Das 1. Buch Des Blutes - 1
Clown von ihm wegzuzerren.
Die Axt, scharf darauf, ihrem Geschäft nachzugehen, hackte jetzt auf Quaids Schenkel ein, als wolle sie einen Holzklotz zerspalten. Gähnende, zehn bis zwölf Zentimeter tiefe Wunden legten schimmerndes Steak frei, das Muskelfleisch des Philosophen, den Knochen, das Mark. Nach jedem Schlag ruckte der Clown dann an der Axt, um sie herauszuziehen, und Quaids Körper schnellte im Gleichtakt hoch wie eine Marionette.
Quaid kreischte. Quaid bettelte. Quaid schmeichelte.
Der Clown hörte nicht ein Wort.
Er hörte einzig und allein den Lärm in seinem Kopf: das Pfeifen, das Brüllen, das Heulen, das Summen. Er hatte dort Zuflucht gesucht, wo ihn kein vernünftiges Argument, keine Drohung jemals wieder herausholen würden. Dort, wo das Hämmern seines Herzens Gesetz war und das Gewinsel seines Blutes Musik.
Wie er tanzte, dieser taube Junge, tanzte wie ein I rrer, weil er zu sehen bekam, daß sein Folterer glotzend den Mund aufsperrte wie ein Fisch.
Die Verderbtheit seines Intellekts war zum Schweigen gebracht für immer. Wie das Blut spritzte! Wie es hervorschoß und sprudelte!
Der kleine Clown lachte, weil er solchen Spaß zu sehen bekam.
Unterhaltung für die ganze Nacht war hier zu haben, dachte er. Die Axt war seine Freundin für immer, scharf und weise. Sie konnte längs schneiden und quer schneiden, sie konnte in Scheiben teilen und amputieren, und trotzdem konnten sie diesen Mann am Leben halten, wenn sie’s nur schlau genug anstellten, noch lang, lang am Leben.
Steve war selig wie ein Lämmchen. Sie hatten den Rest der Nacht vor sich, und alle Musik, die er sich nur irgend wünschen konnte, erklang in seinem Kopf.
Und Quaid wußte, als er dem verglasten Starrblick des Clowns durch die blutig gewordene Luft hindurch begegnete, daß es Schlimmeres auf der Welt gab als Grauen. Schlimmeres noch als den Tod selbst.
Schmerz gab es, ohne Hoffnung auf Heilung. Leben gab es, das aufzuhören sich weigerte, lang nachdem Sinn und Verstand den Leib angefleht hatten zu enden. Und das Schlimmste: Träume gab es, wahr geworden und erfüllt.
Die Hölle stieg herauf zu Londons Straßen und Plätzen, diesen September, eisbehaucht von den Orkustiefen des Neunten Kreises, so klamm durchfrostet, daß selbst die spätsommerliche Schwüle sie nicht erwärmen konnte. Sie hatte ihre Pläne so sorgfältig ausgeheckt wie immer, Pläne freilich ganz nach ihrer Art, und hochempfindlich.
Vielleicht war sie diesmal ein bißchen pingeliger als gewöhnlich, überprüfte penibel zwei-, dreimal noch die kleinste Kleinigkeit, um sicherzugehen, daß sie auch jede Chance hatte, dieses lebenswichtige Spiel zu gewinnen.
An Kampfgeist hatte es ihr nie gefehlt; abertausendmal hatte sie im Verlauf der Jahrhunderte Feuer gegen Fleisch gesetzt und ausgespielt, manchmal gewonnen, öfter noch verloren dabei. Schließlich waren Wetten ja das Mittel ihres Weiterkommens. Ohne den menschlichen Drang zum Streit und Kräftemessen - im Sport, beim Feilschen und beim Wetten - hätte das Pandämonium gut und gern aus Mangel an Bewohnern untergehen können. Tanz, Hunderennen, Fiedelspiel: Das lief für den Orkuspfuhl auf ein und dasselbe hinaus; auf ein Match, in dem er, wenn er nur trickreich genug mit von der Partie war, ein, zwei Seelen einheimsen mochte. Aus diesem Grund stieg die Hölle heute herauf, ans strahlend blaue Tageslicht in London: um ein Rennen mitzulaufen, und dabei, wenn möglich, so viele Seelen zu gewinnen, daß sie wieder für geraume Zeit mit Verdammnisarbeit voll beschäftigt war.
Cameron stellte sein Radio genauer ein. Die Stimme des Kommentators schwankte und schwand, als ob sie vom Nordpol käme und nicht von der St. -Pauls-Kathedrale. Bis zum Beginn des Rennens war noch eine gute halbe Stunde Zeit, aber Cameron wollte sich den Kommentar der Startvorbereitungen anhören, nur um zu erfahren, was sie über seinen Jungen zu sagen hatten.
»… Hochspannung in der Luft… säumen wahrscheinlich Zehntausende die Rennstrecke…«
Die Stimme tauchte weg: Cameron fluchte und spielte am Sender«
knöpf herum, bis der Schwachsinn wieder auftauchte.
».. .man das Rennen des Jahres genannt, und dann noch an einem solchen Tag! Was sagst du, Jim?«
»Genau, optimal, Mike -«
»Das ist unser schneidiger Jim Delaney; er schwebt droben, Im himmlischen Ausguck und wird das Rennen über die ganze Strecke begleiten - berichtest uns aus der Vogelperspektive, was, Jim?«
»Genau, tu ich, Mike -«
»Ah ja, jetzt ist
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