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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Spießen, mit Netzen und mit jenem … Ding, das sie bei sich hatten, bei dessen Anblick ihm nur Unterwerfung übrigblieb.
    Natürlich fehlte ihnen der Mut, ihn zu töten; dazu waren sie zu abergläubisch. Und außerdem - erkannten sie nicht, selbst als sie ihn verwundeten, seine Autorität an und huldigten ihr mit ihrem Entsetzen ? Also begruben sie ihn lebend, und das war schlimmer als der Tod. Ja, war es nicht überhaupt das Schlimmste? Weil er ein Zeitalter, eine Ewigkeit lang weiterlebte, ohne je sterben zu können, selbst eingekerkert in der Erde nicht. Dem Warten ausgeliefert und dem Leiden, hundert Jahre, und weitere hundert Jahre und abermals hundert; während auf dem Boden über seinem Kopf die Generationen hinschritten, eine um die andere, lebten und starben und ihn vergaßen. Die Frauen vergaßen ihn vielleicht nicht; selbst durch die Erde konnte er sie wittern, wenn sie in die Nähe seines Grabes kamen, und obwohl sie sich dessen nicht bewußt sein mochten, bekamen sie Angst, sie überredeten ihre Männer, den Ort ganz aufzugeben. So ließ man ihn völlig allein, nicht einmal ein Ährenleser leistete ihm Gesellschaft. Er glaubte, daß die Einsamkeit ihre Rache war, Rache für die Zeiten, da er und seine Brüder Frauen in die Wälder verschleppt, sie hingespreizt, gespießt und dann wieder freigelassen hatten, blutend, aber befruchtet. Sie starben alle an den Kindern, die aus diesen Vergewaltigungen hervorgingen; keine Menschenweibanatomie konnte das wilde Gestrampel eines Hybriden überleben, seine Zähne, seine Qual. Das war die einzige Rache, die er und seine Brüder jemals an dem großbäuchigen Geschlecht genommen hatten.
    Rohkopf streichelte sich und schaute zu der vergoldeten Reproduktion von »Das Licht der Welt« auf, die über Coots Kaminsims hing. Das Bild erweckte keinerlei Angst- oder Reueschauder in ihm. Es war die Abbildung eines geschlechtslosen Märtyrers, hirschkuhäugig und verhärmt. Von dieser Seite kam keine Anfechtung. Die wahre Macht, die einzige Macht, die ihn bezwingen konnte, war offensichtlich dahin, unwiderruflich verloren, aus ihrem angestammten Platz verdrängt von einem jungfräulichen Schafhirten. Er ejakulierte schweigend, sein dünner Samen zischte auf der Kaminplatte. Seiner unangefochtenen Weltherrschaft stand nichts mehr im Wege. Wärme würde er haben, und Essen in Hülle und Fülle. Sogar Babys. Ja, Babyfleisch, das war das beste. Eben geworfene Winzlinge, noch blind vom Mutterschoß.
    Er streckte sich und seufzte in freudiger Erwartung dieser Delikatesse, das Gehirn überflutet von Greueltaten.
    Von seiner Zufluchtsstätte in der Krypta aus hörte Coot, wie die Polizeiwagen vor dem Pfarrhaus quietschend zum Stehen kamen, dann das Geräusch von Füßen auf dem Kiesweg. Es mußten seiner Schätzung nach mindestens ein halbes Dutzend sein. Das würde mit Sicherheit reichen.
    Vorsichtig bewegte er sich durch die Dunkelheit auf die Treppe zu.
    Etwas faßte ihn an. Beinahe hätte er aufgekreischt, aber kurz bevor ihm der Schrei entfuhr, biß er sich auf die Zunge.
    »Gehn Sie jetzt nicht«, sagte eine Stimme hinter ihm. Es war Declan, und er sprach mit einer Lautstärke, die alles andere als ermutigend war. Das Wesen war irgendwo über ihnen, es würde sie hören, wenn er nicht aufpaßte. O Gott, es durfte nichts hören.
    »Es ist über uns«, sagte Coot flüsternd.
    »Ich weiß.« Die Stimme schien aus seinen Eingeweiden, nicht aus seiner Kehle zu kommen, durch Unflat sprudelte sie heraus. »Sehn wir doch zu, daß er hier runterkommt, ja? Er will Sie, wissen Sie. Er will, daß ich …«
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Declans Gesicht war im Dunkel gerade noch zu erkennen. Es grinste, irrsinnig. »Ich hält’s für möglich, daß er Sie auch taufen will. Wie würd’ Ihnen das gefallen? Würd’ Ihn’ schon gefallen, oder? Er hat auf mich gepißt, hab’n Sie’n gesehen?
    Und das war noch nicht alles. O nein, er will mehr als das. Er will alles. Verstehen Sie? Alles.« Declan packte Coot hastig, eine derbe Umarmung, die nach dem Urin des Geschöpfs stank.
    »Kommen Sie mit?« Lüstern schielte er Coot ins Gesicht.
    »Ich bau’ auf Gott allein.«
    Declan lachte. Kein hohles Lachen; darin schwang echtes Mitgefühl für diese verlorene Seele. »Er ist Gott«, sagte er. »Er war hier, bevor dieses bekackte Scheißhaus gebaut wurde, das wissen Sie.«
    »Hunde auch.«
    »Häh?«
    »Das heißt noch lang nicht, daß sie an mir ihr Bein heben dürfen.«
    »Schlauer

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