Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 1. Buch Des Blutes - 1

Das 1. Buch Des Blutes - 1

Titel: Das 1. Buch Des Blutes - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
verflüssigende Erde rann.
    Die Geometrien in der Finsternis bewegten sich aus ihrem Versteck heraus, um dem Kind zu helfen. Ihr verwirrender Formenreichtum wurde durch das grelle Licht der Scheinwerfer vereinfacht, aber sie schienen sich, im Augenblick ihres Auftauchens, neuerlich zu verwandeln: Körper, die vor Kummer dünner wurden, ein Trauergewin-sel, das sich ihnen, wie eine kompakte Geräuschmauer, aus dem Herzen rang.
    Eugene hob sein Gewehr zum zweiten Mal und stieß ein Siegesgebrüll aus. letzt waren sie dran… Mein Gott, jetzt waren sie dran. Die dreckigen, stinkenden, gesichtslosen Wichser.
    Aber der Morast unter seinen Füßen stieg ihm mittlerweile wie warme Melasse um die Schienbeine hoch, und als er feuerte, verlor er das Gleichgewicht. Er gellte um Hilfe, aber Davidson wankte bereits wieder den Hang hinauf, hinaus aus der Rinne, und kämpfte, letztlich vergebens, gegen den steigenden Schlamm an. Die übrigen Mitstrei-ter gingen auf ähnliche Weise in die Falle, während die Wüste sich unter ihnen verflüssigte und klebriger Morast den Hang hinaufzu-kriechen begann.
    Die Dämonen hatten den Schauplatz verlassen, sich in die Dunkelheit abgesetzt. Ihr Gejammer war verklungen.
    Im sinkenden Sand, auf den Rücken hingestreckt, feuerte Eugene zwei sinnlose, ungestüme Schüsse ins Dunkel hinter Aarons Leiche ab. Wie ein Schwein, dem man die Kehle durchgeschnitten hat, stieß er blindlings mit den Füßen um sich, und mit jedem Stoß sank sein Körper tiefer ein. Während sein Gesicht unter dem Morast verschwand, erhaschte er gerade noch einen flüchtigen Blick von Lucy, die am Rand des Abhangs stand und zu Aarons Körper hinunterstarrte. Dann bedeckte der Schlamm sein Gesicht und löschte ihn aus.
    In Blitzesschnelle kam die Wüste über sie.
    Ein oder zwei Wagen waren schon völlig versenkt, und schonungslos holte die den Hang hinaufkletternde Sandflut die Entflohenen ein.
    Kraftlose Hilfeschreie endeten in ersticktem Schweigen, als Münder sich mit Wüste füllten. Einer gab einen Schuß auf den Boden ab, ein hysterischer Versuch, die Überflutung einzudämmen, aber rasch schwappte sie nach oben, um sich auch noch den allerletzten von ihnen zu schnappen. Selbst Eleanor Kooker sollte nicht freikommen: Fluchend strampelte sie sich ab und drückte in ihrem rasenden Bemühen, aus der Rinne zu steigen, den sich hin und her werfenden Körper eines Cops noch tiefer in den Sand.
    Allgemeines Geheul jetzt, als panisch verschreckte Männer Halt suchend nacheinander tasteten und griffen, verzweifelt bestrebt, ihren Kopf in einem Meer aus Sand über Wasser zu halten.
    Davidson war bis zur Taille eingegraben. Der Boden, der um seine untere Hälfte herumwirbelte, war heiß und merkwürdig verlockend.
    Auf die Intimität seines Drucks hatte er mit einer Erektion reagiert.
    Ein paar Meter hinter ihm schrie ein Cop Zeter und Mordio, während die Wüste ihn auffraß. Noch weiter weg konnte er wie eine lebende, auf die Erde geschleuderte Maske ein Gesicht aus dem brodelnden Boden herauslugen sehen. Gleich daneben war ein Arm, der versin-kend noch immer winkte. Wie zwei Wassermelonen ragte ein fettes Paar Hinterbacken aus dem Schlickmeer, der Abschiedsgruß eines Polizisten.
    Lucy trat einen Schritt zurück, als der Morast leicht über den Rand der Hangrinne schwappte, aber er erfaßte ihre Füße nicht. Genausowenig aber löste er sich wieder auf, wie dies bei einer Wasserwelle der Fall gewesen wäre.
    Wie Beton erhärtete er und bannte seine lebenden Trophäen wie Fliegen im Bernstein fest. Über die Lippen jedes noch Atem holenden Gesichts kam ein neuer Schreckensschrei, als der Wüstenboden fühlbar um die strampelnden Glieder herum erstarrte.
    Davidson sah Eleanor Kooker, bis auf Brusthöhe begraben. Tränen strömten ihr die Wangen hinunter; sie schluchzte wie ein kleines Mädchen. Er dachte kaum an sich selbst. An den Osten, an Barbara, an die Kinder, er dachte überhaupt nicht.
    Die Männer, deren Gesichter begraben waren, deren Gliedmaßen oder Körperteile aber noch die Oberfläche durchstießen, waren inzwischen den Erstickungstod gestorben. Nur Eleanor Kooker, Davidson und zwei weitere Männer lebten noch. Einer war bis zum Kinn von der Erde umschlossen, Eleanor war so weit begraben, daß ihre Brüste auf dem Boden auflagen; sie hatte die Arme frei, um damit sinnlos gegen den Boden zu schlagen, der sie festhielt. Davidson war von den Hüften an abwärts eingemauert. Und das Grauenhafteste: Von einem

Weitere Kostenlose Bücher