Darkover 18 - Hasturs Erbe
sehe, daß Ihr, Lord Regis, bereits die beste Fähigkeit der Comyn beherrscht, nämlich mit vielen Worten nichts zu sagen. Genug von diesem Herumschleichen um den heißen Brei! Beltran, sag ihnen, was du von ihnen erwartest!«
Beltran begann noch einmal, seine Ziele darzulegen, die Darkover in die Unabhängigkeit, zur Autarkie, führen und ihnen ermöglichen sollte, Raumfahrt zu betreiben. Ich lauschte noch einmal und verfiel ein letztes Mal diesem Traum. Ich wünschte - und alle Götter, die es jemals gegeben hat, werden wissen, wie sehr ich es wünschte -, daß dieser Plan umgesetzt würde. Wenn Danilo uns helfen würde, mehr Telepathen zu erwecken, wenn man Beltrans eigene Fähigkeiten an den Tag bringen könnte, wenn wir eine andere Energiequelle als die unmögliche Sharra hätten…
Beltran schloß seine Rede, und ich wußte, daß zumindest in diesem Moment unsere Gedanken den gleichen Weg gingen: »Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir von deiner Hilfe abhängig sind, Danilo. Du bist ein Katalysatortelepath, eine der seltensten Begabungen unter den Psi-Kräften, und wenn du sie in unseren Dienst stellst, steigen unsere Erfolgschancen ungeheuer. Man braucht wohl nicht zu erwähnen, daß man dich über alle Vorstellungen hinaus entlohnen würde. Du wirst uns doch helfen, oder?«
Danilo begegnete dem ansteckenden Lächeln mit einem leicht erstaunten Stirnrunzeln. »Wenn das, was Ihr tut, eine so gerechte und richtige Sache ist, Lord Aldaran, warum habt ihr dann zum Mittel der Gewalt gegriffen? Warum habt Ihr mich nicht aufgesucht, es mir erklärt, um meine Hilfe gebeten?«
»Komm, komm«, antwortete Beltran gutmütig, »kannst du mir das nicht vergeben?«
»Ich vergebe Euch gern, Sir. Eigentlich bin ich Euch nicht wenig dankbar dafür. Andernfalls hätte ich mich vielleicht in eine Sache hineingedrängt gefühlt, von der ich nicht gänzlich überzeugt gewesen wäre. Jetzt bin ich mir nicht so sicher. Ich habe zu schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die wohlgesetzte Worte reden, aber das tun, was immer sie für angemessen halten, um zu bekommen, was sie wollen. Wenn Eure Sache eine gute Sache ist, sollte ich meinen, jeder Telepath würde sich glücklich schätzen, Euch helfen zu können. Wenn mir das jemand klarmachen kann, dem ich vertraue, und wenn mein Herr mir die Erlaubnis gibt… « - er wandte sich Regis zu und verbeugte sich - »… dann stehe ich Euch zu Diensten. Aber zuerst muß ich völlig überzeugt sein, daß Eure Motive und Ziele so lauter sind, wie Ihr es darstellt… « - er blickte Beltran direkt in die Augen, und ich schnappte über seinen Mut nach Luft - »… und nicht lediglich nette Worte, um Machthunger und persönlichen Ehrgeiz zu kaschieren.«
Beltran wurde rot wie ein Truthahn. Er war es nicht gewohnt, daß ihm jemand Paroli bot, und daß ihm dieser schäbige Niemand eine Lektion in Moral hielt, konnte er nicht ertragen. Eine Sekunde lang dachte ich, er würde den Jungen schlagen. Wahrscheinlich fiel ihm rechtzeitig wieder ein, daß Danilo der einzige bekannte Katalysatortelepath war, der erwachsen und voll funktionsfähig war, denn er hatte sich unter Kontrolle, wenn ich auch seine unterschwellige Wut spüren konnte. Er sagte: »Würdest du Lew Altons Urteil trauen?«
»Ich habe keinen Grund, ihm nicht zu trauen, aber… « Und er wandte sich Regis zu. Ich wußte, daß er am Ende seines Widerstands angelangt war.
Ich wußte auch, daß Regis ebenso starke Angst wie Danilo empfand, aber ebenso entschlossen war. Er sagte: »Ich werde keinem Urteil trauen, ehe ich nicht gehört habe, was Lew dazu zu sagen hat.«
Kadarin sagte knapp: »Wollt ihr beiden Jungen, die ihr keine Ahnung von Matrixtechnologie habt, einen ausgebildeten Telepathen in Dingen beurteilen, die nur in seiner Kompetenz liegen?«
Regis warf mir einen bittenden Blick zu. Nach einer langen Pause, in der ich ihn geradezu um Worte kämpfen spürte, sagte er: »Seine Kompetenz beurteilen - nein. Aber beurteilen, ob ich bewußt… seine Motive und Mittel unterstützen kann - hier kann ich keinem anderen Urteil als meinem eigenen trauen. Ich werde dem zuhören, was er zu sagen hat.«
Beltran sagte: »Sag ihnen, Lew, was wir tun müssen, damit Darkover als unabhängige Welt überlebt und nicht als Sklavenkolonie des Imperiums.«
Alle Augen richteten sich plötzlich auf mich. Dies war der Augenblick der Wahrheit und ein Moment großer Versuchung. Ich öffnete die
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