Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
stürzte, den Mund zu einem Schrei geöffnet …
    Alex tastete wild um sich, bis sie einen Türknauf fand, und stolperte in ein Zimmer. Lilienduft hüllte sie ein wie eine kühle, parfümierte Hand.
    »Guten Abend.« Eine Frau in einem blassgelben Kleid blickte von dem Stickrahmen in ihrer Hand auf. »Sie sind bestimmt Dr. Keller.«
    »Alex. Hi.« Sie musste ein paarmal blinzeln, bevor ihr Kopf wieder klar wurde, und dann machte sie das blendende Licht im Zimmer ein bisschen schwindelig. Es sah aus, als würden an den Wänden nur goldene Spiegel hängen. »Sind Sie Lady Elizabeth?«
    »Das bin ich.« Elizabeth legte ihre Stickarbeit in einen Korb neben ihrer Hüfte. Sie stand auf und knickste elegant. »Bitte, kommen Sie doch herein; leisten Sie mir Gesellschaft.«
    Alex blinzelte in das Strahlen im Zimmer, das von den dreieinhalb Meter hohen spiegelnden Paneelen an den Wänden zu kommen schien. Als ihre geblendeten Augen sich langsam daran gewöhnt hatten, konnte sie erkennen, dass es tatsächlich massive gelb-orangene Spiegel waren. Sie reflektierten das Licht, das von den wie Flammen geformten Glühbirnen in einem Dutzend Kandelabern aus Messing kam, die an den Wänden hingen. Noch mehr glasartige, polierte Dingsbumse in allen möglichen Gelbschattierungen von Dunkeltopas bis Blassgelb glitzerten auf hübschen kleinen Regalen und in Nischen.
    Das Aroma von Honig, Cognac, Lilien und einer Art Öl schlug Alex entgegen. Die ungewöhnliche Kombination schien vor allem aus den gold glänzenden Wänden zu kommen.
    Alex sah auf den Boden, der mit Intarsien aus seltenen Hölzern und Elfenbein und noch mehr topasfarbenen Steinen in Form eines sehr komplizierten Mosaiks verziert war, bevor sie sich wieder auf die Frau konzentrierte. »Wo ist Ihr Mann?«
    »Das weiß ich nicht.« Elizabeth lächelte wie eine blonde Mona Lisa. »Ich sehe, Sie bewundern mein Zimmer. Es gibt nichts auf der Welt, das ihm ähnlich ist.«
    Abgesehen von der Farbe des Urins eines Patienten mit Nierenversagen. Alex versuchte, etwas Nettes zu sagen. »Sehr, äh, hell und freundlich.« Wenn man sich gerne die Retina frittieren ließ.
    »Es ist das Янтарная Ќомната.«
    »Gesundheit.«
    Richards Frau kicherte. »Das ist der richtige Name, Doktor. Auf Englisch bedeutet das ›Bernsteinzimmer‹.«
    »Das hier ist es?« Selbst Alex hatte von dem Juwelenzimmer von Zar Peter dem Großen aus dem achtzehnten Jahrhundert gehört, das von den Nazis gestohlen und während des Zweiten Weltkrieges verschwunden war. »Das echte.«
    »Ja. Kurz bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, hat mein Mann die Russen dazu überredet, ihm zu erlauben, es zu entfernen und vor den Naziplünderern in Sicherheit zu bringen.« Sie ging zu einem Mosaik aus Onyx und Marmor und strich über den Rand. »Es hat die preußischen Kunsthandwerker sechs Tonnen Bernstein und zehn Jahre gekostet, dieses Zimmer zu erschaffen.«
    »Das ist toll.« Tatsächlich war es ein bisschen ekelig, wenn man bedachte, dass bei Bernstein oft Ungeziefer in dem versteinerten Baumharz eingeschlossen war, aber Alex versuchte, höflich zu sein. »Wann werden Sie es zurückgeben?«
    Elizabeth warf ihr einen mitleidigen Blick zu. »Meine Liebe, die Russen glauben, dass es vor über sechzig Jahren von einem Feuer in Königsberg zerstört wurde.«
    Alex runzelte die Stirn. »Dann haben Sie es gestohlen.«
    »Bernstein, der nicht vernünftig gepflegt wird, zerfällt zu Staub«, meinte Elizabeth. »Ich habe das größte Kunstwerk, das jemals aus Bernstein geschaffen wurde, vor der Zerstörung bewahrt.«
    Das war eine Art, es zu sehen. »Habe ich nicht irgendwo gelesen, dass ein millionenschwerer Unternehmer das Zimmer nach alten Bildern und Zeichnungen des Originals hat nachbilden lassen?«
    »Eine armselige Kopie.« Elizabeth’ Gesicht verdunkelte sich. »Nichts ist mit der wahren Schönheit des Bernsteinzimmers zu vergleichen.«
    »Ich schätze nicht.« Alex bemerkte, dass in fast allen Nischen Bernsteinstatuen einer sehr vertrauten Gestalt standen. »Sie sind Katholikin, nehme ich an.«
    »Ich war es.« Richards Frau kehrte zu dem Samtsofa zurück und nahm ihre Stickarbeit wieder hoch. »Setzen Sie sich, Doktor. Wir haben viel zu besprechen.«
    Alex nahm auf einem der mit Bildern bestickten Stühle Platz, der ungefähr so bequem war wie ein mit Leinwand bezogener Felsen. So viel zu großartiger Kunst. »Ich nehme an, Sie wissen, dass Ihr Mann mich entführt hat und mich hier gegen meinen Willen

Weitere Kostenlose Bücher