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Darling

Darling

Titel: Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Hartmann
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habe diese merkwürdigen Schürfwunden schon heute morgen registriert und vermutet, dass sie von der Griesheimer Schleuse oder sogar einem Binnenschiff herrühren.“
    „Oh, nichts für ungut, Edith“, stellte der Rechtsmediziner mit freundlichem Blick über seine randlose Brille fest. „Aber wenn die Frau unter ein Schiff geraten wäre, hätten wir jetzt flächendeckend Hämatome am gesamten Körper. Inklusive diverser Knochenbrüche. Von der Schönheit ihres Gesichts wäre dann nicht mehr allzu viel übrig.“
    „Sonst noch etwas Auffälliges?“
    Stefan Weber drängte mit einem eiligen Blick auf die Uhr. Der Arzt nickte und drehte die Tote auf die Seite.
    „Sehen Sie hier, am Rücken. Sie hat sich vor kurzem in einer sehr aufwändigen Prozedur ein recht auffälliges Tattoo weglasern lassen. Die Operation ist jedoch noch nicht komplett abgeheilt. Nur die Hälfte der Narben ist abgeschliffen. Aber die kosmetische Korrektur ist ausgesprochen professionell gemacht“, stellte der Pathologe mit Blick auf den Rücken der Leiche anerkennend fest.
    Ediths Blick fiel erneut auf die Handgelenke der Toten.
    „Habe ich Sie richtig verstanden, die Frau ist auf einem elektrischen Stuhl gestorben?“
    „Nein.“ Energisch schüttelte Dr. Ullrich den Kopf. „Dann gäbe es mehr Verbrennungen und nicht nur diese Druckstellen. Klingt vielleicht seltsam, aber ich hatte mal einen Fall, wo sich ein Teenager in der Badewanne die Haare geföhnt hatte. Der Föhn ist ihm ins Wasser gefallen, Stromschlag, patsch, alles vorbei.“
    Dr. Ullrich nickte betrübt.
    „Und weil sie schon mal im Badewasser lag, hat man sie anschließend im Mainwasser entsorgt?“, schlussfolgerte Edith sarkastisch.
    Der Arzt zuckte mit den Schultern und schaute provozierend über seine Brille zur Kommissarin.
    „Meine Liebe. Wir pflegen seit zwanzig Jahren so etwas wie eine Art Arbeitsteilung. Ich bin dafür zuständig, herauszufinden, wie die Leichen, die Sie mir vorbeibringen, gestorben sind.
    Sie sind dafür zuständig, herauszufinden, warum diese Menschen gestorben sind.“
    Edith blickte zerknirscht auf den grün gekachelten Boden des Instituts. Sie fröstelte.
    „Tut mir leid, ich bin einfach noch nicht wieder fit. Ich hatte eine heftige Bronchitis“, entschuldigte sie sich. Der Mediziner nickte.
    „Was noch fehlt, ist die DNA-Analyse der Spurensicherung und die Isotopenanalyse ihrer Haut und ihrer Haare. Aber das dauert sicher bis Freitag.“ Und nach einer kurzen Pause: „Sie war wirklich eine sehr hübsche Frau, trotz ihrer schlechten Zähne.“
    Edith stutzte.
    „Schauen Sie. Die Vorderzähne sind teure und gut gemachte Implantate. Das hat mindestens 10.000 Euro gekostet.“ Der Rechtsmediziner hob die Lippen der toten Patricia an. „Die hinteren Backenzähne dagegen sind zum Teil schon vor mindestens acht bis zehn Jahren mit Amalgam plombiert worden. So etwas ist heute nicht mal mehr AOK-Standard“, stellte er fachmännisch fest. „Die Frau muss schon als Kind ausgesprochen schlechte Zähne gehabt haben. Ihr Gebiss sieht typisch aus für jemanden, der als Baby permanent mit Nuckelfläschchen ruhiggestellt worden ist. Bis die Milchzähne von den süßen Tees oder Säften komplett verfault waren. Da wachsen dann leider nur kariesanfällige Zähne nach.“
    Edith blickte an die Decke in die helle, kalte Neonbeleuchtung und seufzte.
    „Geschlechtsverkehr?“, fragte Stefan in die entstehende Gesprächspause.
    „Ja, ja klar. Hab ich das vorhin nicht erwähnt? Die Spermien sind noch frisch, keine 24 Stunden alt. Die Frau sieht übrigens im Intimbereich so aus wie die meisten jungen Dinger, die heute modisch auf der Höhe sind. Intimrasur amerikanisch, alle möglichen Piercings, zwei davon im Intimbereich. … Ach ja, und die Tote hat eine ungewöhnliche Tätowierung über der Blinddarmnarbe.“
    Dr. Ullrich zog das Leinentuch von Patricias Unterleib. Auf dem Beckenknochen der toten Frau prangte ein sieben bis acht Zentimeter langer zerbrochener Engelsflügel. Ediths Blick wanderte fragend zu ihrem Assistenten.
    „Sieht nuttig aus.“ Stefan Webers Stimme klang geringschätzig.
    Edith überlegte, wo der Satz heute schon mal gefallen war. Dann blickte sie auf ihre Armbanduhr.
    „Dr. Ullrich, entschuldigen Sie uns. Aber wir müssen zurück ins Präsidium. Die Presse wartet.“ Sie reichte dem Arzt zum Abschied die Hand. „Vielen Dank, dass Sie uns so schnell informiert haben. Genießen Sie Ihren Feierabend.“
    Der Mediziner wehrte mit

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