Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Moskau zeigten. »Regeln Sie das! Sie ist zur Bilderberger-Jägerin geworden.«
»Und wer ist der junge Mann an ihrer Seite?«, fragte Grabowski, als er sich die Fotos argwöhnisch betrachtete.
»Das ist Torge Desmond. Über ihn wissen wir so gut wie nichts. Aber wie es aussieht, hat er sich auch der Weißen Rose angeschlossen. Anders können wir uns nicht erklären, weshalb er Svetlana Petrova nach Russland begleitet hat. Sie wissen, was zu tun ist?«
Grabowski vermied eine Antwort.
»Für mich und das Syndikat ist die Arbeit erledigt. Ab jetzt liegt alles in Ihrer Hand.« Mit diesen Worten verabschiedete sich Petrenko. Grabowski fühlte sich so schlecht wie schon lange nicht mehr. Die ganze Sache wuchs ihm über den Kopf. Er sah sich in einer Situation, die so oder so für ihn bedrohlich werden konnte. Gelänge es ihm nicht, die Bilderberger vor der Weißen Rose zu schützen,mochte er sich nicht die Konsequenzen ausmalen. Die Widerstandsbewegung selber schätzte er mittlerweile als gefährlich ein, ohne abschätzen zu können, wie weit sie ihrer Sache wegen gehen würde. Er stand zwischen den Fronten, was alles andere als beruhigend war.
Die Zeit drängte. So schnell wie möglich musste er Svetlana finden und versuchen, sie zur Vernunft zu bringen. Kein leichtes Unterfangen, denn Grabowski wusste, wie versessen sie von dem Gedanken befallen war, das Schicksal ihres Freundes aufzuklären. Früher oder später würde sie herausfinden, wer den Nanosprengsatz gezündet hatte, um die injizierten Giftkapseln zu zerbrechen. Fast hätte er sich übergeben bei dem Gedanken, zum Mörder geworden zu sein, und noch viel schlimmer war der Gedanke daran, dass dies gewiss nicht der einzige Mord bliebe. Es musste einfach so kommen, denn welchen Weg sollte es sonst geben, die Weiße Rose zu zerschlagen?
Du musst einen kühlen Kopf bewahren, sagte sich Grabowski, als er seinen Tresor öffnete, um die ausgedruckten Seiten von Svetlanas Aufzeichnungen herauszunehmen und zum wiederholten Male sehr aufmerksam zu lesen. Svetlana war zu seiner Feindin geworden, ohne es selbst zu wissen. Er kannte sie zu gut, um daran zu glauben, sie von ihrem Vorhaben abbringen zu können. Niemals würde sie es dabei bewenden lassen und zum Alltag zurückkehren.
Und was plante die Weiße Rose? Die Bilderberger würden natürlich dafür sorgen, dass auch in Bremen eine geheime Polizeieinheit zum Schutze der Konferenz vor Ort ist. Aber sollte er sich darauf verlassen? Ihr Eingreifen in Moskau bei einer eigentlich friedlichen Demonstration hatte ohne jeden Zweifel die Gemüter erhitzt, wobei Floyds Toderheblich dazu beitragen sollte, dass die Aktionen gegen die Bilderberger lange nicht mehr so harmlos ablaufen würden. Grabowski stand Schweiß auf der Stirn, als er die Seiten in den Tresor zurücklegte und dabei seine Pistole sah, die er vor langer Zeit angeschafft hatte. Sie sollte eine Art Lebensversicherung gegen Übergriffe unberechenbarer Klienten sein. Immerhin war er Strafverteidiger und konnte sich seine Kundschaft nicht immer aussuchen. Als Pflichtverteidiger hatte er nicht selten hochkarätige Mörder in seiner Kanzlei sitzen, denen er niemals allein im Dunkeln begegnen wollte.
Grabowski sah sich die Waffe nachdenklich an. Es war so weit, dass diese nicht mehr allein zu seinem Schutz da war. Weshalb habe ich mich nur darauf eingelassen, dachte er. Was gehen mich die Bilderberger an, was geht mich die Politik an? Ändern ließe sich sowieso nichts. Aber es wurde Zeit, die Öffentlichkeit über die wahren Verhältnisse aufzuklären. Er dachte darüber nach, was die nahe Zukunft bringen könnte. Würde das Volk auch hierzulande auf die Straße gehen und
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