Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
Höfe auf diesem ausgelaugten Boden zu betreiben. Es tut mir um euch alle wirklich leid, aber was kann ich machen? Wenn ich verhungere, weil ihr alle nicht mehr euren Lebensunterhalt verdienen könnt, geht es keinem von euch dadurch besser.«
»Aber ich verhungere nicht, und ich habe meine Pacht immer vollständig und auf den Tag pünktlich gezahlt«, erklärte Ewen. »Ich lebe nicht vom Ackerbau. Warum werde ich vertrieben?«
Erneut stieg Storn das Blut zu Kopf. Zornig antwortete er: »Ja, dir mag es ungerecht vorkommen. Aber mein Verwalter sagt mir, ich darf keine Ausnahmen machen. Wenn ich einen Kleinbauern bleiben lasse, ganz gleich, wie ehrenwert er ist – und zweifellos bist du einer der ehrenwertesten -, dann wird jeder von ihnen so reden, als habe er ein besonderes Recht zu bleiben, und einige sind mit der Pacht zehn Jahre im Rückstand, ja, sogar fünfzehn und zwanzig Jahre – seit der Zeit, als die großen Dürreperioden begannen. Ich bin kein Tyrann - ich habe einem jeden hier in mindestens einem schlechten Jahr die Pacht erlassen. Aber genug ist genug, irgendwann muß ein Ende gemacht werden. Mein Land taugt nicht mehr für den Ackerbau, und ich will keine Bauern mehr auf ihm haben. Es ist damit kein Gewinn zu machen – und es nützt euch Leuten nichts, wenn ich zugrunde gehe.«
Diese unausweichliche Logik und Klarheit beeindruckten Conn. Auf dem Hammerfell-Land hatte man dieselbe schwierige Situation. Würde es wirklich helfen, wenn man es jedem kleinen Pächter überließ, irgendwie am Leben zu bleiben oder unterzugehen? Gab Storn vielleicht nur der unangenehmen Notwendigkeit nach? Conn nahm sich vor, darüber einmal ausführlich mit Alastair zu reden - und vielleicht auch mit Lord Storn selbst. Schließlich leitete Storn seinen Besitz hier in den Bergen schon seit Jahrzehnten.
Aber es müßte ein Weg gefunden werden, in Härtefällen zu helfen, und wenn das Land für den Ackerbau ungeeignet und völlig Eigentum eines einzigen Mannes war, sollte er sich mit seinen Verwaltern und den Pächtern zusammensetzen und zu einem gemeinsamen Entschluß kommen, wie es am besten zu nutzen sei, statt allein für alle zu entscheiden, wie es Storn so bedenkenlos tat.
Genug. Er war nicht der Herzog von Hammerfell, auch wenn er dazu erzogen worden war. Er mußte sich mit Alastair beraten, und der Brauch verlangte, daß Alastair die Entscheidung traf. Ja, selbst dann, wenn es die falsche ist, sprach die innere Stimme, die Ehre und Gesetz bedeutete. Doch Markos hatte ihn dazu erzogen, sich immer wieder vor Augen zu halten: Ich bin verantwortlich für alle diese Menschen, und so nahm er sich vor, daß er, sollte Alastair kein Verständnis für sie aufbringen, versuchen würde, seinen Bruder von dem, was recht war, zu überzeugen.
Storn starrte ihn an. Dann sagte er gehässig: »Ich vermute, Ihr seid Hammerfells Bruder, der andere Zwilling. Ihr seid also der Mann, der meine Soldaten den ganzen Sommer über verfolgt und meine Anweisungen sabotiert hat.«
Conn antwortete: »Heute nacht, Sir, hatten wir keine Gelegenheit, Eure Anweisungen zu sabotieren. Ist es ein Verbrechen, einer Frau und sechs kleinen Kindern bei strömendem Regen ein Dach über dem Kopf zu gewähren?«
Der alte Mann hatte den Anstand, bei diesen Worten zu erröten, aber er fuhr fort: »Eure Männer haben die Anarchie unterstützt – meine Pächter zum Aufstand und zur Rebellion aufgehetzt.«
»Nichts dergleichen haben sie getan«, verwahrte sich Conn dagegen. »Ich bin diesen Sommer über in Thendara gewesen – und in meinem ganzen Leben ist es mir nicht in den Sinn gekommen, irgendwen zum Aufstand oder zur Rebellion aufzuhetzen.«
»Und vermutlich habt Ihr auch meinen Neffen nicht getötet?« fragte der alte Mann gereizt.
Conn erschrak. In der Hitze dieses Streitgesprächs hatte er die Blutrache selbst völlig vergessen. Und so antwortete er: »Es stimmt, wir haben Dom Rupert im Kampf getötet. Aber er war bewaffnet und griff mich und meine Männer auf einem Boden an, der seit Jahrhunderten zu Hammerfell gehört. Ich empfinde deswegen keine Schuld. Man kann mir eine Blutrache, die begonnen hat, als Ihr und ich noch gar nicht geboren waren, nicht zum Vorwurf machen. Ich habe diese Feindschaft geerbt – und ich habe es Euch zu danken, daß sie mein einziges Erbe war, Sir.«
Storn musterte ihn grimmig. »Daran mag etwas Wahres sein. Allerdings habe ich jahrelang geglaubt, die Fehde sei dadurch beigelegt worden, daß niemand mehr am Leben sei, der sie
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