Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
stopfe ich Barrett das Ding in sein freches, vorlautes Maul hinein, und es stört mich nicht im Geringsten, dass ich ihm dabei mehr als einen Zahn ausschlagen muss. Wie gesagt – ich muss hier ja nicht putzen. Martin starrt mich an wie einen Geist, und mir wird klar, dass das langsam für den Jungen zu viel wird.
»Warte im Auto auf mich, Martin«, sage ich. Meine Stimme ist ganz sanft und ich tätschle Martin die Backe, damit er sich beruhigt. »Ich komme gleich nach. Ich hab hier noch was zu erledigen.«
Martin schluckt, und weil ich ein sensibler Typ bin, merke ich, dass ihm schlecht wird und er mit dem Inhalt seines Magens kämpft. Er zittert, dann nickt er und rennt nach oben.
Und ich? Ich bin schließlich vernünftig.
Da können Sie jeden fragen.
Außer vielleicht Nicky.
Und den guten Dr. Barrett.
Stimmt’s, Dr. Barrett?
»Dr. Baarreeeeett?«
Die Stille des St. Helena Parks
von John Beckmann
Kapitel 14 - Band 3
Als ich die Bretter aus dem Bauzaun hebele und durch die schmale Öffnung schlüpfe, kündigt sich hinter den Flachdächern der Marley Avenue bereits die Morgendämmerung an. Noch ist die Luft kühl, aber der Himmel ist wolkenlos. Es wird ein warmer Tag werden.
Der Rohbau liegt in einer Senke, im Schatten des Nachbarhauses. Vorsichtig klettere ich den kurzen Abhang hinunter und steige über die kniehohe Außenwand. Die Bauarbeiten haben erst vor wenigen Tagen begonnen, doch die niedrigen Backsteinmauern zeichnen jetzt bereits einen klaren Grundriss des Hauses. Ich betrete die Küche und gehe durch den Flur weiter ins nächste Zimmer, vermutlich das Esszimmer. Dahinter liegt der tote Raum; ein etwa einen Yard breiter, L-förmiger Gang. Er verläuft zwischen den Wänden des Esszimmers und des weiter nördlich gelegenen Raums, vermutlich das Wohnzimmer. An der Ecke knickt er nach Norden ab, verläuft zwischen dem Wohnzimmer und einem weiteren Flur. Ich schätze seine Länge auf insgesamt gut fünfzehn Yards. Ein fünfzehn Yards langer Gang, der nicht betreten werden kann, zu dem es keine Türen gibt. Ein toter Raum.
Ich hole mein Notizbuch hervor und fertige eine grobe Skizze an. Plötzlich eine Stimme: »He, was machen Sie da?«
Ich drehe mich um. Oberhalb der Grube steht ein kleiner, dicker Mann mit Schiebermütze.
»Gar nichts«, sage ich und steige über die Außenwand. »Ich sehe mich nur etwas um.«
»Das Betreten der Baustelle ist verboten!«
Ich gehe zum Rand der Grube, und der dicke Mann beobachtet mich misstrauisch. Als ich stehen bleibe, löst sich sein Blick von mir und wandert über die Baustelle. Anscheinend sucht er nach weiteren Eindringlingen. Er kneift die Augen zusammen. »Ich könnte den Schutzmann rufen.«
»Das ist nicht nötig«, entgegne ich. »Mein Name ist Samuel Wilcomb. Ich bin Reporter.«
»Aha«, macht der dicke Mann.
»Ich schreibe für die ›Porterville Times‹«, sage ich und setze mein sympathischstes Lächeln auf, »der ersten Tageszeitung für ganz Porterville.«
»Noch nie davon gehört.«
»Sie erscheint auch erst ab Montag«, sage ich.
»Aha«, macht er noch einmal.
Einige Männer in Arbeitshosen gehen an uns vorbei zum anderen Ende der Grube. Sie schenken uns keine Beachtung, aber der dicke Mann entspannt sich etwas.
»Kommen Sie erst mal da raus!«, sagt er.
Ich steige die kurze Anhöhe hinauf. Der Abstieg war bedeutend leichter, ich komme ins Rutschen. Der dicke Mann grunzt.
»Und setzt sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen!«, sagt er. »Bevor ich es mir anders überlege!«
Er reicht mir gerade einmal bis zur Schulter.
»Wer leitet diese Baustelle?«, frage ich und klopfe den Staub von meiner Hose.
»Was interessiert Sie das?«, fragt er zurück und hakt die Daumen unter seine Hosenträger.
Ich unternehme einen weiteren Versuch. »Ich hätte lediglich einige Fragen zu der … zu der Bauweise. Ich würde gerne einen Artikel darüber schreiben.«
»Der Boss mag es nicht, wenn sich hier jemand rumtreibt«, sagt der dicke Mann. »Vor allem nicht, wenn es neugierige Presse-Fritzen sind!«
Er grinst mich an. Seine Wangen sind unrasiert, unter der Mütze sprießt blondes Haar wie Heu hervor. Mein Lächeln verschwindet.
»Ich würde gern mit Ihrem Vorarbeiter sprechen«, sage ich.
»Ich bin der Vorarbeiter«, sagt er und drückt den Bauch heraus. Sein Grinsen wird breiter. »Und ich sage Ihnen, dass Sie verschwinden sollen!«
Einen Augenblick lang starre ich ihn an. Mein Kopf wird schwer, und ich will den ungehobelten Kerl einfach
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