Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
und ich stehe dir zur Verfügung.«
Regis erkundigte sich: »Wie ist dein Name?«
»Mein Name ist sehr lang und wäre in eurer Sprache schwer auszusprechen. Als ich noch klein war, nannte ich mich selbst s’Keral. Ihr könnt mich Keral nennen, wenn ihr wollt.«
Regis rief einen Diener und gab ihm die Botschaft mit, das Flugzeug solle startklar gemacht werden. Ihm drehte sich der Kopf.
Es war erst ein paar Monate her, daß der Medizinische Dienst des Terranischen Imperiums mit dem Projekt begonnen hatte, telepathische Kräfte zu studieren. Nicht mehr als ein knappes halbes Dutzend Darkovaner hatten sich freiwillig zur Mitarbeit gemeldet. Und nun bot sich ihnen von selbst ein Chieri an, ein Mitglied der ältesten und am wenigsten bekannten nichtmenschlichen Rasse auf Darkover, die der Menschheit (ungeachtet der alten Geschichten, die nicht mehr als Legenden waren, über Chieri und Sterbliche) immer am fernsten gestanden hatte. Und jahrhundertelang hatte sie sich sogar vor den Comyn versteckt!
Wie war es dazu gekommen, und was würde sich daraus entwickeln?
Regis fiel ein, daß er nicht einmal zu entscheiden vermochte, ob dies fremde Wesen aus dem Wald männlich oder weiblich war. In seiner Sicherheit und Kraft und der prompten Art, mit der es Danilo beruhigt hatte, wirkte es wie ein Mann. Doch die Zartheit von Stimme und Händen, das wallende Haar und die leichte Kleidung, die Scheu und das Schutzbedürfnis, mit der es sich, als sie durch die Tür gingen, in erneuter Panik an Regis’ Hand klammerte, waren ganz und gar weiblich. Kennen die Chieri überhaupt Geschlechter? Ein alter Witz über die nichtmenschlichen Cralmacs war auf Darkover sprichwörtlich geworden: Das Geschlecht eines Cralmac interessiert niemanden als einen anderen Cralmac. So ähnlich, dachte Regis, mußte es auch mit der scheinbaren Geschlechtslosigkeit des Chieri sein.
Ich darf nicht vergessen, daß Keral nicht menschlich ist. Von dem Augenblick an, als es den Rapport mit mir aufnahm, schien mir Keral nur zu menschlich zu sein, eher einer von meiner eigenen Art, als die meisten Leute, die ich kenne…
Kein Wunder, daß die Legenden von Männern berichten, die aus Liebe starben, nachdem sie ein Chieri im Wald gesehen hatten… und sich in Sehnsucht verzehrten nach einer Stimme, einer Schönheit, die keinem Sterblichen gegeben ist… Regis erschrak über die Wendung, die seine Gedanken genommen hatten. Er sagte zu Keral, ohne das Chieri anzusehen: »Wir brechen bald auf«, und ging, um sich von seinem Großvater zu verabschieden.
4
Ein Krankenhaus war ein Krankenhaus, auch am Ende der Galaxis. David erwachte früh und wußte nicht recht, wo er war, doch noch ehe er die Augen öffnete, kam ihm die Umgebung vertraut vor. Es war die Struktur des Lebens, das ihm zur zweiten Natur geworden war: Die Geistesabwesenheit geschäftiger Ärzte, die Schmerzen, die er von sich fernhalten mußte, die geschwinden Schritte der Heilung.
Dann öffnete er die Augen und erinnerte sich, daß er auf Darkover war, ungezählte Lichtjahre von seiner Heimat entfernt, und wenn sie ihn in einem Krankenhaus untergebracht hatten, so lag das nicht an dem Dr. med. den er immer noch vor seinen Namen setzen konnte, sondern an der im großen und ganzen medizinischen Natur dieses Projekts.
Abnormitäten und Telepathen - und ich werde einer von ihnen sein! Auf was für einem Planeten hat man mich abgesetzt?
Alles, was er von dieser Welt gestern abend nach der Landung gesehen hatte - Raumhäfen waren sich überall gleich -, war ein großer, leuchtender, schwach purpurfarbener Vollmond und eine kleinere Sichel, die niedrig an einem merkwürdig gefärbten Nachthimmel hing.
Das Licht hier drinnen war Erde-normal gelb, aber als er ans Fenster trat, sah er hohe, zerklüftete, dunkle Berge und eine große, flammende rote Sonne, die bereits hoch am Himmel stand. Er war spät angekommen, und man hatte ihn ausschlafen lassen. Wahrscheinlich würde früher oder später jemand nach ihm sehen. So viel Mühe David sich auch gab - und das hatte er schon unterwegs auf dem Schiff getan -, er brachte nicht viel Begeisterung für das Projekt auf. Teufel, er wollte gar nicht mehr über dies abnorme Talent wissen, das seine erwählte Laufbahn zerstört hatte, er wollte es loswerden!
Er kehrte der fremden Sonne und den Bergen den Rücken und ging ins Badezimmer. Nun ja, dachte er, vielleicht hilft mir dies Projekt, und wenn nicht, wird es
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