Darkyn: Für die Ewigkeit (German Edition)
kalt und tot,
und wünschen uns Licht, warm und lebendig,
aber aus der Dunkelheit kam der Himmel
als die Nacht den Tag gebar
und Winter den üppigen Sommer vereist.
Was von den Darkyn kommt, ist zart und neu,
ein Licht, heller und freigiebiger als die Sonne,
und die Seelen, an denen wir uns versündigten,
segnen am Ende unsere Namen.«
Alexandra schwieg eine lange Zeit. »Das ist wirklich hübsch. Einfach, aber gewaltig.« Sie sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, doch dann schüttelte sie den Kopf, als stimme sie sich selbst nicht zu. »Also gut, ich muss noch eine Sache nachsehen, und dann gebe ich dir die Spritze.« Sie drehte den Bildschirm herum. »Möchtest du mal sehen, wie deine Innereien aussehen?«
Jayr sah, wie ein komisches Schwarz-Weiß-Bild erschien, als Alexandra mit der Untersuchung weitermachte. »Es sieht aus, als hätte ich eine Handvoll Trüffel ganz verschluckt.«
»Guter Vergleich. Dein Uterus und dein Magen haben jeweils ungefähr die Größe einer Walnuss.« Alex hielt inne und studierte den Bildschirm. »Ich glaube, ich weiß jetzt, warum du nie deine Menstruation bekommen hast, als du noch ein Mensch warst. Die gute Nachricht ist, du hast keine männlichen Sexualorgane, also bist du kein Hermaphrodit. Die schlechte Nachricht ist, dass deine Eierstöcke« – sie tippte an zwei Stellen auf dem Bildschirm – »so groß sind wie Rosinen.«
Jayr blickte auf die kleinen Punkte, auf die die Ärztin gedeutet hatte. »Und so sollen sie nicht sein?«
»Bei Kynfrauen sollten sie ungefähr fünfmal so groß sein, also die Größe von Dörrpflaumen haben. Ich schätze, dass deine Eierstöcke von Geburt an krank oder missgebildet waren.« Sie bewegte das Gerät. »Kann ich dich etwas fragen, das dir wahrscheinlich endgültig zu peinlich sein wird?« Als Jayr nickte, sagte sie: »Du bist keine Jungfrau mehr, also warum bist du nicht sexuell aktiv?«
Jayr war entsetzt und blickte auf den Monitor. »Das könnt Ihr auch sehen?«
»Nicht hier drin. Mir ist bei der gynäkologischen Untersuchung aufgefallen, dass dein Jungfernhäutchen gerissen ist«, erklärte ihr Alex. »War das erste Mal schmerzhaft? Lebst du deshalb wie eine Nonne?«
»Ja und nein.«
Alex seufzte. »Hör auf, Mädchen. Du überschwemmst mich ja mit all diesen unnötigen Informationen.«
Jayr blickte zu der Lampe über dem Tisch hoch und dachte darüber nach, wie sie das erklären sollte. »Mein erstes Mal war nicht sehr schmerzhaft. Es war das einzige Mal. Ich lebe im Zölibat, weil ich in dieser Hinsicht keine großen Bedürfnisse habe.« Das stimmte zumindest zum Teil. Sie musste ja nicht erwähnen, wie endlos lange sie sich schon nach Byrne sehnte.
»Dann hat die nicht durchlaufene Pubertät dir nicht nur einen unterentwickelten Körper, sondern auch noch eine schlafende Libido beschert.« Alex legte das Gerät beiseite, schaltete den Monitor ab und wischte das Gel von Jayrs Bauch. »Wenn wir mit der Therapie beginnen, wird sich das vielleicht ändern. Du könntest alle möglichen Arten von unwillkommenen Gefühlen bekommen. Kannst du damit leben?«
»Natürlich.« Jayr blickte auf die mit Flüssigkeit gefüllte Spritze, die Alexandra vorbereitete. »Ich möchte so wie Ihr und andere Frauen sein, Doktor. Egal, wie lange das dauert.«
»Das werden wir bald herausfinden. Halt jetzt still, das hier wird ein bisschen wehtun.« Sie stach mit der Nadel seitlich in Jayrs Hals. »Ich habe mit Jema gesprochen, und sie sagt, dass es ihr nach den Spritzen immer besser ging. Ich hoffe, dass die Umkehrung der Formel nicht die entgegengesetzte Reaktion auslöst.«
»Ich kann nichts spüren außer dem Brennen des Einstichs«, sagte Jayr wahrheitsgetreu.
»Gut.« Alexandra entfernte die Nadel. »Das synthetische Gonadrotopin fängt vielleicht nicht direkt an zu wirken; deine Hirnanhangdrüse hat jetzt sehr lange nicht gearbeitet, und ich bin sicher, dass der Erreger eingreifen wird, bis er beschließt, das neue Hormon zu akzeptieren. Ich muss vielleicht auch noch mehr Plasma hinzufügen, um ihn zur Kooperation zu überreden. Aber das war’s, du kannst dich anziehen.«
Während Jayr ihre Kleider wieder überstreifte, druckte die Ärztin mehrere Bilder aus, die das Ultraschallgerät gespeichert hatte, und befestigte sie an dem Patientenblatt. Sie sah auf die Uhr und fluchte.
»Ich habe Michael versprochen, mit ihm zu diesem großen Ball heute Abend zu gehen«, erklärte Alexandra. »Das bedeutet, ich muss den Laden
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