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DAS 5. OPFER

DAS 5. OPFER

Titel: DAS 5. OPFER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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einen Augenblick lang verständnislos angesehen, dann, als hätte der Name sich durch die Luft über ihnen übertragen, machte er einen Schritt zurück. »O nein! Auf keinen Fall!«
    »Hast du eine bessere Idee?«, hatte Tara gefragt. »Komm schon, Charlie. Cousin Sid ist perfekt. Er hat ein super Auto, einen kriminellen Charakter, und ich wäre gewillt, darauf zu wetten, dass er einen Sinn für Abenteuer hat. Außerdem habe ich gehört, dass er einen gefälschten Ausweis hat. Er hängt in diesen Lokalen rum. Ich kann mir keinen besseren Fremdenführer vorstellen.«
    »Nein«, hatte Charlie gesagt.
    »Wenn du ihn nicht fragst, tue ich es«, hatte Tara gesagt.
    Charlie hatte entnervt ausgeatmet.
    »Komm schon, Charlie«, hatte Tara gesagt und sich an ihn gekuschelt. »Wir brauchen dich. Du hast die Gene eines Verbrechensbekämpfers.«
    »Manchmal nervst du wirklich«, hatte er zu ihr gesagt.
    »Aber deswegen liebst du mich ja so«, hatte sie gesagt und ihn auf die Wange geküsst. Er wurde rot.
    TARA HIELT DEN JOINT Reggie hin. »Versuch mal. Es wird dir guttun. Es wird all das Chaos in deinem Kopf verlangsamen.«
    Reggie griff nach dem Joint und nahm einen vorsichtigen Zug, während sie durch die Stadt fuhren. Sie hatte noch nie zuvor Gras geraucht, nie auch nur eine Zigarette probiert. Jetzt saß sie hier, im warmen Kokon von Sids Wagen, und machte diese kriminelle Sache, und es brachte ihr einen Schub, das Gefühl, aus ihrer eigenen Haut zu schlüpfen und jemand ganz anderer zu werden. Es war ein bisschen so, wie sie sich gefühlt hatte, als sie die Rasierklinge in der Hand gehabt hatte. Sie hustete und spuckte, als der Rauch in ihren Lungen stach.
    Tara rollte mit den Augen. »Du bist ein totaler Neophyt«, sagte sie, und Reggie wollte ihr sagen, sie sollte sich nicht die Mühe machen, vor Sid anzugeben, weil er nicht gerade der Typ war, der sich von einem großen Wortschatz beeindrucken ließ.
    »Sag mir, Tara, stimmt dich das Rauchen von Gras besser auf die Geisterwelt ein?«, fragte Charlie spöttisch.
    »Vielleicht tut es das, Chuckles, vielleicht tut es das«, sagte sie und blies Rauch in seine Richtung.
    »Worum geht es hier?«, fragte Sid.
    »Tara spricht mit toten Menschen. Manchmal sprechen sie durch sie.«
    »Echt jetzt?«, sagte Sid und sah wahrhaft beeindruckt aus, als er sich zu Tara drehte. »Wie machst du das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Tara und schloss ihre Augen, um darüber nachzudenken. »Ich schätze, es ist in etwas so, als hätte man eine spezielle Antenne …«
    »Jetzt bist du also ein Insekt?«, sagte Charlie.
    »Nein, du Blödmann«, blaffte Tara. »Ich meine, wie eine Radioantenne. Eine superstarke, die auch weit entfernte Signale auffangen kann.«
    »Kannst du es jetzt tun?«, fragte Sid.
    Sie schüttelte den Kopf. »So funktioniert es nicht. Es hängt von den Geistern ab, nicht von mir.«
    Charlie lachte. »Sicher«, sagte er.
    Sid fing an zu singen: »I got a black magic woman, she’s got me so blind I can’t see …«
    Kurz darauf waren sie auf der Flughafenstraße, fuhren an den Scheunen mit ihrer verblassten roten Farbe vorbei, die für das Trocknen des Tabaks benutzt wurden, und an endlosen Kilometern von weißem Netzgewebe, das von Pfählen und Drähten getragen wurde, wie mittelalterliche Zelte aussah und den Pflanzen mit den klebrigen Blättern Schatten spenden sollte. Reggie erinnerte sich an den platten Reifen, den verstauchten Knöchel. Als das riesige Portraitfoto der Zuckerstangenkellnerin auftauchte, blickte sie in die andere Richtung und hielt ihren Atem an, wie Kinder in Schulbussen es tun, die sich gegenseitig daran erinnern, wenn sie an Friedhöfen vorbeifahren. Als würden tote Seelen wie Rauchschwaden herumschweben und nur darauf warten, eingeatmet zu werden.
    »Die besten Zigarrenblättchen der Welt kommen genau von hier«, sagte Sid. »Aber ihr würdet niemals in diesen Feldern arbeiten wollen, verflixt, nein. Ich habe das einen Sommer lang gemacht. Ich und mein Kumpel Josh. Man wird schlecht bezahlt. Unter dem Sonnenschutz ist es dreiundvierzig Grad heiß, und der Tabaksaft ist so klebrig, dass er einem alle Haare von den Armen reißt. Die Natur beherrscht uns, Mann. Ernsthaft.«
    Sid rieb sich die Arme.
    »Und jeden Tag gab es Faustkämpfe, ehrlich jetzt. Ein paar harte Mistkerle waren das. Häftlinge auf Tagesfreigang, Puertoricaner, die mit Bussen vom nördlichen Rand von Hartford hergebracht wurden, arbeitslose Tagelöhner ohne Geld. Ein paar von

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