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Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry

Titel: Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mrs. Stephen Fry
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Vielleicht liegt es bloß daran, dass ich mir zu viele Sorgen mache, wo Stephen sein könnte.
    19. Mai, Donnerstag
     
    Ha! Ich hab’ eine Idee. Nach all unseren Höhen und Tiefen, den Hüs und Hotts, sind es weniger Stephens Launen, die mich verletzen, als vielm
    20. Mai, Freitag
     
    ehr der Umstand, dass er meine Gefühle mit Füßen tritt.
     
    Nein, zwecklos. Diese Zwitscherei ist einfach nichts für mich. Ich habe viel zu viel Phantasie und Eloquenz für so was. Ein Freigeist wie ich lässt sich nicht von solchen Willkürvorschriften an die Kette legen. Außerdem hat Stephen gerade gesimst, und ich muss dafür sorgen, dass das Essen auf dem Tisch steht, wenn er nach Hausekommt. Anscheinend ist das Navi im Eimer, und deswegen hat er für eine Fahrt nach Gatwick und zurück zwölf Tage gebraucht.
    21. Mai, Samstag
     
    Jedes Mal, wenn ich mir endlich sicher bin, meinen Stephen in- und auswendig zu kennen, sagt er aus heiterem Himmel etwas, das mich alles hinterfragen lässt. Jetzt hat Kevin, sein Kumpel vom Taxifahren, in ein paar Tagen Geburtstag, und Stephen möchte bei uns zu Hause eine Überraschungsparty für ihn organisieren. Er hat mich um Hilfe gebeten, und ich Dummkopf habe zugesagt. Was natürlich wieder darauf rausläuft, dass die ganze Sache an mir hängenbleibt. Aber wenn sich die Mühe lohnt … Und ich bin für solche Gesellschaftsereignisse schließlich eine Art Expertin – mein Reggae-&-Risotto-Straßenfest zu Dianas Beerdigung sorgt in der Nachbarschaft noch heute für Gesprächsstoff.
    Wenn ich um die Vorbereitung eines solchen Anlasses gebeten werde, versuche ich immer, ihn so persönlich wie möglich zu gestalten und bei der Ausstattung und Bewirtung möglichst viele Interessen und Hobbys des Betreffenden zu berücksichtigen. Stephen sagt, Kevin sei ein bibliophiler Gastronom (genau genommen hat er gesagt, »der liest so Zeug und kocht auch schon mal«). Außerdem interessiert er sich anscheinend für Skulpturen, Kino und Schifffahrtsgeschichte. Ehrlich gesagt, erstaunt es mich, dass Stephen und er befreundet sind – für mich klingt das alles nach einem ziemlichen Snob.Ich kann mir nicht recht vorstellen, worüber die beiden eigentlich reden. Wenn Stephen seine Lieblingsthemen Mädchen auf Seite 3, Fußball und die Fußballerfreundinnen von Seite 3 erschöpft hat, ist er konversationstechnisch eigentlich aufgeschmissen.
    Ich zerbrach mir also den Kopf. Ich musste mir ein Thema ausdenken, das Haus dekorieren, einen Kuchen backen und ein geeignetes Geschenk kaufen. Alles an einem Tag. Alles ganz allein. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass Stephen helfen wollte. Er schlug vor, dass wir für das Kernstück ein paar von Kevins Hobbys kombinieren und ihm eine Eisskulptur und ein maßstabsgetreues Modell der
Titanic
schenken, aber ich meinte, da wäre der Unfall ja vorprogrammiert.
    22. Mai, Sonntag
     
    Kevins Überraschungsparty – trotz meiner sorgfältigen Planung lief der Abend nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Am Ende hatte ich mich für das Motto Taxifahren entschieden, weil ich annahm, die meisten Gäste wären Kollegen und vielleicht keine Liebhaber der schönen Künste wie Kevin und ich – ich bin ja schließlich nicht unsensibel. Ich habe mich wirklich selbst übertroffen, wenn das Eigenlob gestattet ist. In der Diele hing ein selbstgemaltes Spruchband »Happy Birthday, Kevin«, lebensgroße Poster des Leinwand-Taxihelden Judd Hirsch und des
Taxi Driver
Travis Bickle schmückten die Wände, und an allen Lampen hingen kleine Duftbäumchen. Die Krönungdes Ganzen war natürlich die Geburtstagstorte – die maßstabsgetreue Nachbildung eines Londoner Taxis aus schwarz glasiertem Biskuitteig. Alles stimmte bis ins kleinste Detail des winzigen Fahrers und des Marzipanstudenten, der den Rücksitz vollkotzte.
    Als acht Uhr näherrückte, schlug Stephen vor, ich solle mich hinter dem Sofa verstecken und er würde hinausgehen und Kevin abfangen. Ich wunderte mich, dass Stephens Freunde noch nicht da waren – mindestens einer von denen liegt hier eigentlich immer rum –, aber ich kauerte mich gespannt zusammen und achtete darauf, dass nicht mal mein Hut über der Rückenlehne zu sehen war. Ich muss stundenlang in der stillen Dunkelheit ausgeharrt haben, bis ich einen Krampf in der linken Wade bekam. Ich schoss hoch und hüpfte minutenlang schreiend auf und ab, bis der Schmerz nachließ. Ich wollte mich gerade wieder verstecken, als plötzlich das Licht anging und ein über

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