Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
fragen, ob die Prinzessin mächtig genug war, dass es ihr gelang, einen Jedi-Meister zu manipulieren?
»Jenen, die in den Wegen der Jedi ausgebildet werden, wird beigebracht, nach den Regeln und Grundsätzen unseres Ordens zu leben«, sagte Obba schließlich. »Wir glauben an Selbstaufopferung, und wir glauben, dass die Kraft der Macht ausschließlich dann eingesetzt werden darf, wenn es dem übergeordneten Wohl dient. Unglücklicherweise gibt es jene, die sich trotz all unserer Bemühungen von unseren Lehren abgewandt haben. Jene, die sich der Schwäche hingeben. Jene, die Ehrgeiz und Gier unterliegen. Die die Macht dazu benutzen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen. Die sich unserer Philosophie widersetzen und der Dunklen Seite anheimfallen.«
»Ihr sprecht von den Sith«, flüsterte Serra. Lucia glaubte, Furcht in der Stimme der Prinzessin zu vernehmen, doch sie vermochte nicht zu sagen, ob sie echt war oder bloß ein Teil des Spiels, das sie mit ihrem Gastgeber spielte.
»Nicht die Sith«, korrigierte er. »Ich spreche von Dunklen Jedi.«
»Was ist der Unterschied zwischen einem Sith und einem Dunklen Jedi?«, fragte Lucia.
Der Ithorianer hörte auf, hin und her zu eilen, und drehte sich, um sie anzusehen, wobei er instinktiv so zu seinem Publikum sprach wie ein Lehrer, der seinen Schülern eine Lektion erteilt.
»Die Sith waren die eingeschworenen Feinde der Jedi und der Republik. Sie strebten danach, unsere Existenz auszulöschen. Sie strebten danach, die Galaxis zu beherrschen. Sie vereinten ihre Kraft in der Bruderschaft der Dunkelheit, um mit falschen Versprechungen zahllose Anhänger für ihre Sache zu gewinnen. Sie scharten eine Armee von Individuen um sich, die närrisch und verzweifelt genug waren, ihre Lügen zu glauben, und sie stürzten die Galaxis in einen Krieg, der uns alle zu vernichten drohte.«
Lucia schwieg, während Obba sprach, obwohl sie sich bei der Umschreibung von sich und ihren Soldatenkameraden unwillkürlich verkrampfte.
»Ein Dunkler Jedi hingegen hat wesentlich bescheidenere Ambitionen. Er - oder sie - denkt allein an sich selbst. Er handelt allein. Sein ultimatives Ziel ist nicht die Eroberung der Galaxis, sondern persönlicher Wohlstand und Einfluss. Wie ein gewöhnlicher Schläger oder Krimineller schwelgt er in Grausamkeit und Selbstsucht. Er macht Jagd auf die Schwachen und die Verletzlichen, um Elend und Leid zu verbreiten, wo immer er weilt.«
»Und Ihr glaubt, dass solch ein Dunkler Jedi in diese Angelegenheit involviert sein könnte«, stellte Serra fest. »Ihr habt sogar jemand Speziellen im Sinn.«
Obba senkte beschämt den Kopf. »Set Harth. Als Padawan verlor er seinen Meister durch die Gedankenbombe auf Ruusan. Ich nahm ihn unter meine Fittiche, und schließlich schlug ich den anderen Mitgliedern des Rats des Ersten Wissens vor, ihn aufzunehmen. Genau wie Medd wurde er einer unserer Agenten, der die Galaxis auf der Suche nach Artefakten und Überlieferungen der Dunklen Seite durchstreifte.
Doch wie sich zeigte, waren die Versuchungen der Dunklen Seite zu stark für Set. Er entsagte den Lehren der Jedi, um auf Kosten anderer Reichtum und persönlichen Gewinn zu erlangen. Wir erfuhren zu spät, dass er viele der Artefakte, die er entdeckt hatte, für sich selbst behalten hatte. Als ich endlich begriff, was aus ihm geworden war, war er fort, verschwunden im galaktischen Untergrund, zusammen mit gesetzlosen Söldnern, Kopfgeldjägern und Sklavenhändlern.«
»Dann fürchtet Ihr also, dass Set Harth, dieser Dunkle Jedi, Medd Tandar auf Doan getötet haben könnte?«
»Falls der Mörder kein Attentäter war, der von jemandem auf Doan angeheuert wurde, dann scheint mir dies die naheliegendste Möglichkeit zu sein. Falls Set irgendwie von dem Fund des Artefakts auf Doan erfahren hat, hätte er versucht, es in seinen Besitz zu bringen, und er hätte jeden getötet, der ihm dabei in die Quere käme.«
»Klingt, als wäre er ein gefährlicher Mann«, bemerkte Serra.
»Jetzt, wo die Sith ausgelöscht sind«, verkündete Obba, »ist Set Harth womöglich das gefährlichste Individuum in der Galaxis.«
Serra sah ihn an. Sie dachte an den schwarz gepanzerten Mann, der sie die vergangenen zwanzig Jahre lang in ihren Träumen heimgesucht hatte, und entsann sich der Worte ihres Vaters:
Die Jedi und die Sith werden sich immer bekriegen. Beide sind vollkommen kompromisslos. Ihre starren Weltbilder lassen keinen Raum für die Existenz des jeweils anderen.
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