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Das 2. Gesicht

Das 2. Gesicht

Titel: Das 2. Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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uns. Er umarmte Sandra und hieß sie herzlich willkommen, mixte uns Margaritas und war so charmant und zuvorkommend, dass es mir glatt die Sprache verschlug. Sandra war beeindruckt. Von George und von dem Haus, das ich inzwischen ein wenig menschlicher gestaltet hatte. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Seit Monaten hatte ich George nicht mehr so eloquent erlebt wie an diesem ersten Abend mit Sandra. Und das größte Geschenk war, dass er über Nacht blieb, bei mir, in seinem Haus. Ich schlief in dieser Nacht in seinen Armen ein, nachdem er mich zärtlich und ausdauernd geliebt hatte.
    „Sie ist nett, deine Freundin“, sagte er. „Die steht mit beiden Beinen im Leben und Charme hat sie auch.“
    Ich war erstaunt. Sandra war vom Typ her das ganze Gegenteil von mir. Sie war die Inkarnation von Weib. Flirten, Locken, sich in Szene Setzen gehörten zu Sandra genauso wie ihr großer Busen und ihre wundervoll langen, seidig-braunen Haare und ihre großen, dunkelbraunen Augen, die ein ganz klein wenig mandelförmig waren, was ihr fast ein exotisches Aussehen gab. Dazu hatte sie von Natur aus eine fast olivfarbene Haut, um die ich Blassschnabel sie immer beneidet hatte. In zwei Tagen würde Sandra dunkelbraun gebrannt sein und aussehen wie eine afrikanische Schönheit. Früher reichte dazu ein dreistündiger Besuch im Freibad.
    Sandra hatte eindeutig den ganzen Abend mit George geflirtet. Würde ich nicht wissen, dass sie ihn testete, ich wäre gnadenlos eifersüchtig gewesen. George war auf Sandras Spiel eingegangen und hatte zurückgeflirtet. Ich hatte nicht erwartet, dass er Sandra nett finden würde, umso mehr freute ich mich darüber.
    Am nächsten Morgen lud uns George zu einer Bootsfahrt nach Estero Beach ein. Es wurde ein wundervoller Tag, ich war so glücklich, die zwei Menschen, die ich von ganzem Herzen liebte, so harmonisch beisammen zu sehen. Am Abend verabschiedete er sich von Sandra und mir mit einem Kuss.
    „Ich muss jetzt arbeiten, ihr zwei Engel, sonst feuert mich mein Verlag.“ Er schlug uns vor, einen Mädelsausflug nach Miami zu machen. Wir versprachen, uns das zu überlegen.
    George meinte: „Ihr habt sicher viel zu bereden.“ Und ich fragte mich, was er davon verstand. Er versprach, am Wochenende wieder da zu sein. Wir könnten dann ja vielleicht gemeinsam mit dem Boot nach Key West fahren oder nach Orlando fliegen.
    Als George gegangen war, fielen Sandra und ich erst mal auf den Liegen am Pool darnieder.
    „Du wirst jetzt sagen, ich weiß gar nicht, was du hast“, sagte ich.
    „Ich weiß gar nicht, was du hast, er ist toll“, echote Sandra.
    „Ich weiß, dass er toll ist, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet.“ Und genau so meinte ich es.
    „Aber du hast nicht den George kennengelernt, den ich hier seit Monaten erlebe. Ich bin total erstaunt, dass er gestern Nacht hier geblieben ist und auch noch Fremdenführer gespielt hat. Und er mag dich. Also was ist nun mit deiner Theorie von latent schwul?“, fragte ich.
    „Schwule pflegen mich im Allgemeinen zu mögen“, sagte Sandra. „Und ich giggle nicht wie ein Cheerleader, oder?“
    „Nein.“ Ich musste zugeben, dass meine Freundin wenig von einem amerikanischen Cheerleader hatte. „Aber du bist rundum sexy“, sagte ich.
    „Und du meinst, dass es das ist, was er am allerwenigsten leiden kann? Das glaube ich nicht, ich habe es ausprobiert. Er reagiert nicht allergisch darauf, wenn ich mit ihm flirte. Er flirtet zurück.“
    „Habe ich gemerkt“, sagte ich.
    „Du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst, Babe“, versicherte Sandra.
    Ich nickte. Natürlich, auf Sandra war diesbezüglich wirklich Verlass.
    „Ich glaube, wir müssen einfach ein bisschen mehr über ihn herauskriegen. Du warst wirklich noch nie in diesem Strandhaus?“
    „Ich weiß nicht mal, wo die Strandhütte ist“, gab ich zu.
    „Na, das kriegt man doch raus. Du brauchst ihm doch nur hinterherzufahren“, sagte sie.
    „Ich beschatte doch nicht meinen Ehemann“, rief ich entsetzt. „Wenn ich rauskriegen würde, dass er mich beschattet, ehrlich, Sandra, das wäre für mich ein Scheidungsgrund!“
    „Hast du mal sein Handy orten lassen?“, fragte Sandra unbeirrt.
    Ich schaute sie entsetzt an. „Das kann man doch gar nicht, oder?“
    „Klar kann man das. Es gibt Webseiten, da gibst du die Telefonnummer ein und dann sagen die dir, wo das Telefon sich befindet. Einfacher geht es nicht.“
    „Das wäre aber genauso Spionage, als ob ich ihm hinterher

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