Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
der Handtasche verschwinden lassen, bevor Grabowski mit zwei Bechern Kaffee zurückkehrte. Er bemerkte nicht, dass Svetlana angespannter war als zuvor. Besorgt riskierte sie einen Blick auf den Plan, der nicht mehr so dalag wie zuvor und hoffte, Grabowski würde nichts bemerken.
»Was kann ich nun für dich tun?«, fragte er mit gespielterAhnungslosigkeit. »Deine Aufzeichnungen und dein Verschwinden gaben Rätsel auf und haben mich beunruhigt.«
Svetlana wunderte sich, dass er mit keiner Silbe Floyds Tod erwähnte, geschweige denn, sein Mitgefühl ausdrückte.
»Ich glaube nicht, dass Floyd einfach so gestorben ist«, wagte Svetlana einen Vorstoß.
»Wie meinst du das? Gibt es Anhaltspunkte eines Mordes?«
»Es muss ja nicht gleich Mord gewesen sein«, antwortete sie knapp und fügte hinzu, dass von keinem der Mordmerkmale auszugehen sei. Grabowski sah sie wortlos und wenig begeistert an. Ihm war nicht danach, sich mit Svetlana über juristisches Fachgeplänkel auszutauschen. Ob es nun Mord war oder Totschlag, änderte nichts an der Tatsache, dass Floyd gewaltsam zu Tode gekommen war und Grabowski damit etwas zu tun hatte.
Svetlana hielt den Zeitpunkt für zu früh, ihn mit Beweisen zu konfrontieren, solange nicht klar war, in welcher Weise er involviert war. Stattdessen lenkte sie ab und berichtete von ihren in Moskau gewonnenen Kenntnissen. Dabei fiel ihr auf, wie gelassen Grabowski auf die Weiße Rose reagierte, als ob es für ihn alles andere als eine Neuigkeit war.
»Weißt du etwas über die Weiße Rose?«, fragte Svetlana direkt und beobachtet sehr genau seine Reaktion. Sie profitierte von ihrer Freundin Celine, von der sie viel über Körpersprache gelernt hatte. Svetlana war in gewisser Weise ein lebender Lügendetektor, der gerade heftig ausschlug, während sie sich selbst darauf konzentrierte, ihre Nervosität zu verbergen.
»Was soll das sein?«, reagierte Grabowski in der Hoffnung,Svetlana würde ihm seine gespielte Unwissenheit abnehmen.
»Wie soll ich es nennen? Eine Untergrundbewegung vielleicht? Floyd hatte offensichtlich damit zu tun.«
»Keine Ahnung«, log Grabowski überzeugend.
»Und wie sieht es mit den Bilderbergern aus? Sagt dir das etwas?«
Grabowski fühlte sich in die Enge getrieben. Es hatte keinen Zweck mehr, den Unwissenden zu spielen. Ihm wurde klar, dass Svetlana viel mehr wusste, als er bislang annahm. Weshalb sollte sie ihn mit der Weißen Rose und den Bilderbergern konfrontieren, wenn sie nicht längst darüber informiert war, welche Verbindung es zu ihm gab?
»Du weißt Bescheid?«, fragte er etwas kleinlaut, als ob er bei einem Streich ertappt worden sei.
»Sagen wir mal so, ich weiß eine ganze Menge. Ob es alles ist, wage ich allerdings zu bezweifeln. Ich weiß zum Beispiel nicht, weshalb Floyd sterben musste. Vielleicht kannst du mir da helfen?«
Grabowski schluckte. Wusste sie mehr, als sie zugab?
»Ich unterliege der Schweigepflicht«, erklärte Grabowski und trank einen Schluck Kaffee, der mittlerweile kalt geworden war. Er stellte den Becher auf den Schreibtisch zurück und schob ihn beiseite. Dabei fiel sein Blick auf den Grundrissplan und er bemerkte, dass Svetlana ihn angesehen haben musste. Er war sich allerdings nicht sicher, denn er hätte ihn gerade selbst verschoben haben können.
»Floyd ist tot«, antwortete Svetlana.
»Das ändert nichts an meiner Schweigepflicht. Über Klienten darf ich auch über ihren Tod hinaus nichts gegenüber Dritten verlauten lassen.« Grabowski genoss dieSituation, in der er sich im Vorteil sah. Allerdings ahnte er nichts davon, dass sich Svetlana keineswegs unterlegen fühlte. Sie kannte Grabowski sehr gut und wusste von seiner großen
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