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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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versilbertes Haar, das aufwärts gerichtete Gesicht verklärt, fast nicht mehr menschlich; Missy, dahingetrieben wie ein Blatt; Conner, willenlos von der Flut mitgerissen; Regis mit geschlossenen Augen in langsamen Bewegungen, und doch irgendwie einem fliegenden Pfeil gleichend. Und dann wurde David von seinen Freunden getrennt und in den Mittelpunkt des Strudels gefegt, der sich schneller und schneller drehte. Es war wie in einem Traum, nur daß sein Körper völlig wach und sich der Freiheit der Bewegung, der Anziehungskraft von Monden und Meer lustvoll bewußt war. Jeder einzelne Mond war ein lebendiges Prickeln in seinen Nerven, jeder einzelne Stern am Himmel übte seinen besonderen Einfluß auf sein Gehirn aus, und jeder Tänzer in der Menge war eine eigene Kraft. Mit unendlich geschärften Sinnen, die sich wie leuchtende Spinnenfäden beinahe sichtbar durch die dünne, duftende Luft erstreckten, berührte er jedes Einzelwesen, spürte seine Einmaligkeit, seine ureigene Freude.
   Und mehr. Und mehr. Im ganzen verheerten Land brachen die Blattknospen tapfer und ungesehen auf. Die Moose entfalteten sich unter dem Schnee. Das stille, geheime Leben der Vögel hier im Garten und weit entfernt in den Bergen und Wäldern, das Schleichen der nichtmenschlichen Katzenwesen, angetrieben von Hunger und Furcht, der steigende Saft im Blut der Tiere, der sie zur Paarung trieb - überall erwachte alles, überall war Frühling und Wiedergeburt und eine neue Welt. Ohne zu wissen, wie, sah David sie deutlicher, als sich beschreiben läßt, die alte Rasse mit den ernsten schönen grauen Augen, die wie die Kerals waren, und dem langen offenen Haar und der alterslosen Weisheit in ihren Herzen. Schon hatten sie sich damit abgefunden, daß ihr letzter Herbst zu Ende ging, und plötzlich spürten sie den neuen Frühling, so daß auch sie vor Freude an der überwältigenden Gewißheit einer Wiederkehr des Lebens tanzten und sprangen.
   (Und irgendwo von einem hochgelegenen Aussichtspunkt über dem Garten sah Andrea, wie die Rothaarigen vom Wahnsinn des Tanzes ergriffen wurden, und spürte mit ihren durch Jahrhunderte abgestumpften Sinnen das sprießende Leben und die Erneuerung. Sie stand wie gelähmt. In ihrem Inneren wurde gewaltsam an Türen gerüttelt, die vor langer Zeit verschlossen und verriegelt worden waren. Unerträgliche Erinnerungen quälten sie. Ihre Augen brannten in stummer Wut.)

Der drängende Rhythmus der unsichtbaren Musik, das Leben des Planeten selbst, die magnetischen Ströme des Frühlings pulsierten in ihnen allen, erweckten sie zu der totalen Ekstase der Welt. Sogar die Sterbenden spürten den Ruf, das Leben kämpfte und behauptete sich gegen die Herrschaft des Todes und der Vernichtung auf einem hilflos um sein Weiterbestehen ringenden Planeten. Regis war es, in dem der Quell des erneuerten Lebens zuerst die explosive Gewalt des Verlangens erreichte. Immer noch mit geschlossenen Augen tanzend, zog er das Mädchen neben sich in seine Arme. Zusammen sanken sie in das weiche Gras.
   Und dann wurde einer nach dem anderen aus dem Tanz des Lebens hinausgeschleudert, und zu zweit und zu dritt fielen sie nieder. David spürte, wie die Woge sich in seinem Inneren aufbäumte, sich über seinem Kopf brach, ihn blind und betäubt zurückließ. Vage war er sich der Hände auf seinem Körper bewußt, eines Flüsterns, des Gesichts eines Mädchens von exquisiter Schönheit, umgeben von Massen flammenden Haars. Er wurde aus dem Tanz gelöst und sank in ihre Arme. Es war ihm kaum bewußt, wie es geschah, aber innerhalb von Sekunden, so schien es, lagen sie beisammen, nackt auf dem warmen, mondbeschienenen Gras. Es war wie Wahnsinn, mit dem feuchten Duft der Blüten rings um sie, und überall in der Nacht waren Laute der Liebe zu hören: Küsse, Gemurmel, das Niedersinken der letzten Tänzer, Leidenschaft, Schreie des Hungers, der Sättigung. In blindem und taubem Begehren riß David das Mädchen an sich.
   Und doch - blind? taub? Oder mehr erfassend als mit allen seinen gewöhnlichen Sinnen, weil er sie nicht länger benutzte? Nicht ich allein, erkannte er, als er für einen zeitlos kurzen und doch unendlichen Augenblick mit der durch Liebe verwandelten Süßigkeit Kerals verschmolz (Hier bin ich, wieder mit dir vereint, Geliebter… ) , und dann war es, als falle das letzte Kleidungsstück, als sei er zum ersten Mal in seinem Leben völlig nackt.
   Er fühlte mit einer nie gekannten Intensität Linneas weiche

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