Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
uns aus der Bar und schlägt mir wuchtig auf die Schulter: »Scheiße, Mann! Dem hast du gut einen eingeschenkt!«
»Musste das sein?«, fragt Herb. »War das wirklich nötig?«
Ich zucke mit den Schultern.
Die Tür öffnet sich wieder und Kirkland kommt dazu. »Du hast dem großen Häuptling die Nase gebrochen.«
Für einen Augenblick sind alle still.
»Du weißt, wie es manchmal ist«, sagt Herb. »Ein Wort gibt das andere und dann … außerdem hat dein Chef zuerst zugeschlagen. Der Kleine hat sich nur verteidigt.«
»Und wie er das hat!« Kirkland lacht. »Kommt mit, ich hab noch ’ne Flasche Whiskey im Wagen. Darauf müssen wir anstoßen!«
Jacob schlägt mir wieder auf die Schulter. »Unglaublich, Mann! Du hast Trosman umgehauen! Einfach unglaublich!«
»Ist auch alles in Ordnung bei dir?« Herb schaut mich prüfend an.
Ich grinse schief, mein Kiefer ist taub.
»Na, klar«, sage ich schwerfällig. »Bunks billiger Fusel hat mich auf die Bretter geschickt. Nicht diese Schwuchtel von der Mordkommission!«
Wir sitzen auf den Pollern der Ausflugsboote und trinken Whiskey. Unter uns branden die Wellen an die Kaimauer, von der anderen Seite der Bucht hallt ab und an ein metallisches Stampfen zu uns herüber.
»Die sind wie wir«, sagt Herb und zeigt auf die hell erleuchteten Kräne. »Die sind genauso wie wir. Die verladen den Scheiß Tag und Nacht. Die verladen ihn und schicken ihn weg. Raus in die Welt. Irgendwohin. Hauptsache, weg! Genauso wie wir.« Herb ist in seiner eigenen Welt, bei den Verladekränen.
»Das mit dem Selbstmord von diesem … diesem Shipman«, nuschele ich und lehne mich in Kirklands Richtung. »Das ist doch ’ne ganz große Verarschung, oder?«
Kirkland nickt. »Wer fesselt sich schon die Füße, bevor er sich umbringt?«
»Er hat was?«
»Seine Füße waren gefesselt. Mit einem Strick.«
Ich brauche einige Sekunden, um das Gehörte zu verstehen. »Aber das … das muss doch … wie kann dann noch jemand behaupten, es sei Selbstmord gewesen?«
Kirkland schaut mich an. Er wirkt erstaunlich nüchtern. »Willkommen in Porterville, mein Junge!«
Wir reden wenig an diesem Tag. Ich glaube, Herb ist schlecht drauf, weil er sich mit Tiff gestritten hat. Vielleicht ist er auch sauer auf mich, weil ich verschlafen habe.
»Meinst du, da kommt noch was?«, frage ich. »Wegen gestern?«
»Offiziell?«, fragt Herb.
Ich nicke.
»Offiziell nicht«, sagt er. »Was im ›Bunks‹ passiert, bleibt im ›Bunks‹. Aber du kannst deinen Arsch drauf verwetten, dass er einen Rückkampf will. Was meinte er damit eigentlich?«
»Womit?«
»Dass du niemanden schlägst, der keine Handschellen trägt.«
»Keine Ahnung«, sage ich. »Ist halt ’n Arschloch.«
Herb nickt. Ich erzähle ihm nicht noch einmal, was ich unten im Keller in der Dunkelheit gesehen habe. Ich erzähle ihm nicht von dem Tappen und von dem Wesen mit den gelben Augen, das sich die Tarotkarten geholt hat. Er würde mir nicht glauben. Ich würde mir auch nicht glauben.
Ich war betrunken, als ich Emily das erste Mal betrogen habe. Aber wahrscheinlich hätte ich es auch getan, wenn ich nüchtern gewesen wäre. Als ich das erste Mal während eines Verhörs jemanden geschlagen habe, war ich ebenfalls betrunken. Sammy Jenkins hieß der Mann, und ich würde es immer wieder tun, weil er es verdient hatte. Und auch jetzt vor der versiegelten Tür von Dobkins Wohnung bin ich betrunken. Wäre ich nüchtern, würde ich vielleicht eine Stimme in meinem Kopf hören, die mich anschreit, es nicht zu tun. Aber die Flasche Scotch ist leer, und drei kräftige Tritte später steht die Tür zu Dobkins Wohnung offen.
Zur Linken befinden sich das kleine Wohnzimmer und der Balkon. Zur Rechten die Küche und der Kühlschrank.
›Er ist gesprungen‹, denke ich. ›Er hatte es nicht weit. Küche, Flur, Wohnzimmer, Balkon: keine sechs Yards. Eine niedrige Brüstung, zwei Sekunden freier Fall, dann Dunkelheit. Dann Vergessen.‹
Ich gehe in die Küche und schalte das Licht an. Der ›Frozen King A plus‹ beherrscht den Raum, links und rechts von ihm an die Wand gedrückt Spüle und Herd. Als ich meine Hand auf den Griff des Kühlschranks lege, habe ich die Glock bereits gezogen. Mit einem Ruck öffne ich die Tür. Der ›Frozen King‹ ist leer. Die Abstellflächen wurden aus den Schienen entfernt und liegen auf dem Boden des Kühlschranks. Eine dunkle Flüssigkeit quillt zwischen ihnen hervor. Durch das Milchglas erkenne ich eine zerdrückte
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