musste Saravios Engagement sich aus seinen eigenen Wünschen entwickeln. Er würde die sichtbare Speerspitze der

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