Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
dem Soldaten gewandt, fügte er hinzu: »Ohne feine Kleider und Perücken schaut ein alter Mann wie der andere aus.«
Der Soldat sah genauer hin. »Zandrus Höllen!« fluchte er. »Sir, das wußte ich nicht, ich habe nur Eure Befehle befolgt – Geredds Familie sollte hinausgesetzt werden…«
Storn schnaubte und war kurz davor zu explodieren. »Meine Befehle?« fragte er gepreßt. »Lauteten meine Befehle, Geredds Familie mitten in der Nacht hinauszusetzen – bei diesem Unwetter?«
»Nun«, gab der Soldat verlegen zurück, »ich dachte, das könnte es uns ersparen, die übrigen auf diese Weise zu verjagen. Wollte ein Exempel statuieren…«
»Du dachtest?« Storn sah bedeutungsvoll zu den zitternden, weinenden Kindern hin. »Ich muß sagen, mir kommen dabei schwere Zweifel an deiner Fähigkeit zu denken.«
Nun griff Conn ein. »Das ist doch jetzt nicht wichtig. Diese Kinder müssen ins Trockene.« Storn wollte etwas sagen, aber Conn wandte sich ab und ging zu der Frau mit den Babys auf den Armen.
Lord Storn fuhr den Soldaten grob an: »Ein anderes Mal hörst du zu, wenn dir jemand etwas sagt, Mann! Kehr in die Unterkunft zurück, du hast für eine Nacht genug Ärger angerichtet.«
Der Soldat öffnete den Mund, sah Lord Storns wütendes Gesicht, salutierte schweigend, gab seinen Männern einen scharfen Befehl und zog mit ihnen ab. Währenddessen sprach Conn mit der Frau.
»Zwillinge«, sagte er. »Meine eigene Mutter mußte dasselbe wie Ihr erleben – und hatte es ebenfalls Lord Storn zu verdanken, wenn ich mich nicht irre -, als mein Bruder und ich nicht viel älter als ein Jahr waren. Habt Ihr einen Ort, an den Ihr gehen könnt?«
Sie antwortete schüchtern: »Meine Schwester ist mit einem Mann verheiratet, der in den Wollmühlen von Neskaya arbeitet. Die beiden können uns zumindest für die erste Zeit bei sich aufnehmen.«
»Gut, dann werdet Ihr dorthin gebracht. Markos -« er winkte dem alten Mann »- setz diese Frau und die Babys auf mein Pferd, und laß einen deiner Männer – besser zwei
- die kleineren Kinder tragen. Führt sie nach Hammerfell, und bringt sie bei einem unserer Pächter unter. Wenn es hell geworden ist, besorge dir einen Bauernwagen und lasse sie nach Neskaya fahren oder wohin sie sonst wollen. Einer unserer Männer kann das besorgen und mit dem Wagen und dem Esel zurückkommen.«
»Und Euer Pferd, Sir?«
»Tu, was ich dir sage, ich komme auch ohne Pferd zurecht, schließlich habe ich zwei gesunde Beine.« Conn fragte die Frau: »Und wenn Ihr dort seid?«
»Mein Mann ist Schafscherer, Sir; er hat immer Arbeit. Aber vor ein paar Wochen, kurz bevor die Babys kamen, wurden wir vertrieben…«
Ein rauhbeinig wirkender junger Mann mit vom Wind zerzaustem rotblondem Haar und dunklen Augen trat neben die Frau und sagte zu Conn: »Ich habe immer gearbeitet, mein ganzes Leben lang, aber wenn sechs kleine Münder zu füttern sind, kann man nicht durchs Land ziehen. Da braucht man ein Heim, Sir. Und dann vertrieben zu werden… Ich habe nichts getan, um das zu verdienen, Sir, wirklich nicht. Und ich würde vor den alten Lord hintreten und ihn fragen, was ich verbrochen habe, daß man mich so behandelt.«
Conn wies mit dem Kopf zur Seite. »Da steht er. Frag ihn.« Der junge Mann senkte mit finsterer Miene den Kopf, aber schließlich wandte er sich Lord Storn zu. »Sir, warum? Was haben wir verbrochen, daß Ihr uns auf diese Weise auf die Straße jagt? Es ist jetzt schon das zweitemal.«
Storn hielt sich sehr aufrecht. Conn sah, daß er sich große Mühe gab, würdevoll zu sein. Es war wirklich schwer, das mitten auf der Straße in einem geflickten Nachthemd, das kaum die mageren alten Hinterbacken bedeckte, fertigzubringen. Er hatte irgendwo eine Pferdedecke aufgetrieben, hielt sie um seine Schultern fest und zitterte.
»Warum, Mann – wie ist dein Name? Geredd hat ihn mir nicht genannt, er sagte nur, du seist mit seiner älteren Tochter verheiratet.«
Der Mann berührte seine struppige Stirnlocke.
»Ewen, mein Lord.«
»Also, Ewen, dieser ganze Boden ist ausgelaugt. Er taugt nicht mehr für den Ackerbau oder die Milchwirtschaft, er ist nur noch für Schafe gut genug. Aber Schafe brauchen Platz – viele Morgen. Du bist doch Schafscherer, für dich wird es Arbeit in Hülle und Fülle geben, aber wir müssen all diese kleinen Höfe loswerden und große Flächen erhalten, siehst du das nicht ein? Das ist doch nur vernünftig – nur ein Dummkopf würde versuchen, hier in den Bergen dreißig kleine
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