Das 500 Millionen Komplott (German Edition)
Vernünftige Freizeitgestaltung, wie Sie es nennen, oder sagen wir mal Freiheit, setzt Kapital voraus. Immer mehr Menschen leben am Existenzminimum und immer mehr müssen ihr Einkommen durch Hartz-IV-Bezüge aufstocken, um überhaupt noch überleben zu können. Das führt zwangsweise zu Mehrarbeit. Wie viele Menschen haben schon zwei oder mehr Nebenjobs, um einigermaßen über die Runden zu kommen? Zeit zum Nachdenken bleibt da nicht. Und genau das ist das Ziel.«
»Und das wollen Sie verhindern beziehungsweise zurückdrehen?«, fragte Kaspar etwas spöttisch.
»Nicht wir. Wir wollen nur wachrütteln. Das Volk muss das ändern. Wir müssen endlich wieder auf die Straße gehen und und uns wehren, verstehen Sie?« Pascal ereiferte sich fast.
»Und uns wird geschickt Konsum aufgezwungen«, hakte Lars ein. »Wir müssen stets das neueste iPhone, den flachsten Fernseher, das neueste Auto haben. Wie verrückt muss man sein, um die Nacht schon vor dem Geschäft zu campieren, damit man ja noch das neu herausgekommene iPhone bekommt? Uns wird eingeredet, dass wir nur leben können, wenn wir diesen teueren Modeschnickschnack besitzen. Das Geld dazu haben wir aber gar nicht, also verschulden wir uns. Die Folge: Wir sind gezwungen, noch mehr zu arbeiten und haben noch weniger Zeit nachzudenken.«
Timo näherte sich und beugte sich zu Kaspar hinunter, der ihn verwundert ansah. Es sah fast so aus, als wollte er ihn einschüchtern, was jedoch keineswegs seine Absicht war.
»Und diese Damen und Herren Bilderberger werden stets dafür sorgen, dass ein nicht unbedeutender Teil dieserMittellosen arbeitslos bleibt. Das schürt Angst unter denen, die noch einen Job haben, selbst eines Tages in die Arbeitslosigkeit abzurutschen. Für die meisten ohne Rückfahrticket. Lohnforderungen werden dadurch schon im Keim erstickt, denn jeder hat Angst, dadurch seinen Job zu verlieren. Das spaltet die Nation und Arbeitergruppierungen können auch nichts mehr ausrichten. So sieht es aus.« Timo richtete sich wieder auf, nahm jetzt das Bündel Geld in die Hand und hielt es Kaspar unter die Nase. »Das hier ist nur ein Taschengeld für die Reichen, die sich davon jeden Tag mehrere solcher Pakete einstecken, immer mehr, jeden Tag mehr.« Er warf das Geld zurück auf den Billardtisch.
»Langsam verstehe ich, weshalb ihr die Weiße Rose gegründet habt. Leider verstehe ich auch, warum Floyd Dolny sterben musste. Wenn ihr gegen all diese Dinge ankämpfen wollt, seid ihr eine Gefahr für die Mächtigen und diese werden keine Skrupel haben.«
»Selbst wenn«, fügte Lars hinzu, »dann bist du entweder selbst tot oder es liegt ein viel dickeres Bündel Geld auf dem Tisch, was schon so manchen zum Schweigen brachte.«
»Von denen macht sich niemand selbst die Hände schmutzig«, sagte Bastian, »die haben dafür ihre Leute und niemand wird eine Verbindung herstellen. Sie behalten ihre weiße Weste und lassen es nicht zu, dass auch nur der kleinste Fleck draufkommt.«
»Wie sieht es denn in Ihrer Redaktion aus?«, fragte Pascal. »Machten sich da auch schon Hass und Neid zwischen den wenig und besser Verdienenden breit? Meistens äußerst sich das durch Mobbing.«
»Ich bitte Sie, meine Herren«, empörte sich Kaspar und machte mit beiden Händen eine abwehrende Bewegung,»das geht zu weit. Lassen Sie meine Redaktion aus dem Spiel!«
»Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Herr Kaspar. Das ist die Folge, wenn mit voller Absicht ein Keil durch die Masse getrieben wird. Schikanen, Bedrohungen, Respektlosigkeit gehören doch mittlerweile schon zum Alltag. Das ist Neid und gegenseitige Abneigung durch unterschiedliche Behandlung und Lebensbedingungen.«
Das Letzte, was Pascal sagte, ging fast im Schwall der Musik und der Kneipengeräusche
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