Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
fliederfarbenem Sonnenhut nach, der sich entlang der endlosen Reihe von Männern immer weiter entfernte.
Ja, es waren viele Männer. Wurde wirklich jeder einzelne starke Rücken gebraucht? Natürlich konnte es hier unter diesen Gebirglern eine Art von Stolz oder ein Beweis der Männlichkeit sein, was sie alle an der Arbeit hielt, sogar Lord Storn, den man in jeder vernünftigen Gesellschaft längst als zu alt dafür eingestuft hätte. In Thendara hätte man auch zwischen Adligen und Bürgerlichen unterschieden. Aber Alastair wußte von seinem Bruder Conn, daß es in den Hellers wenige Unterscheidungen dieser Art gab. Also, sollte man ihm die Wahl lassen, würde er sich bestimmt nicht gezwungen sehen, seine Männlichkeit zu beweisen! Er stützte sich auf seine Hacke, richtete seinen schmerzenden Rücken auf und seufzte. Warum, zum Teufel, war er überhaupt hergekommen?
Von oben ertönte ein merkwürdiges Brummen, ein unerwartetes Geräusch, und abgerissene Jubelrufe waren von der Reihe der Männer her zu hören. Ein kleines Flugzeug erschien zwischen den Bäumen; es manövrierte vorsichtig, um dem wirbelnden Rauch auszuweichen. Alastair hatte wohl gehört, daß es hier in den Bergen Segelflugzeuge gab, die, von einer Matrix angetrieben, Chemikalien zur Brandbekämpfung transportierten, aber eine Flugmaschine, die schwerer als Luft war, hatte er mit eigenen Augen noch nie gesehen. Als sie wieder außer Sicht war, sagte der Mann neben Alastair leise: »Leroni vom Turm; sie kommen, um uns zu helfen.«
»Bringen sie Chemikalien zur Brandbekämpfung?«
»Ja. Sehr anständig von ihnen – wenn wir nur sicher sein könnten, daß sie den verdammten Waldbrand nicht selbst mit ihrem Haftfeuer oder so einer Teufelei gelegt haben!«
»Wahrscheinlicher ist, daß er durch Blitzschlag entstanden ist«, meinte Alastair. Der Mann blickte ihn skeptisch an.
»Ja, sicher. Aber warum gibt es heute mehr Brände als zur Zeit meines Großvaters, könnt Ihr mir das verraten?«
Alastair hatte nicht die leiseste Ahnung, und so sagte er: »Da ich zur Zeit Eures Großvaters noch nicht gelebt habe, weiß ich nicht, ob es heute tatsächlich mehr Brände gibt, und ich glaube, Ihr wißt es auch nicht.« Dann arbeitete er weiter.
Das hier war kein Ort für den Herzog von Hammerfell. Er hatte den ihm zustehenden Platz einnehmen wollen, und nun wühlte er im Dreck! Conn hätte gern an seiner Stelle kommen können, wenn er das gewußt hätte!
Was soll’s? dachte Alastair. Er sah grimmig zum Himmel und stellte sich vor, es bildeten sich dicke Wolken. Kühlende Wolken, grau und feucht, die die sengende Sonne verdeckten und Regen brachten – herrlichen Regen! Tatsächlich war im Süden ein flockiges Wölkchen zu erkennen. Alastair malte sich aus, es wachse, werde dunkler, rücke näher…
Und es wuchs und breitete sich aus, es wurde dunkler und schwerer, und ihm folgte eine kühle Brise. Voller Verwunderung und Entzücken dachte Alastair: Habe ich das fertiggebracht? Er experimentierte kurz, bis er sicher war, daß er recht hatte. Irgendwie kontrollierten seine Gedanken die Wolke und bauten sie höher und höher auf, bis ihre phantastischen Burgen und Gipfel mehr als die Hälfte des Himmels bedeckten!
War dies ein neues laran, und hatte man nur nicht daran gedacht, ihn daraufhin zu testen? Das ließ sich nicht sagen. Die Wolke hatte ihm Kühlung gebracht. Pflichtschuldig machte er sich wieder mit seiner Hacke an die Arbeit, doch dann fuhr es ihm durch den Sinn: Ob ich Regen machen könnte? Könnte ich dieses Feuer auslöschen und uns allen eine Menge Arbeit ersparen? Das Problem war, daß er zwar bewirken konnte, daß die Wolke immer höher und dunkler wurde, aber nicht recht wußte, was eine Wolke zum Abregnen brachte. Er hätte seiner Mutter aufmerksamer zuhören sollen, als sie versuchte, ihm etwas über die einfacheren Anwendungsmöglichkeiten von laran beizubringen. Wie schade, daß ich nicht so in Conns Kopf hineinsehen kann wie er anscheinend in den meinen, um etwas über diese Kunst von ihm zu lernen.
So viel Zeit war mit seinem Versuch, Wolken zu beeinflussen, vergangen, daß die Mädchen und Jungen, die als Wasserträger arbeiteten, ihre Runden von neuem machten. Alastair sah Lenisa unter ihnen, diesmal in beträchtlicher Entfernung. Hatte man sie zu einer anderen Reihe versetzt? Ihm kam zu Bewußtsein, daß er eifersüchtig auf den Mann war, der Wasser aus ihren Händen empfangen würde… eifersüchtiger als auf Conn, der in Thendara bei
Weitere Kostenlose Bücher