Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
zweifellos noch mehr Medizin enthielt, die Leigh nicht retten würde, und leicht zu kauendes Essen, das er doch nicht mehr hinunterschlucken konnte.
Frances sah Lucan nur flüchtig an. »Was tut Ihr hier, Mylord? Ich hätte gedacht, Ihr wärt bereits auf dem Weg nach England.«
Lucan erinnerte sich dunkel daran, gestern Abend damit gedroht zu haben, das nächste Schiff nach London zu nehmen, nachdem er sie wieder vergeblich gebeten hatte, ihm zu erlauben, Leigh in ein Krankenhaus zu bringen und sie mit nach England zu nehmen.
»Ich fürchte, die Diener haben sich aus dem Staub gemacht«, sagte er zu ihr. »Sie weigern sich, in seine Nähe zu gehen.« Er versuchte, ihr das Paket abzunehmen, aber sie wich ihm aus. »Ich habe nichts gemacht, außer über ihn zu wachen«, versicherte er ihr. »Wir haben keinen einzigen Streit gehabt.« Es stimmte; er hatte sich nicht mit Leigh gestritten.
»Ihr wollt ihm nicht helfen, was für einen Grund solltet Ihr also haben zu bleiben?« Sie stellte das Paket auf den Sekretär. »Geht zurück nach England, Mylord. Euer Mitleid nützt uns nichts.«
Er versuchte, galant zu sein. »Ich kann dich nicht verlassen, meine Liebe. Es wäre nicht das Verhalten eines Gentlemans, so etwas zu tun.«
»Ihr seid kein Gentleman«, meinte Frances, und in ihren sanften Augen funkelte neue Abscheu. »Wenn Ihr es wärt, könntet Ihr Eure Kräfte dazu benutzen, ihn wiederzubeleben – ihn zu heilen. Warum wollt Ihr das nicht für ihn tun?«
»Das kann ich nicht. Kein Mensch kann …«
»Ihr seid kein Mensch.« Sie presste eine Hand gegen die Brust und schluckte, sammelte Mut, um den Rest auszusprechen. »Es heißt, Ihr könnt andere zu Euresgleichen machen, indem Ihr sie Euer Blut trinken lasst.«
Lucan sah in ihr Gesicht und erkannte, dass die leichte Verachtung, die sie ihm stets entgegengebracht hatte, jetzt zu Hass anschwoll. Er sah sich selbst im Geiste zum Bett treten, sah, wie er die Handschuhe auszog und die Hände auf seinen Tresora legte – nicht um ihn zu heilen, sondern um ihrer aller Leiden ein Ende zu setzen.
»Ich kann seine Krankheit nicht heilen. Vor Jahrhunderten wäre es vielleicht möglich gewesen, aber mit der Zeit wurde unser Blut giftig für Menschen.« Er hatte nichts zu verlieren; er würde ihr alles sagen. »Frances, komm mit mir. Du darfst dich seiner Krankheit nicht länger aussetzen.«
»Ihr lügt.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ihr könnt nicht solche Kräfte haben und so hilflos sein. Warum wollt Ihr ihn nicht retten?«
Er starrte auf ihren Bauch und erkannte, warum sie in letzter Zeit weite Kleider trug. Eifersucht stieg in ihm auf: Da stand die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte, und sie war schwanger von einem anderen Mann.
»Hat er dir das Kind gemacht, das in deinem Bauch wächst?«, fragte er. »Willst du deshalb, dass ich Gott spiele? Für den Bastard, den du bekommen wirst?«
»Das reicht jetzt, Sir.« Frances ging zur Tür und öffnete sie. »Wenn Ihr Euch weigert, Leigh zu helfen, dann bitte ich Euch zu gehen, Mylord, und niemals zurückzukehren.«
»Ich könnte dir alles geben, was er dir nicht geben kann«, meinte Lucan steif. »Reichtum und ein schönes Leben. Hingebungsvolle Liebe bis zu deinem Lebensende. Schutz für dich, einen Namen für dein Kind. Du wärst meine Kyrya , meine menschliche Frau.«
»Ihr kommt zu spät. Leigh und ich wurden vor zwei Wochen von einem katholischen Priester heimlich getraut. Mein Kind wird den Namen seines Vaters tragen.« Frances legte eine Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. »Glaubt Ihr, Ihr könntet meine Liebe mit den materiellen Dingen kaufen, die Ihr mir versprecht? Glaubt Ihr, ich könnte es ertragen, von Euch angefasst zu werden, wenn ich weiß, dass Ihr ihn habt sterben lassen?«
»Er wird bei Sonnenaufgang tot sein, und ich kann nichts tun, um es aufzuhalten«, erklärte Lucan ihr niedergeschlagen. »Was wirst du tun, wenn er nicht mehr da ist? Du hast kein Geld. Deine Familie in England wird dich niemals wieder aufnehmen. Willst du dich auf den Straßen von Rom verkaufen?«
»Leigh wird mich niemals verlassen.« Sie lächelte. »Das ist es, was Ihr nicht verstehen könnt, nicht wahr? Die materielle Welt spielt keine Rolle. Er und ich werden für immer zusammen sein. Der Tod bedeutet nur eine kurze Trennung. Unsere Liebe und unser Kind sind unsere Unsterblichkeit.«
Lucan dachte darüber nach, sie zu töten. Er dachte darüber nach, sie unter Tränen anzuflehen, es sich
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