Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das achte Tor

Das achte Tor

Titel: Das achte Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bottero
Vom Netzwerk:
außerdem die Hälfte der Nickelvorkommen in aller Welt, und er ist der führende Kaffeeproduzent Südamerikas.«
    Paolo, ein hagerer, sonnengebräunter Mann um die fünfzig, schüttelte Nathan die Hand.
    »Willkommen. Ich freue mich, dass Antons Linie wie-162

    der auftaucht. Ich hoffe, dass du mir die Ehre erweist, mich in Kolumbien zu besuchen.«
    Er sprach mit starkem spanischen Akzent, jedoch feh-lerlos. Nathan schickte sich an zu antworten, doch sein Großvater zog ihn schon wieder weiter zum nächsten Familienmitglied.
    Ganz schnell war Nathan verloren. Unmöglich, all die Details über die Leute zu behalten, die ihm mit Vorna-men, ihrer Funktion und einer kurzen Ahnengeschichte vorgestellt wurden. Er versuchte zwar, so gut es ging, das Ganze zu speichern, aber bei der zehnten Person, einer gewissen Noura, Schwägerin der Cousine von Onkel Tajiro und bedeutende Bankerin mit Spezialisierung auf Erdölinvestments, gab er auf. Er beschränkte sich aufs Händeschütteln und erwiderte die Willkommensgrüße mit einem Lächeln.
    Anton stand ihm zur Seite und gab den perfekten Großvater, überglücklich über die Rückkehr des verlore-nen Enkelsohns. Und dennoch, trotz seiner gutmütigen Erscheinung lächelten seine grünen Augen nicht. Und jede neue Person, die Nathan begrüßte, schien eine stumme Warnung an ihn zu richten.
    Man hatte die Gespräche wieder aufgenommen, und Nathan fand sich bald mit einem Glas Champagner in der Hand wieder. Der Butler wechselte zwischen den Gruppen hin und her und hielt eine Platte mit verloc-kenden Kanapees in der Hand. Als Nathan ablehnte, rügte ihn Anton streng.
    »Iss, mein Kleiner. Wir haben einen langen Arbeits-abend vor uns, und du musst gut in Form sein.«
    »Arbeit?«

    163

    Anton blickte seinem Enkel tief in die Augen.
    »Glaubst du, ich lasse zu, dass Lucs Tod ungesühnt bleibt? Ich war mit ihm nicht einer Meinung und ich habe alles getan, um ihn von dem Weg, den er eingeschlagen hat, abzubringen. Ich habe nicht gezögert, ihn zu enterben, und würde es notfalls wieder tun, aber er war mein Sohn. Mein einziger Sohn. Jawohl, wir müssen arbeiten und werden nicht eher aufhören, bis diese Angelegenheit geregelt ist.«
    Es bestand keinerlei Zweifel an der Art und Weise wie der alte Mann beabsichtigte, die besagte Angelegenheit zu regeln. Nathan fröstelte.
    »Er muss zuerst durch eine Tür«, intervenierte eine grauhaarige Frau mit sehr blasser Haut. Cousine Olga?
    Tante Daphne?
    »Zum Teufel mit deinen Türen, Ghislaine!«, herrschte Anton sie an.
    »Das ist die Regel«, entgegnete Ghislaine ungerührt,
    »du hast sie zu respektieren, und das weißt du ebenso gut wie ich.«
    »Elendes Weib«, knurrte Anton. »Glaubst du tatsächlich, dass mein Enkel es nicht schafft, durch eine Tür zu gehen?«
    »Es ist die Regel.«
    »Okay.«
    Anton rief Barthélemy herbei.
    »Barthélemy, wir brauchen dich. Da Ghislaine glaubt, uns an die Regel erinnern zu müssen, und durch nichts davon abzubringen ist, sollten wir keine Zeit verlieren und uns nach unten begeben. Komm, Nathan.«
    Nathan hatte plötzlich den Eindruck, er hätte ein Ka-164

    pitel übersprungen. Was für eine Tür war das und was, zum Teufel, sollte er dort unten? Seltsamerweise schien niemand um ihn herum die Situation ungewöhnlich zu finden, was ihn ein wenig beruhigte. Es musste sich um einen besonderen familiären Brauch handeln. Jedenfalls kam es nicht in Frage, dass er einen erneuten Skandal provozierte oder unhöflich war, indem er sich zu neugie-rig zeigte. Ihm blieb nur schweigender Gehorsam.
    Bevor sie den Raum verließen, suchte er Shaés Blick.
    Er hatte sie im Trubel der Vorstellungen vergessen und entdeckte sie in lebhafter Diskussion mit einem jungen blonden Mädchen, das er noch nicht begrüßt hatte. Shaé war so ins Gespräch vertieft, dass sie seine Handbewegung nicht sah.
    Beruhigt folgte er Anton und Barthélemy.

    165

7
    on Barthélemy geführt, gingen sie über rutschige V Stufen eine steile Treppe hinab in ein felsiges Untergeschoss.
    »Das Haus wurde über einem Zugangsschacht zu einem Höhlensystem errichtet, das sich unter dem Hügel von Roucas-Blanc erstreckt«, erklärte er Nathan. »Es besteht aus über fünfzig Kilometern Tunnel und Hunderten von Sälen. Archäologen der Familien haben dort Spuren menschlicher Existenz aus der Antike und sogar aus der Vorzeit gefunden.«
    »Ich dachte, der prähistorische Mensch hätte sich eigentlich nie vom Tageslicht ferngehalten«, wunderte sich

Weitere Kostenlose Bücher