Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 9. Urteil

Das 9. Urteil

Titel: Das 9. Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
Hupen-Inferno brach los, verdammt. Bremsen quietschten, und sie wäre um ein Haar mit einem Kombi voller Jugendlicher zusammengestoßen.
    O mein Gott. Konzentrier dich, Sarah!
    Eigentlich hätte sie all ihre Gedanken auf das vor ihr liegende Unterfangen richten müssen, doch sie wanderten immer wieder zurück zu ihrer Begegnung mit Heidi vorhin, als sie die blauen Fingerabdrücke auf ihren Armen entdeckt hatte, die immer noch deutlich sichtbaren Bissspuren an ihrem Hals.
    Heidi hatte versucht, die Beweise für Scheusals Angriffe zu verharmlosen. »Er hat sich nicht unter Kontrolle«, sagte sie. »Aber er kann nichts dafür.«
    »Wer kann dann was dafür? Du vielleicht?«
    »Das, was er im Irak alles durchgemacht hat, das ist schuld daran.«
    »Es spielt doch keine Rolle, wer schuld daran ist«, hatte Sarah wütend geantwortet. »Du musst dir das nicht gefallen lassen.«
    Sie wollte Heidi gar nicht angiften, aber sie war wütend und hatte Angst davor, was Pete Gordon ihr alles antun konnte. Heidi durfte nicht länger bei dem Scheusal bleiben, um ihrer selbst und um der Kinder willen.
    »Ich weiß, ich weiß«, hatte Heidi hervorgepresst und den Kopf an Sarahs Schulter sinken lassen. »So kann es nicht weitergehen.«
    Nein, das kann es nicht, und das wird es auch nicht , sagte sich Sarah, während sie die Bush Street entlangfuhr. Nächste Woche war sie mit Lynette Green verabredet, Maurys Witwe. Lynette hatte versprochen, ihr die Juwelen abzunehmen und sie weiterzuverkaufen. Sarah konnte es nicht erwarten, endlich Kasse zu machen.
    Sie bog zweimal ab, erst in die California und dann in die Steiner Street, und stellte ihren Saturn auf dem Parkplatz des großen Bio-Supermarkts zwischen lauter anderen Autos ab. Dann nahm sie sich ein paar Minuten Zeit, überprüfte noch einmal ihre Ausrüstung, um sicherzugehen, dass sie alles dabeihatte, verstaute ihr Portemonnaie im abschließbaren Handschuhfach, stieg aus, schloss auch das Auto ab und hatte jetzt nur noch eines im Sinn, nämlich das Opfer des heutigen Abends, Diana King.
    Mrs. King war verwitwet und sozial engagiert, eine große Nummer im Wohltätigkeitszirkus, die von den Hochglanzzeitschriften regelmäßig mit zahlreichen Fotografien und Artikeln gewürdigt wurde und mindestens einmal im Monat auch im Chronicle Erwähnung fand.
    Nach Angaben der Leute-von-heute-Seite hielt Mrs. King am heutigen Abend eine kleine Verlobungsparty für ihren Sohn und ihre zukünftige Schwiegertochter ab, und zwar bei sich zu Hause, in ihrer exquisit restaurierten, cremefarbenen viktorianischen Villa. Ebenso exquisit restauriert war Mrs. Kings klassisch-zeitloser Juwelenschmuck: Tiffany, Van Cleef, Harry Winston.
    Wenn Sarah den stehlen konnte, würde Lynette Green ihn kaufen und verschwinden lassen. Und dann war alles vorbei. Der heutige Einbruch war Sarahs großes Finale.
    Ein halbes Dutzend parkender Autos stand vor der Villa, als sich Sarah mit ihren gummibesohlten Kletterschuhen näherte. Sie kroch in den Gartenabschnitt seitlich des Hauses, durch eine Ligusterhecke vor den neugierigen Blicken der Nachbarn geschützt. Sie schaute vorsichtig durch eines der Erdgeschossfenster und sah die Gäste am festlich gedeckten Tisch sitzen, in lebhafte Gespräche vertieft.
    Sarah machte sich zum Klettern bereit, ihr Herz schlug schneller. Da bot das Schicksal ihr eine wunderbare Chance in Gestalt einer Klimaanlage. Sie war an der Außenwand des Erdgeschosses befestigt, etwas diagonal versetzt unter dem Schlafzimmerfenster. Sarah nahm sich vor, nicht mehr als vier Minuten im Haus zu verbringen. Das, was sie bis dahin hatte, musste reichen.
    Sie benutzte die Klimaanlage als Trittbrett und konnte sich leicht und locker nach oben ziehen. Wenige Augenblicke später war sie durch das Schlafzimmerfenster ins Haus geschlüpft.
    Es war fast zu einfach gewesen.

80
    Sarah stand in Diana Kings rosenduftgeschwängertem Schlafzimmer und sah sich gründlich um, wollte zunächst alle potenziellen Hindernisse auf dem Weg nach draußen in Augenschein nehmen. Sie ging durch das Zimmer und machte die holzgetäfelte Tür zum Flur hin zu. Dann knipste sie ihre Lampe an.
    Das Zimmer maß ungefähr fünf mal fünf Meter, mit einer schrägen Decke und einem Mansardenfenster zur Straße hin. Sarah ließ den Strahl über die antiken Möbel und die Tapete mit dem Blumenkohl-Rosen-Muster gleiten. Dann sah sie die Kommode. Sie wollte gerade anfangen, die Schubladen zu durchsuchen, da fiel ihr Blick auf eine dunkle Gestalt

Weitere Kostenlose Bücher