Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
ihren Laptop einschaltete, »aber ich werde es schaffen. Ich bin vielleicht nur ein Mensch ohne Superkräfte, und ich brauche eine Waffe, um jemanden zu töten, aber ich bin immer noch Polizist – und du nicht.«
Sam loggte sich von zu Hause aus in die Datenbank des Dezernats ein, indem sie ihr Fernzugriffspasswort benutzte, und rief den Grundriss von Lucans Nachtclub auf. Im Zuge der neuen Terrorismusgesetze waren die Grundrisse aller Gebäude in der Stadt eingescannt worden und wurden laufend aktualisiert. Sam hatte schon beim Sondereinsatzkommando und im Einbruchsdezernat gearbeitet, deshalb wusste sie, wie man Eingänge finden konnte, die Zivilisten nicht direkt als solche erkannten.
Laut Plan verfügte Lucans Gebäude über zwei Nottreppen, aber diese konnten vom Boden aus nicht erreicht werden, es sei denn, sie wurden vorher heruntergelassen. Es gab jedoch einen Wartungsraum mit einem Ausgang auf der Rückseite des Gebäudes, der über zwei Flure mit dem Nottreppenhaus verbunden war.
Das war ihr Weg hinein.
Sie zog sich ihre dunkelsten Klamotten und den Waffengürtel anstelle des Schulterpolsters an, damit ihre Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt war. Nachdem sie ein Brecheisen und ein paar Dietriche eingesteckt hatte, griff sie nach ihrem Schlüssel und lief die Treppe hinunter.
Auf dem Weg zum Strand ging Sam im Kopf noch mal alle Momente durch, die sie mit Lucan verbracht hatte. Sie wusste, dass sie machte, was viele Frauen taten – sie dachte darüber nach, was sie falsch gemacht haben könnte –, aber es half ihr auch, ihre eigenen Gefühle zu verstehen.
Natürlich hatten sie nicht viel Zeit miteinander verbracht, aber die wenigen Stunden waren dafür extrem explosiv gewesen. Lucan hatte sie an jenem ersten Abend in seinem Büro angemacht und noch einmal bei ihrem zweiten Besuch. Sie war sicher, dass die Anziehungskraft zwischen ihnen auf beiden Seiten echt gewesen war. Lucan ging vielleicht mit vielen Frauen ins Bett, aber als sie ihm grünes Licht gegeben hatte, war er vor allem um ihre Sicherheit besorgt gewesen. Ein Mann, der nur mit einer Frau schlafen wollte, machte sich keine Gedanken darüber, wie er sie schützen konnte.
Und jetzt diese überraschende absolute Ablehnung.
Es ergab einfach keinen Sinn. Etwas anderes war noch hinzugekommen. Etwas, mit dem sie nichts zu tun hatte.
Was hatte Burke gesagt? Die Situation ist zu gefährlich geworden für menschliche Einmischung .
Daran musste es liegen – aber was für eine Situation, und was machte sie gefährlich?
Sam parkte ein Stück vom Infusion entfernt. Vor dem Eingang warteten die üblichen Gäste, und mehrere von Lucans Wachen standen in jeweils fünf Meter Abstand an der Vorderfront des Gebäudes. Die Gasse hinter dem Block schien leer zu sein. Sie ging einen Block weiter und näherte sich dem Gebäude zu Fuß von der Gasse aus.
Die Schlösser an der äußeren Tür des Wartungsraums brachen unter dem Stemmeisen – bei all der Sicherheit, auf die Lucan Wert legte, hatte niemand darauf geachtet, Bolzenschlösser zu nehmen –, und Sam schlüpfte hinein. Eine der großen Klimaanlagen, die das Gebäude kühlten, summte vor sich hin, während sie vorbeiging, wurde lauter, als sie ansprang, aber niemand erschien, um Sam aus dem Gebäude zu schmeißen. Sie folgte dem Flur bis zu der Tür, die ins Treppenhaus führte und die nicht abgeschlossen war. Dort blieb Sam stehen und lauschte, aber sie konnte nur die Klimaanlage hören.
Es beruhigte sie nicht. Das hier ist zu einfach.
Sie zog ihre Waffe und stieg die schwach beleuchtete Treppe hinauf. Es dauerte einen Moment, bis sie nach ganz oben ins Penthouse gelangte, aber als sie dort war, öffnete sie die Zugangstür einen Spalt und lauschte. Sie hörte nur Stille und sah einen leeren Flur durch das kleine Fenster in der Tür, also trat sie ein.
Der Duft von Jasmin folgte ihr durch die Suite, doch eine schnelle Durchsuchung ergab, dass auch sie leer war. Sie konnte Musik aus dem Club sechs Stockwerke unter ihr heraufschallen hören, und als sie nach dem Fahrstuhl sah, stellte sie fest, dass er sich ebenfalls im Erdgeschoss befand. Sie würde hier auf ihn warten müssen.
Ein klopfendes Geräusch unter ihren Füßen ließ sie zusammenzucken. Sie kniete sich hin und lauschte und hörte es erneut. Es war nicht mechanisch; es klang, als würde jemand gegen etwas treten. Sie ging zum Luftschacht der Klimaanlage und legte ihr Ohr an die Öffnung. Wieder hörte sie es, diesmal begleitet vom
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