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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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vor Augen, schwer auf das Pflaster, sein Gesicht purpurn in dem gespenstischgrellen Licht.
    Norton rannte zu seinem Boß und fummelte dabei zwischen dem Krimskrams in seiner Tasche nach einem Schießeisen. Der weißgekleidete Attentäter, nicht gewillt, es mit einem zweiten Mann aufzunehmen, verdrückte sich bereits die Straße hinunter. Genauso wie ein im Stich gelassenes Mitglied vom Ku-Klux-Klan schaute er aus, dachte Norton; eine Kapuze, eine Robe, ein Umhang. Norton fiel auf ein Knie, zielte mit beidhändig gehaltener Waffe auf den Mann und feuerte. Das Ergebnis war absolut verblüffend. Die Gestalt schien sich ballonartig aufzubauschen, wobei sich ihre Körperformen verloren und sie zu einer flatternden Masse aus weißem Tuch wurde, auf der der vage Abdruck eines Gesichts schwebte. Da war ein Geräusch wie das Flappen von Montagswäsche auf der Leine, ein Ton, der in dieser schmuddeligen Nebenstraße nicht am richtigen Platz schien. Norton war so perplex, daß er einen Moment reaktionslos blieb - und das Menschenlaken schien sich, illusorisch, in die Luft zu schwingen.
    Zu Nortons Füßen kam Maguire stöhnend wieder zu sich. Er versuchte zu sprechen, hatte aber Schwierigkeiten, sich via gequetschtem Kehlkopf und Hals verständlich zu machen.
    Norton beugte sich näher zu ihm. Maguire roch nach Erbrochenem und Angst.
    »Glass«, schien er zu sagen.
    Das reichte. Norton nickte, sagte: »Pscht.« Natürlich, das war das Gesicht auf dem Laken. Glass, der unkluge Buchhalter. Er war Zeuge gewesen, wie sie dem Mann die Füße brieten, Zeuge bei dem ganzen lästerlichen Ritual; überhaupt nicht nach seinem Geschmack.
    So, so: Ronnie Glass hatte offenkundig ein paar Freunde, Freunde, die sich für Rache nicht zu gut waren.
    Norton schaute auf, aber der Wind hatte das Gespenst über die Dächerspitzen empor- und davongetragen.
    Das war ein schlimmes Erlebnis gewesen; der erste Vorgeschmack des Scheiterns. Die Trostlosigkeit jener Nacht war Ronnie durchaus gegenwärtig. Als zerknüllter Haufen hatte er in einer rattenüberlaufenen Ecke einer stillgelegten Fabrik südlich des Flusses gelegen und den Schreckensaufruhr in seinen Fasern beruhigt. Wozu taugte dieser von ihm beherrschte Trick, wenn er die Kontrolle über ihn verlor, sobald man ihn bedrohte? Er mußte sorgfältiger planen und seinen Willen anspannen, bis dieser keinen Widerstand mehr duldete.
    Schon fühlte er, daß seine Energie verebbte: Und gewisse Schwierigkeiten machten sich bemerkbar, als er zum zweitenmal seinen Körper wiederaufbaute. Für hingestümperte Fehlschläge blieb ihm absolut keine Zeit. Er mußte den Mann dort in die Enge treiben, wo er ihm unmöglich entwischen konnte.
    Die polizeilichen Ermittlungen im Leichenschauhaus hatten sich einen halben Tag lang im Kreise bewegt; und taten dies auch jetzt, mitten in der Nacht, noch. Inspektor Wall vom Yard hatte es mit jeder ihm bekannten Methode versucht. Sanfte Worte, grobe Worte, Versprechungen, Drohungen, Verlokkungen, Überraschungen, sogar Schläge. Und doch erzählte Lenny stets dieselbe Geschichte, eine lächerliche Geschichte, von der er felsenfest behauptete, daß sein Gehilfenkollege sie bestätigen würde, sobald er aus dem katatonischen Zustand heraus wäre, in dem er jetzt Zuflucht gesucht hatte. Aber der Inspektor konnte die Geschichte in keinster Weise ernst nehmen. Ein wandelndes Leichentuch? Wie sollte er das in seinem Bericht unterbringen ? Nein, er wollte etwas Handfestes, selbst wenn es eine Lüge war.
    »Kann ich ‘ne Zigarette haben?« fragte Lenny zum x-ten Mal.
    Wall schüttelte den Kopf. »He, Fresco«, wandte er sich an seine rechte Hand, AI Kincaid. »Glaub’, ‘s ist Zeit, daß du den Burschen noch mal durchsuchst.«
    Lenny wußte, was mit einer neuerlichen Durchsuchung gemeint war; es war ein Euphemismus für Schläge. Aufrecht gegen die Wand, Beine gegrätscht, Hände auf dem Kopf: Wumm! Ruckartig zog sich ihm der Magen zusammen bei dem Gedanken.
    »Hören Sie …«, bat er inständig.
    »Was, Lenny?«
    »Ich hab’s nicht getan.«
    »Natürlich hast du’s getan«, sagte Wall und bohrte dabei in der Nase. »Wir wollen wissen, weshalb. Hast du den alten Kacker nicht gemocht? Hat er dreckige Bemerkungen über deine Freundinnen gemacht, ja? Soll ja für ihn nicht ganz untypisch gewesen sein, soviel ich weiß.«
    AI Fresco grinste süffisant.
    »Hast ihn deswegen lahmgelegt?«
    »Herr Gott im Himmel«, sagte Lenny, »glauben Sie, ich erzähl’
    Ihnen ‘ne derartig

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