Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
Seine Augen waren geschwollen und mit irgendeinem grünlich-weißen Zeug verklebt, das aussah wie getrocknete Popel. Die Dreckmenge auf seinem Gesicht machte es schwer, zu bestimmen, ob er schwarz, weiß oder etwas anderes war.
»Hi.« Jane streckte ihm den Karton entgegen. »Schönes Mittagessen.«
»Ich will drei Sandwiches.« Sein Atem stank nach verfaulten Zähnen und saurem Wein.
Jane schüttelte nur den Kopf und machte eine auffordernde Geste mit dem Karton.
»Drei«, beharrte er und versuchte, über den Tresen nach dem Stapel eingewickelter Brote zu greifen.
Jane kreischte und wich zurück, bis sie gegen die Leiterin der Anlaufstelle stieß, die sie zur Seite schubste und ihren Platz einnahm.
»Also, Sie wissen doch, dass Sie nur ein Sandwich bekommen, Mr Patterson«, sagte die Leiterin mit süßer Stimme, als sie ihm den Karton mit dem Essen in die Hand drückte. »Sonst haben wir nicht genug für alle anderen.«
Patterson murmelte: »Verdammte Niggerin«, bevor er sich den Karton schnappte und zur Getränkeausgabe weiterging.
»Haben Sie gehört, wie er Sie genannt hat?«, fragte Jane.
»Letzte Woche hat er mich als verfickte Spaghettifresserin bezeichnet«, meinte die Managerin. »Ich glaube, seine Augeninfektion wird endlich besser.«
Jane versank in gekränktes Schweigen, während sie weiter Essen an die Obdachlosen ausgab. Einige waren dreckige alte Männer wie der unflätige Mr Patterson, andere waren knochige Frauen mit Geschwüren um den Mund und an den Armen. Es standen auch ein paar Teenager wie Jane in der Schlange, aber sie waren genauso dreckig und stanken ebenso wie die Alkoholiker und Junkies.
Aber auch ein gut aussehender Kerl wartete in der Schlange, und er hielt alles eine Weile auf, weil er sie anstarrte. Außerdem roch er toll, wie ihre Lieblingsschokolade. Jane tat so, als würde sie es nicht bemerken, aber der Mann setzte sich an den Tisch direkt gegenüber von ihrem Posten und beobachtete sie.
Sie mochte ältere Kerle, und der hier hatte wirklich tolle Augen.
»Lady.« Ein kleines, schwarzes Mädchen spähte über den Rand des Tresens und lenkte Jane ab. »Kann ich Schokokekse haben?«, fragte sie mit einem Lächeln, das enthüllte, dass sie vor Kurzem ihre Vorderzähne verloren hatte.
Jane wusste, dass der süße Kerl sie beobachtete, also setzte sie ein mitfühlendes Lächeln auf. »Es tut mir leid, Süße, aber wir haben keine Kekse.«
»Miststück, red nicht mit meinem Baby.« Eine große, grimmig dreinblickende Schwarze kam von der Getränkeausgabe zurück und riss das kleine Mädchen in ihre Arme. »Gib mir einfach nur ihren Karton.«
Jane gab ihr die Kiste, sah auf und entdeckte, dass der süße Kerl gegangen war. »Mist.«
»Was hast du gesagt?«
»Nichts.« Jane schreckte zurück. »Tut mir leid.«
Janes Magen war ein einziger großer Knoten, und sie hatte schreckliches Kopfweh, nachdem schließlich alle bedient waren. Als sie endlich nach Hause gehen durfte, wollte sie nichts mehr, als ihre Kleidung zu verbrennen und eine Woche unter der Dusche zu verbringen.
»Gib das bei deinem nächsten Termin deinem Betreuer«, sagte die Leiterin und gab ihr ein ausgefülltes Formularblatt. »Es dient als Beweis, dass du eine volle Schicht hier gearbeitet hast.«
Jane warf einen Blick darauf. Es war ihre erste Bewertung, und sie war nicht im Mindesten so ausgefallen, wie sie erwartet hatte. »Sie haben mich nur als durchschnittlich bewertet.«
Die Leiterin fing an, die leeren Kartons ineinanderzustapeln. »Mmm.«
Jane traten Tränen in die Augen. »Das ist so unfair. Ich habe drei Stunden lang hier gestanden und Kartons ausgegeben. Ich habe alles getan, was Sie mir gesagt haben.«
»Du arbeitest nicht schnell genug, du hast zwei Klienten verärgert, und deine Einstellung ist schrecklich«, erklärte die Frau rundheraus. »Aber du warst zum ersten Mal hier, also bin ich bereit, dir noch eine Chance zu geben.«
»Meine Einstellung ist prima«, behauptete Jane.
»Okay, dann solltest du dich an meinen Namen erinnern, weil ich mich dir nämlich vorgestellt habe, als deine Schicht begonnen hat.« Die schwarze Frau beobachtete eine Minute lang, wie sie sich wand. »Ich heiße Alice.«
»Alice. Richtig.« Jane schmollte.
»Lunchboxen auszugeben ist der einfachste Job an dieser Anlaufstelle, Ms Moran«, fuhr Alice fort. »Was willst du nächste Woche machen, wenn du beim Abendessen hilfst und diesen Leuten warmes Essen servieren musst? Willst du sie damit
Weitere Kostenlose Bücher