Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Svetlana wissen.
»Entfällt bei einer Fusion«, erklärte Kaspar. »Die Haushaltslöcher werden also noch größer.«
»Das hört sich ja wie ein Teufelskreis an«, sagte Svetlana. »Ist diese Dynamik überhaupt noch aufzuhalten?«
»Ich befürchte, nein«, antwortete Kaspar leise. Es klang fast so, als sei er für alles verantwortlich. »Europa geht es immer schlechter, auch wenn die Politik immer wieder Gegenteiliges behauptet. Stark steigende Inflation, zunehmende Arbeitslosigkeit, automatisiertes Schuldenmachen, stark steigender Verlust der Kaufkraft, alles Faktoren, die gerne schöngeredet werden. Ihr erinnert euch an die Zensur des Armutsberichts?«
Torge und Svetlana nickten.
»Passt doch prima ins Bild, oder? Alles ist schön, alles voller Smileys. Und am Ende bricht alles zusammen. Der Weg ist frei, die Bevölkerungsreduktion abzuschließen. Alle, die nicht durch Maßnahmen aus der Agenda vernichtet werden können, werden sich gegenseitig vernichten.«
Svetlana schluckte trocken und Torge wurde blass.
»Du meinst doch nicht etwa Krieg?«
»Ausschließen kann ihn wohl niemand«, sagte Kaspar.
»Mir wird schlecht«, sagte Svetlana und verließ das Büro. Torge ging es auch nicht viel besser und saß schweigend da. Teilnahmslos sah er Kaspar an, als dieser zu seinem Telefon griff und eine hausinterne Nummer wählte. Er rief den Redakteur vom Dienst an und erteilte die Freigabe für diesen höchst brisanten Artikel, der entweder wie eine Bombe einschlagen oder die Zeitung in den Ruin treiben würde. Kaspar war sich selbst nicht mehr sicher, ob er die richtige Entscheidung traf. Er rechnete damit, dass in der Redaktion das Telefon nicht mehr stillstehen würde, eine einstweilige Verfügung nach der anderen zu erwarten sei und er von der Politik zu einem Dementi gezwungen werden könnte. Im letzteren Fall, so hatte er sich bereits vorgestellt, würde er einen halbseitigen lachenden Smiley drucken und darunter schreiben: Alles ist schön – alles ist gut – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Persönlich rechnete er damit, am nächsten Tag seinen Schreibtisch räumen zu müssen. Aber selbst das war ihm egal geworden.
Als Svetlana in der Damentoilette vor dem Spiegel stand, um sich frisch zu machen, traute sie plötzlich ihren Augen nicht. Erschreckt drehte sie sich um und fand bestätigt, dass das Spiegelbild keine Sinnestäuschung gewesen war. Sie stand einer eleganten Frau gegenüber, der sie schon einmalbegegnet war.
»Sie sind doch …«,
»… Anastasija Wladimirovna, die Tänzerin aus Moskau«, ergänzte sie.
»Waren Sie nicht vom russischen Geheimdienst? Was machen Sie hier?«
»Das ist eine lange Geschichte. Begleiten Sie mich in das Büro von Herrn Kaspar? Er wird Ihnen alles erklären.«
Svetlana war völlig überrascht und fand keine Worte. Mit allem hätte sie gerechnet, sogar damit, dass Floyds Ermordung nur vorgetäuscht gewesen wäre und sie ihm plötzlich gegenüberstehen könnte. Am wenigsten hatte sie erwartet, diese Frau jemals wiederzusehen, erst recht nicht in den Redaktionsräumen. Sie war gespannt, was Kaspar dazu sagen würde.
Er war davon ausgegangen, dass Anastasija längst die Redaktion verlassen hatte. Entsprechend verblüfft war er, als Svetlana in ihrer Begleitung in sein Büro zurückkehrte.
»Ich glaube, du bist uns eine Erklärung schuldig«, forderte sie von Kaspar. »Weshalb arbeitest du mit dem russischen Geheimdienst zusammen? Hast du uns in irgendeine krumme Sache hineingezogen, von der wir besser wissen sollten?«
»Stopp«, besänftigte er Svetlana, »reg dich nicht auf. Es ist ganz anders als es aussieht.«
Torge war über Anastasijas Anwesenheit genauso
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