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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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…«
    »Wer hat Sie beauftragt?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte.
    »Paul Trainer.«
    Ich holte tief Luft und atmete langsam aus. Dann schaltete ich den Ofen aus und lief an den beiden vorbei in die Diele. »Ich gehe jetzt ins Bett.«
    »Wir würden uns gern das Haus ansehen und mit Ihnen über Ihren Terminplan sprechen und darüber, wann Ihre Freunde kommen und gehen.«
    Ich klopfte auf mein Bein, und Nikotin rannte hinter mir her.
    »Ich habe keine.«

DREIUNDZWANZIG
    Ich konnte mich noch genau daran erinnern, dass ich den Hörer neben das Telefon gelegt hatte, daher musste das schrille Klingeln ein Traum sein. Ich ignorierte es, und irgendwann hörte es auf, nur um ein paar Sekunden später wieder anzufangen.
    Schließlich nahm ich den Hörer ab und schlüpfte mit dem Telefon in der Hand unter die Bettdecke, um mich vor dem grellen Sonnenlicht zu verstecken, das durch die Fenster hereinströmte.
    »Was?«
    »Spreche ich mit Trevor Barnett?«
    Die Stimme kannte ich nicht. »Warum rufen Sie mich um diese Zeit an? Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?«
    »Ähm, ja. Elf Uhr.«
    »Oh.«
    »Hier ist Gary Vandorn. Ich arbeite für die New York Times. «
    Den Namen kannte ich. Vandorn war bekennender, aber nicht fanatischer Raucher, und hatte bis jetzt mehr oder wenig unparteiisch über die Tabakindustrie berichtet. Ein in der Regel recht vernünftiger Mann, der auf beiden Seiten des Zauns Glaubwürdigkeit besaß.
    »Ich hatte gehofft, von Ihnen einen Kommentar zu der Äußerung zu bekommen, die der Kongressabgeordnete Godfrey heute Morgen gemacht hat.«
    »Was für eine Äußerung?«
    »Dass das Ganze nur ein Trick sei, um das amerikanische Volk unter Druck zu setzen, dass die Tabakindustrie sich um jeden Preis ihrer Verantwortung gegenüber den Geschädigten entledigen wolle und es Aufgabe des Staates sei, sämtliche Idioten dieses Landes vor großen, bösen Unternehmen wie Terra zu schützen. Sie wissen schon.«
    Ich verkroch mich noch etwas tiefer in meine Decke und versuchte, den wenigen Lichtstrahlen zu entkommen, die bis zu mir durchdringen konnten. Als sich der Nebel in meinem Kopf lichtete, fing ich an, meinen Streit mit Anne noch einmal in Gedanken durchzuspielen. Was, zum Teufel, war eigentlich los mit mir? Sie war in dem Glauben durch meine Haustür marschiert, ich sei ihr – wenn auch etwas angeschlagener – Held, und ich hatte alles vermasselt. Zweiunddreißig Jahre lang war ich jeder Konfrontation aus dem Weg gegangen und hatte allen Leuten nur gesagt, was sie hören wollten, und jetzt suche ich mir ausgerechnet diesen Moment aus, um mich zu ändern.
    »Mr Barnett? Sind Sie noch dran?«
    Ich war wütend auf mich, weil ich Anne gesagt hatte, sie würde bei Smokeless Youth nur ihre Zeit verschwenden, bis mir plötzlich wieder einfiel, was ich sonst noch alles gesagt hatte. Großer Gott … der Satz über ihre Mutter …
    »Mr Barnett?«
    »Was denn?«
    »Ich warte immer noch auf Ihren Kommentar.«
    »Sie wollen einen Kommentar? Den können Sie haben. Dieser politische Schwachsinn hängt mir langsam zum Hals raus. Wissen Sie, wie viel wir an einer Packung Zigaretten verdienen? Ein paar lausige Cent. Wissen Sie, wie viel der Staat daran verdient? Bis zu vier Dollar. Man könnte auch so weit gehen zu sagen, dass der Verkauf von Zigaretten in erster Linie eine Form der Besteuerung ist und die Tabakfirmen vor allem die Aufgabe haben, diese Steuern einzutreiben. Die Regierung hat uns praktisch von jedem Gesetz für die öffentliche Sicherheit entbunden, das irgendwann einmal erlassen wurde. Sie unterstützt die Tabakfarmer mit Subventionen in Millionenhöhe. Sie leitet Gelder aus dem Vergleich mit der Tabakindustrie, die für Programme zur Raucherentwöhnung vorgesehen sind, in ihre Schmiergeldkassen um. Und währenddessen rennen die Politiker in sämtliche Talkshows und sagen jedem, der es hören will, was für böse, böse Buben wir doch sind. Und was den Kongressabgeordneten Godfrey angeht – der kann mich mal kreuzweise.«
    In der Leitung war es einen Moment ruhig.
    »Darf ich das zitieren?«
    Von meiner Position am Fußende meines Betts aus konnte ich spüren, wie die Aktien der Tabakfirmen in den Keller rauschten, wie meine Hoffnung schwand, jemals auch nur noch einen Cent aus meinem Trust zu bekommen, und wie meine Chancen, meinen zurzeit ziemlich verwirrenden, mit fünfundvierzigtausend Dollar im Jahr dotierten Job zu behalten, gegen null tendierten. Ganz zu schweigen von den

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