Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
für Zentimeter nach Schwachstellen ab, die Attentätern eine Chance boten. Bis jetzt war ihm nichts aufgefallen, was ihn in Sorge versetzen konnte. Allerdings wusste er nicht, dass in diesem Plan ein winziges Detail fehlte. Einem Architekten wäre diese Kleinigkeit sofort aufgefallen, doch für ihn bestand der riesige Plan lediglich aus einer Ansammlung gerader Linien, die in ihrer Gesamtheit jede einzelne Etage des Gebäudes darstellten.
Gegen Müdigkeit ankämpfend schreckte er hoch, als es an der Tür schellte. Reflexartig sah er auf seine Armbanduhr. Um diese Zeit pflegte er nie einen Klienten zu empfangen, zumal er alle Termine abgesagt hatte. Als es ein zweites Malschellte, bediente er zögerlich die Gegensprechanlage.
»Wer sind Sie und was wünschen Sie?«, fragte er bewusst abweisend, während er den Sprechknopf der Telefonanlage, die mit der Eingangstür verbunden war, drückte. Als die Person antwortete, schnürte es ihm die Brust ein und ein krampfartiger Schmerz zog sich bis in den Rücken. Er richtete sich auf in der Annahme, der Krampf würde sich entspannen.
»Hier ist Svetlana«, hörte er im Lautsprecher, »kann ich bitte mit dir sprechen?«
Grabowski atmete tief durch. Einerseits, um den schmerzenden Krampf loszuwerden, andererseits durfte er jetzt nicht die Nerven verlieren. Er hatte nicht damit gerechnet, Svetlana so schnell wiederzusehen und noch viel weniger hatte er eine Ahnung, was sie bereits alles wusste und jetzt von ihm wollte. Vom Schlimmsten ging er jedoch nicht aus. Sollte sie bereits wissen, dass er Floyds Mörder war, würde sie sich kaum in seine Kanzlei trauen. Jedenfalls war das seine Einschätzung. Grabowski hatte keine andere Wahl, als sie hereinzulassen. Alles andere wäre unklug gewesen und so gab es möglicherweise eine Chance herauszufinden, wie weit Svetlana ihm auf die Schliche gekommen war.
»Danke, dass du mich so spät noch empfängst«, sagte sie, als sie die Kanzlei betrat. Sie wirkte gehetzt.
»Setz dich«, antwortete Grabowski, der den Grundrissplan in der Eile nur einmal zusammenfalten und auf die Seite legen konnte. Svetlana war es nicht entgangen, was er da notdürftig zu verbergen versuchte. Als Journalistin hatte sie gelernt, ihre Umgebung sehr schnell zu erfassen und zu sondieren, was von Interesse sein könnte. Und dieser Plan schien von großer Bedeutung zu sein.
»Du hast mir mit deiner Nachricht ja einen schönen Schrecken eingejagt«, sagte Grabowski ohne Blickkontakt. Eigentlich verkörperte es sogar die Wahrheit, wenngleich eine andere als allgemeingültig anzunehmen war. Wohlweislich verschwieg er, dass er in ihrer Wohnung gewesen war und dort nach Anhaltspunkten ihres vermeintlichen Verschwindens gesucht hatte.
»Tut mir leid, ich hätte es nicht tun sollen«, antwortete Svetlana, die ihrerseits Grabowski direkt in die Augen sah. So viel verstand sie von unbewusster Körpersprache, um einschätzen zu können, dass Grabowski nicht ehrlich war. »Gibst du mir bitte meinen Wohnungsschlüssel zurück«, forderte Svetlana. Ohne zu zögern gab er ihr den Schlüssel und ihre Aufzeichnungen gleich mit. Das fiel ihm nicht schwer, denn längst gab es eine Kopie, die er in seinem Safe verwahrte.
»Möchtest du einen Kaffee?«, fragte er sie, die mit einem Kopfnicken antwortete. Grabowski ließ sie für einen Moment allein, was Svetlana ausnutzte. Sie hob den Grundrissplan an und sah als Beschriftung den Namen des Hotels. Svetlana vergewisserte sich kurz, ob Grabowski mit dem Kaffee schon wieder auf dem Rückweg war. Als sie Geräusche aus der entfernten Küche hörte, nutzte sie die Gelegenheit und fotografierte den Plan. Gerade rechtzeitig konnte sie ihr Handy in
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