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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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Viele-Welten-Interpretation als Wissenschaft ziemlich überschätzt wird. Jedenfalls führt die Art, wie sie meistens dargestellt wird, in die Irre. Überhaupt wird von der Physik multipler Universen für gewöhnlich zu viel auf irreführende Weise erklärt. Das ist schade, denn dadurch wird ein tiefgründiges und schönes Ensemble von Ideen trivialisiert. Die Annahme, es existiere ein wirkliches Universum, das irgendwie mit unserem in Berührung steht und wo Hitler die Alliierten besiegt hat, stößt eine Menge Leute ab. Sie klingt zu absurd, als dass man auch nur einen Gedanken daran verschwenden sollte. »Wenn es in der modernen Physik um solches Zeug geht, dann sollen meine Steuerdollars lieber für etwas Nützliches ausgegeben werden, etwa Reflexologie.«
    Die Wissenschaft ›des‹ Multiversums – es gibt zahlreiche Varianten davon, was nur angemessen ist – ist faszinierend. Manches davon ist sogar nützlich. Und manches – nicht unbedingt das nützliche Stück – könnte sogar wahr sein. Aber nicht, wie wir Sie zu überzeugen versuchen werden, die Sache mit Hitler.
    Es begann alles mit der Entdeckung, dass Quantenverhalten mathematisch als eine Allgemeine Summe dargestellt werden kann. Was tatsächlich geschieht, ist die Summe von allem, was hätte geschehen können. Richard Feynman hat das in seinem Buch QED ( Q uanten- E lektro- D ynamik, nicht Euklid) wie gewohnt überaus verständlich erklärt. Stellen Sie sich ein Photon vor, ein Lichtteilchen, welches von einem Spiegel abprallt. Man kann den Weg herausfinden, den das Photon nimmt, indem man alle möglichen Wege ›zusammenzählt‹, die es hätte nehmen können. Was man wirklich addiert, sind die Helligkeitsniveaus, die Lichtintensitäten, nicht die Wege. Der Weg ist ein Streifen konzentrierter Helligkeit, und dieser Streifen nun trifft auf den Spiegel und wird im selben Winkel reflektiert.
    Dieses Verfahren der ›Summierung über Ereignisgeschichten‹ folgt unmittelbar aus den Gesetzen der Quantenmechanik, und da gibt es nichts, wogegen man etwas einwenden oder worüber man auch nur sonderlich überrascht sein könnte. Es funktioniert, weil alle ›falschen‹ Wege sich überlagern und zusammen nichts zur Gesamtsumme beitragen. Was im Gesamtergebnis übrig bleibt, ist der ›richtige‹ Weg. Man kann diese unbestreitbare mathematische Tatsache nehmen und in eine physikalische Interpretation kleiden. Nämlich: Das Licht nimmt wirklich alle möglichen Wege, doch was wir beobachten, ist die Summe, daher sehen wir nur einen Weg, auf dem der Licht-›Strahl‹ den Spiegel trifft und im selben Winkel zurückgeworfen wird.
    Gegen diese Interpretation lässt sich auch nicht allzu viel einwenden, philosophisch gesprochen, wohl aber gegen die angrenzenden Bereiche, in die sie überleitet. Physiker haben die Angewohnheit, mathematische Beschreibungen wörtlich zu nehmen – nicht nur die Schlussfolgerungen, sondern auch die Zwischenschritte, die dahin führen. Sie nennen das ›physikalisch denken‹, aber in Wahrheit ist es das Gegenteil: Es läuft darauf hinaus, mathematische Eigenschaften auf die wirkliche Welt zu projizieren – Abstraktionen zu ›verdinglichen‹, ihnen Realität zuzuschreiben.
    Wir behaupten nicht, dass das nicht funktioniert – oft funktioniert es. Aber Verdinglichung neigt dazu, aus Physikern schlechte Philosophen zu machen, weil sie vergessen, dass sie verdinglichen.
    Ein Problem beim ›physikalischen Denken‹ liegt darin, dass es manchmal mehrere mathematisch gleichwertige Methoden gibt, etwas zu beschreiben – unterschiedliche Arten, ein und dasselbe in der Sprache der Mathematik zu sagen. Wenn eine davon wahr ist, sind sie es alle. Aber ihre physikalischen Interpretationen können widersprüchlich sein.
    Ein gutes Beispiel ergibt sich in der klassischen (ohne Quanten operierenden) Mechanik. Ein sich bewegendes Teilchen kann mit den Newtonschen Bewegungsgesetzen (einem davon) beschrieben werden: Die Beschleunigung des Teilchens ist proportional der Summe der darauf einwirkenden Kräfte. Alternativ kann die Bewegung in Begriffen des ›Variationsprinzips‹ beschrieben werden: Zu jedem möglichen Weg des Teilchens gibt es eine physikalische Größe namens ›Wirkung‹. Der Weg, dem das Teilchen wirklich folgt, ist derjenige mit der kleinstmöglichen Wirkung.
    Die logische Äquivalenz der Newtonschen Gesetze und des Prinzips von der kleinsten Wirkung ist ein mathematisches Theorem. Auf mathematischer Ebene kann man nicht den

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