Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
vergiften, bis wir mit Substanzen vollgepumpt sind, die unser Leben drastisch verkürzen. So sieht es aus«, sagte Svetlana, »da greift doch ein Rad ins andere.«
»Ich sehe«, sagte der Politiker, »diese Diskussion führt zu nichts. Sie verstehen einfach nicht, in welchem Dilemma die Welt steckt. Die Bilderberger sind die Einzigen, die uns alle aus der Krise holen können. Wir müssen einfach Vertrauen haben.«
»Mit uns meinen Sie sicherlich die Elitemenschen, die zum Schluss übrig bleiben werden, nicht wahr? Aber wie ich schon sagte, mein Land wird es nicht zulassen, dass essoweit kommen wird«, sagte Anastasija.
Kaspar beobachtete sie argwöhnisch. Er hatte eine ganz gute Menschenkenntnis und spürte, dass sich von Anastasija ausgehend der nächste Eklat ankündigte. Er sah zur Uhr, um festzustellen, wie lange die Sendung noch liefe. Lange fünf Minuten, in denen sehr viel passieren konnte.
»Unsere Sendezeit geht allmählich zu Ende«, sagte Kaspar. »Wir sollten deshalb zum Abschluss kommen. Eine Lösung werden wir ohnedies nicht erzielen. Mir war es wichtig, dass wir die Öffentlichkeit aufklären, ihr zumindest einen Denkanstoß geben.«
»Für mich ist es erst zu Ende«, sagte Anastasija, »wenn ich ein Exempel statuiert habe, um die Interessen meines Staates zu untermauern.«
»Was meinen Sie damit?«, wollte Kaspar wissen, der nichts Gutes ahnte.
Unauffällig und langsam schob Anastasija ihre rechte Hand in ihre Handtasche, bis sie einen metallischen Gegenstand ertastete. Sie sah in die Runde, ob sie jemand dabei beobachtete. Alle sahen sie an, doch keiner blickte auf die Handtasche.
Jetzt ging alles unerwartet schnell. Blitzartig sprang sie auf, wobei ihre Tasche zu Boden fiel, stellte sich direkt vor den Politiker und feuerte aus nächster Nähe aus einer kleinkalibrigen Pistole. Sie traf den Politiker mitten in seine Stirn. Er sackte zur Seite in Richtung Kaspar, der ihn auffing. Aus der Wunde rann kein Blut, da er sofort tot gewesen war. Kaspar wurde speiübel. Ein versuchter Mord und ein Mord, beides vor laufenden Kameras, das war zu viel.
»Werbung!«, brüllte der Regisseur, der die Sendung sofort abbrechen ließ. Vor einer Stunde noch hätte er sich nichtträumen lassen, dass der Tag mit einem Skandal sondergleichen enden würde. Er sah schon die Schlagzeilen vor sich, die am nächsten Tag seinen Sender in den Dreck ziehen würden. Könnte es für ihn das Aus bedeuten? Vielleicht würde bei der Sensationsgier der Menschen aber auch das Gegenteil eintreten und dem Sender eine ungeahnte Einschaltquote bescheren. Es war ihm zuwider, dass dadurch diese Skandalsendung womöglich noch zigfach wiederholt werden könnte. Erst einmal rechnete er damit, dass jeden Augenblick das Telefon läuten könnte und sein Intendant ihn zu einer Stellungnahme auffordern würde.
Zum zweiten Mal an diesem Abend musste die Polizei zum Funkhaus fahren, um eine Verhaftung vorzunehmen. Diesmal war das Aufgebot allerdings sehr viel größer als beim ersten Mal. Auch ein Notarzt traf ein, der allerdings für das Opfer nichts mehr tun konnte.
Wenig später nahm die Spurensicherung ihre Arbeit auf, während Kriminalbeamte mit den Zeugenvernehmungen begann. Alles geriet durcheinander. Eine solche Aufregung hatte es im Fernsehstudio noch niemals gegeben. Einer der Beamten ließ sich einen Mitschnitt aushändigen. Auch das war eine Seltenheit, dass ein Mord in bester Fernsehqualität und wie nach Drehbuch festgehalten worden war. Einen besseren Beweis, der noch dazu gerichtstauglich war, konnte es nicht geben. Es erleichterte die Arbeit der Kripobeamten ungemein, die dadurch mit ihren Befragungen sehr oberflächlich
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