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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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ruinierte Hand ihrer Mutter in einem Milchkarton, die auf sie zeigte.
    Du. Es hängt von dir ab, mich zu retten.
    Doch Reggie konnte es nicht. Das war es.
    Sie konnte es nicht, weil sie dumm und selbstsüchtig war und nicht noch mehr abscheuliche Geheimnisse ihrer Mutter erfahren wollte. Sie war ein verdammter Feigling.
    »Was das für einen Sinn haben soll?« Tara biss sich auf die Lippe, betrachtete Reggie in dem schwachen Licht. »Der Sinn besteht darin, dass wir es weiter versuchen müssen, oder? Wenn wir mit dem Suchen aufhören, dann ist es vorbei.«
    »Es ist ohnehin vorbei«, sagte Reggie.
    »Reggie«, sagte Tara. »Nur weil du Sachen gefunden hast, die du nicht sehen wolltest, bedeutet das nicht, dass du aussteigen kannst. Also hatte deine Mutter dieses kleine Geheimnis, hat in schäbigen Bars herumgehangen und jede Menge Männer getroffen. Sie ist trotzdem noch deine Mutter, Reg. Du kannst ihr nicht einfach den Rücken zukehren, weil du deine kaputte kleine Scharade von der perfekten Mutter aufrechterhalten willst.«
    Reggie blickte in den Spiegel. Tara stand neben ihr und die Puppen waren hinter ihnen, seltsame, geisterhafte Verfolger.
    »Was ist das?«, fragte Tara und griff nach dem Jahrbuch.
    »Gehört meiner Mom. Der Koffer ist voll von ihrem alten Kram, aber es ist nicht Hilfreiches dabei. Ich dachte, wenn ich gründlich suche, würde ich irgendeinen kleinen Schnipsel finden. Irgendeinen Hinweis.«
    Tara blätterte es durch, fand ein Foto von Vera. »Gott, war sie schön.« Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen auf das Jahrbuch, dann auf Reggie. »Du siehst aus wie sie, weißt du. Um die Augen. Und die Form deines Gesichts.«
    »Ich bin überhaupt nicht wie sie«, sagte Reggie.
    »Aber der Rest, deine Nase und die Augenbrauen, sie kommen von jemand anderem. Von deinem Vater vermutlich.« Tara blätterte durch das Jahrbuch. »Vielleicht ist es hier drin. Vielleicht war es irgendeine alte Flamme aus der High School.«
    Reggie schüttelte den Kopf. »Sie ist in New York schwanger geworden.«
    Tara leckte ihre Lippen. »Also war es vielleicht jemand, mit dem sie dort in einem Stück gespielt hat. Oder jemand, mit dem sie gearbeitet hat. Vielleicht war es jemand Berühmtes, Reg! Vielleicht ist das der Grund, warum deine Mutter immer so geheimnistuerisch war deswegen.« Tara blätterte die Papiere durch, fand ein Theaterprogramm für Hexenjagd. »Hey, ist das nicht das Stück über die Hexen von Salem?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Und sieh mal, sie haben es in einem Theater in Hartford gespielt.« Tara rümpfte die Nase, zählte an ihren Fingern zurück, von 1985 bis 1970. »Oktober 1970«, sagte sie.
    »Und?«
    »Und … deine Mom war damals in diesem Stück in Hartford, nicht in New York! Ich bin keine Babyexpertin oder so was, aber ich denke, das muss etwa in der Zeit gewesen sein, als sie mit dir schwanger wurde.« Taras Gesicht, das vor Aufregung gerötet war, leuchtete in dem schwachen Licht.
    »Es ist egal«, sagte Reggie, nahm Tara das Programm weg und ließ es zurück auf den Stapel fallen. »Ich bin sicher, dass er, wer immer er auch sein mag, nicht einmal weiß, dass ich existiere. Und meine Mom ist die einzige Person, die weiß, wer er ist, und sie ist weg. Wir können so viel Räuber und Gendarmen spielen, wie wir wollen, zu Bars fahren, nach Hinweisen suchen, aber nichts davon ändert irgendetwas. Wir können sie nicht retten, Tara. Niemand kann das. Es ist alles bloß eine dumme, nutzlose Zeitverschwendung!« Sie ließ den Kopf fallen und begann zu weinen, hasste sich dafür. Sie war ein Feigling und ein Baby, und nun wusste Tara es, und Reggie war es sogar egal.
    »Hey«, sagte Tara, und ihre Stimme war praktisch ein Flüstern, als sie eine Hand auf Reggies Rücken legte. »Ich weiß, wie du dich fühlst.«
    »Bockmist«, zischte Reggie, blickte auf und starrte auf ihre Spiegelbilder. Ein Mädchen mit schmalem Gesicht, das mehr wie ein Junge aussah. Sie hatte vergessen, ihr Ohr anzulegen, und durch den neuen Haarschnitt war das Fehlen des Ohrs offensichtlich und ließ sie eigenartig unausgewogen aussehen. Und Tara, Tara sah wie irgendeine schöne Schauspielerin aus, die gerade vom Set eines Vampirfilms kam.
    »Manchmal«, sagte Tara, »ist es mir einfach alles zu viel, weißt du? All dieses kaputte Zeug, das mir im Kopf herumgeht. Und die Leute versuchen, mit mir zu reden, aber es ist, als wären sie unter Wasser – sie haben keine Ahnung. Die Stimmen von toten Frauen flüstern mir

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