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Das Albtraumreich des Edward Moon

Das Albtraumreich des Edward Moon

Titel: Das Albtraumreich des Edward Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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angerichtet?«,
stöhnte der Alte.
    »Ich wurde fast in meinem eigenen Bett umgebracht!«
    »Oh, das tut mir aber leid!«
    »Holen Sie den Brandy!«, bellte Dedlock. »Ich habe
das scheußliche Gefühl, dass heute noch Schlimmeres nachkommt.«
    Ein respektvolles Zucken der Brauen. »Sehr wohl,
Sir.«
    Als Arthur wieder zu sich kam, waren
Hawker und Boon lüstern wie zwei Bengel, die Böses im Schilde führten, über ihn
gebeugt. Er selbst war mit Rebschnüren, die ins Fleisch seiner Hand- und
Fußgelenke schnitten, an einem Stuhl festgezurrt. Abgesehen von dem hellen
Licht, das ihm ins Gesicht schien, war alles rundum dunkel.
    »Gut, dass Sie wieder bei sich sind, Sir«,
strahlte Boon. »Prächtig, ihn wieder wach zu sehen, wie, Hawker?«
    »Prächtig, Boon.«
    »Wer sind Sie?«, quäkte Barge. »Was wollen Sie von
mir?«
    »Noch nie von uns gehört? Das enttäuscht mich
aber. Dachte, wir wären lebende Legenden!«
    »Alter Wichtigtuer!«
    »Wie viel hat man Ihnen bezahlt?«, fragte Barge
verzweifelt. »Egal, von mir bekommen Sie das Doppelte!«
    »Fangen Sie nicht an, uns auf die Nerven zu gehen,
Sir.«
    »Was wollt ihr?«
    »Tut uns leid, aber wir haben den Auftrag, Ihnen
einen kleinen Rüffel zu erteilen.«
    »Einen …
Rüffel

    »Einen ordentlichen Nasenstüber, das meint er.«
    »Eine gründliche Abreibung.«
    Barge begann zu weinen. »Bitte …«
    »Wie lautet Ihr Name, Sir?«
    »Mein Name?«
    »Ganz recht, Sir.«
    »Arthur Barge. Mein Name ist Arthur Barge.«
    Boon sah betrübt drein. Er nickte seinem Gefährten
zu, worauf Hawker in seiner Jackentasche herumkramte und ein gewaltiges Messer
zum Vorschein brachte, das zwei- oder dreimal so groß war wie jenes, mit dem
Barge vorgehabt hatte, Dedlock zu ermorden – und das, nebenbei bemerkt,
bei weitem zu riesig schien, um in die Tasche des Präfekten zu passen.
    Barge starrte es angsterfüllt an, während etwas
Warmes, Flüssiges an seinem linken Bein hinablief.
    »Herrje! Hawker hat ein tolles neues
Taschenmesser!«
    »Ist ein klasse Messer, Sir, sehen Sie mal –
es hat auch einen Flaschenöffner und einen Korkenzieher und so!«
    Barge schluchzte auf.
    »Nennen Sie uns Ihren Namen, Sir.«
    »Habe ich doch schon gesagt! Ich heiße Arthur
Barge.«
    Boon erhob geringfügig die Stimme: »Seien Sie kein
Dummkopf, Sir.«
    »Bitte! Bitte, ich …«
    »Den Namen, bitte, Sir. Ihren richtigen Namen.«
    Barge sah keine andere Möglichkeit, als die
Wahrheit zu sagen und sich der ungewissen Gnade dieser Kreaturen auszuliefern.
Doch seltsamerweise war es sogar ein gutes Gefühl, es nach all diesen Jahren
offen auszusprechen, es endlich laut zu bekennen. »Ich bin der Mongoz«,
krächzte er.
    Boon strahlte wieder. »Ich danke Ihnen, Sir! Sie
verstehen bestimmt, dass wir sichergehen mussten.« Sie lachten beide. Dann
beugte sich Hawker über Mister Barge und fing an, mit unendlichem Behagen an
seiner Kehle zu säbeln.
    Hier sollte ich die Hand heben und
gestehen, dass ich – zumindest teilweise – für die oben erwähnte
Unerfreulichkeit verantwortlich war. Ich musste die Männer des Direktoriums
daran hindern, sich allzu sehr für unsere Tätigkeiten zu interessieren, und als
Folge des Scheiterns dieses alten Schluckspechts Slattery setzte ich diesen
Auftragsmörder auf sie an – einen früheren Ochrana-Agenten, der perfekt
getarnt als Arthur Barge hier lebte. Ich gestattete Donald, sich um die
Einzelheiten zu kümmern, und fürchte, er ging vielleicht ein wenig übereifrig
an diese Aufgabe heran. Ganz gewiss hatte ich nie die Absicht, es so weit
kommen zu lassen und der armen Mrs Grossmith dieses Leid zuzufügen. Aber wie
sollte ich das ahnen? Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, und die Übertragung
einiger Obliegenheiten an andere ist ein notwendiges Übel meiner Stellung.
    So sehr ich es auch genossen hatte,
Moon darzulegen, mit welcher Leichtigkeit ich ihn manipuliert hatte, wurde ich
dieser ganzen Erklärungen langsam müde.
    »Sie wollen, dass ich mich Ihnen anschließe?«,
brauste Moon auf. Vor rechtschaffener Entrüstung hatte sein Gesicht eine
interessante malvenfarbige Tönung angenommen.
    »Wenn Sie sehen, was ich Ihnen zeigen will, werden
Sie verstehen, denke ich.«
    Ich schlenderte hinaus, ohne mich umzusehen, denn
ich war sicher, dass Moon und sein Partner mir folgen würden – weder aus
Angst, noch aus einfacher Neugier, sondern angezogen vom natürlichsten Wunsch
aller Menschen: zu erfahren, wie die ganze Geschichte ausgeht.
    Seit langem

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