Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
dann versuchte er, sie mit einem seiner Arbeitsstiefel zu treten. Sie drückte ihn mit einem Knie gegen die Wand und beobachtete, wie er endlich ihre Stärke registrierte und die Tatsache, dass er nicht entkommen konnte. Sie konnte das Comic-Fragezeichen beinahe über seiner glänzenden Glatze erscheinen sehen.
Wie? Wie? Wie?, schrie er hinter seinem Gesicht.
»Nun, ich sehe sicher nicht so aus, aber ich bin offensichtlich fitter als du.« Alex fühlte sich stark genug, ihn und den Müllcontainer auf das Dach des verlassenen, drei Stockwerke hohen Gebäudes hinter ihm zu heben. Sie begnügte sich damit, ihm das Handgelenk zu brechen, und spürte, wie sein Puls unter ihren Fingerspitzen raste. »Ich wette, das tut weh. Nun, dieser Teil wird dir definitiv nicht gefallen.« Sie ließ ihn nur los, um sein Gesicht zwischen ihre Hände zu nehmen. Als er mit seinem unverletzten Arm nach ihr schlagen wollte, riss sie seinen Kopf hart nach links. Der Atem, den er noch in den Lungen hatte, verließ ihn in einem tiefen flüssigen Gurgeln, während er an der Wand herunterrutschte. »Viel Spaß in der Hölle, Dermont. Und versuch nicht, da das Regiment zu übernehmen.«
… Wärme, Mitgefühl und Verständnis sind vielleicht mehr wert als das Messer des Chirurge n …
Alex trat über seine Leiche, holte ihren Koffer und ging zurück zu dem Mädchen. Eine schnelle Untersuchung ergab eine hässliche Beule am Hinterkopf, ein blaues Auge von Dermonts letztem Schlag und ein paar Schnitte und Hämatome, aber keine Anzeichen für eine orale oder genitale Penetration. Da Dermont nicht nur zum größten Abschaum der Menschheit gehörte, sondern sich bei der Vergewaltigung von anderen Männern im Gefängnis HIV geholt hatte, war das ein kleiner Trost.
Der Geruch von Blut ließ Alex schwer schlucken.
Sie nahm ihr Handy, wählte 911 und rief einen Krankenwagen und die Polizei. Bevor die Telefonistin sie ausfragen konnte, beendete sie den Anruf und suchte sich einen Beobachtungsposten im zweiten Stock des leeren Gebäudes.
Cyprien meinte, dass einige von ihnen besondere Talente entwickelt haben. Vielleicht kann ich Gedanken lesen und Leute in den Hintern treten.
Sie wollte nicht an Michael Cyprien denken. Sie hatte ihn aus ihrem Leben gestrichen, und irgendwann würde sie ihn auch aus ihren Gedanken verbannt haben. Sie brauchte ihn nicht, wollte ihn nicht, und sie vermisste ihn ganz sicher nicht . Er würde seine Fangzähne oder irgendetwas anderes sicher nicht noch einmal in sie stoßen.
Mein Gott , dachte Alex. Sie blickte in den klaren Sternenhimmel hinauf und fühlte sich einsamer als jemals zuvor in ihrem jungen Leben. Ich wünschte, er wäre hier.
Der Krankenwagen kam drei Minuten später, flankiert von zwei Einsatzwagen. Alex hielt sich in sicherer Entfernung zu den roten und blauen Lichtern und konzentrierte sich auf die Sanitäter und die Polizisten, versuchte, ihre Gedanken zu lesen.
Sie hörte nichts.
Alex wartete, bis Taylor sicher auf einer Trage festgeschnallt war, bevor sie über die Hintertreppe das Gebäude verließ und leise wieder zurück zu der Bar lief. Sie ging hinein und versuchte methodisch, die Gedanken von allen Gästen zu lesen.
Immer noch nichts.
Und was bedeutet das jetzt? Sie stakste raus, um sich ein Taxi zu rufen. Kann ich nur die Gedanken von pädophilen Mördern lesen? Während sie auf den vorbeifahrenden Verkehr sah, stieg ihr ein Blumenduft in die Nas e – intensiv duftende, dunkle, voll aufgeblühte Rose n – , und sie fragte sich, ob sie heute Abend noch einmal töten musste.
»Alexandra.«
12
Alex musste ihre gesamte Willenskraft aufbieten, aber sie drehte Michael Cypriens Stimme den Rücken zu und ging weg. Gut, dann hatte sie sich diese idiotische Sache gewünscht, und er war aus dem Nichts aufgetaucht. Das bedeutete nichts. Er hatte ihr das angetan, hatte sie verändert, sie vielleicht sogar stark genug gemacht, um einen Psychopathen mit einer Hand zu töten.
Wegzulaufen löste das Problem nicht; sie wusste, er würde sie einholen. In siebenhundertundirgendwas Jahren hatte Michael Cyprien offenbar nicht gelernt, ein Nein als Antwort zu akzeptieren. Sie konnte ihm da vielleicht noch etwas beibringen.
»Alexandra, warte.«
Sie würde ihm vielleicht auch das hübsche Gesicht wieder zerstören, das sie ihm gemacht hatte. »Lass mich in Ruhe.«
»Wir müssen reden.« Er holte sie ein und lief neben ihr her.
Sie musste ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er den gleichen schwarzen
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