Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 5-Minuten-Grauen

Das 5-Minuten-Grauen

Titel: Das 5-Minuten-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
an einer Seite gestapelt.
    Neben dem Stoß blieb Flora stehen und stellte den Kerzenteller auf den Stapel. »Nun, sind Sie jetzt zufrieden, Monsieur John?« Ihr Gesicht hatte im flackernden Schein der Kerzen etwa Maskenhaftes bekommen. »Es ist ein normaler Keller und keine Aufbewahranstalt für allmählich vermodernde Leichen.«
    »Das habe ich nie behauptet. Mir ist eben nur dieser Geruch aufgefallen.«
    »Und jetzt?«
    »Nehme ich ihn im Moment nicht wahr. Obwohl es hier nicht sehr gut riecht.«
    »Das ist eben in alten Kellern so.« Flora hob die Schultern. Sie gab sich sehr sicher.
    Erica stand hinter mir. Manchmal hörte ich sie atmen, aber das Kratzen oder Schaben irritierte mich doch.
    Ich wollte mich umdrehen und schaffte es nicht einmal bis zur Hälfte. Dann nämlich erwischte mich der Hieb.
    Etwas Hartes knallte gegen meinen Hinterkopf und rutschte den Nacken entlang. Ein Stück Kaminholz, dachte ich noch, da wurden mir bereits die Knie weich.
    Ich fiel noch nicht hin, wurde auch nicht bewußtlos, klammerte mich am Holzstoß fest und hätte fast die Kerze heruntergerissen, als Floras Hand schlangengleich erschien und den Teller an sich nahm.
    »Weg, Erica, gut gemacht. Schnüffler hassen wir…«
    Das hörte ich, auch die Echos ihrer Tritte, als sie wegrannten in Richtung Treppe.
    Dann übertönte ein anderes Geräusch die ersten. Der Holzstapel hatte mein Gewicht nicht mehr halten können, weil ich auch nach hinten kippte.
    Ich riß einige Scheite weg. Zwei von ihnen landeten auf meinen Schienbeinen, ein dritter tickte gegen die Bauchdecke. Dann lag ich auf dem Rücken, eingepackt in die feuchte Dunkelheit des Kellers, und wurde trotzdem nicht bewußtlos. Meine Glieder fühlte sich an, als wären sie mit Gummi vollgepumpt worden.
    Ich war matt, schlaff, aber nicht ausgepunktet. Leider konnte ich so schnell nicht auf die Beine kommen, um die beiden Weiber noch einzuholen.
    Ich hatte damit gerechnet, alles richtig gemacht zu haben. Ein dicker Fehler, wie ich eingestehen mußte. Wenn es den beiden Frauen gelungen war, mich zu überwinden, würden sie mit Rita Wilson erst recht keine Schwierigkeiten haben.
    Es war zum Heulen…
    Ich lag auf dem Boden und drehte mich mühsam auf die rechte Seite. Im Kopf tobte der Schmerz. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie oft ich schon niedergeschlagen worden war. Da glich es schon einem Wunder, daß ich noch normal handeln und denken konnte.
    Nur schwerfällig kam ich hoch, stolperte dabei noch über einen dicken Holzscheit, räusperte mir die Kehle frei und ging zwei taumelnde Schritte in die Dunkelheit des Kellers.
    Die beiden Frauen hatten aus ihrer Sicht einen gewaltigen Fehler begangen. Sie hätten mir auch die Waffen wegnehmen sollen. So besaß ich sie noch und auch meine kleine Leuchte, deren Lichtstärke ausreichte, um mich zurechtzufinden. Ich erinnerte mich an die Kellertür und auch an deren Schloß. Sehr stabil hatte es nicht ausgesehen, und es hatte auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel.
    Wahrscheinlich würden zwei, drei Kugeln reichen, es aufzuschießen. Mal sehen, was sich da machen ließ.
    Die Lampe schaltete ich ein, trat einige Holzstücke aus dem Weg und wollte nach vorn strahlen, als mir etwas auffiel.
    Es war der Geruch!
    Nein, schon ein Gestank, und den kannte ich verdammt gut, denn im Schrank meines Zimmers hatte es so gerochen.
    Verwesung…
    Ich bekam einen Schauer, der sich auf meinem Rücken festsetzte, und fragte mich, was da auf mich zukommen würde.
    Sehr langsam hob ich den Arm und ließ den Lampenstrahl kreisen, so daß er über den Boden glitt.
    Bewegte er sich?
    Ja — und nicht nur von vorn, wie ich erkennen konnte, als ich mich drehte.
    Von allen Seiten quoll etwas auf mich zu, um mich auf heimtückische, tödliche Art und Weise einzufangen.
    Ein nach Verwesung und Moder riechender Schlamm, im dem hin und wieder einige helle Flecken wie Inseln wirkten, was sie aber nicht waren, sondern menschliche Gesichter…
    Rita Wilson wußte selbst nicht, wie sie sich verhalten sollte. Um der unmittelbaren Nähe der beiden zurückgebliebenen Frauen zu entgehen, hatte sie wieder auf dem Sofa ihren Platz gefunden und wartete dort in einer steifen Sitzhaltung.
    Georgette und Clara standen nebeneinander. Sie schauten Rita Wilson starr an.
    Claras Lächeln wirkte so unecht wie eine in Hongkong hergestellte Cartier-Uhr. »Warum entspannen Sie sich nicht, Kindchen? Ihr Freund wird gleich zurückkehren.«
    »Ist der Keller groß?« fragte Rita,

Weitere Kostenlose Bücher