Das Alexandria-Komplott
Teile zerschnitt.
Die Zerstörung war so verheerend, als hätte ein Dampfhammer ein Kinderspielzeug zerschmettert.
Collins Fäuste umklammerten das Brückengeländer, während er voller Grauen auf das Desaster hinuntersah. Deutlich hörte er die panischen Schreie von Frauen, als die zerschmetterten Bug- und Heckteile des Bootes an den Seiten der Lady Flamborough entlangschrappten, bevor sie versanken. Die dunkle Wasseroberfläche im Kielwasser des großen Schiffes war mit Trümmern und Leichen übersät.
Ein paar der unglücklichen Passagiere waren von Bord geschleudert worden und versuchten sich schwimmend in Sicherheit zu bringen. Verletzte klammerten sich an alles mögliche, was sie über Wasser halten konnte. Dann waren sie in der Nacht verschwunden.
Bitterkeit und Wut stiegen in Finneys Kehle hoch. »Sie mörderischer Bastard!« Er spuckte vor Ammar aus.
»Nur Allah kennt unser Schicksal«, erwiderte Ammar. Seine Stimme klang ruhig und gefühllos. Langsam zog er die Automatik von Finneys Kopf zurück. »Sobald wir den Kanal hinter uns haben, steuern Sie Kurs eins-fünf-fünf Grad und schalten den Autopiloten ein.«
Grau unter seiner Tropenbräune drehte Collins sich um und sah Ammar an. »Um Gottes willen, funken Sie den uruguayischen Seenotrettungsdienst an, und geben Sie denen eine Chance, diese armen Leute zu retten.«
»Keine Kommunikation.«
»Die brauchen doch nicht zu wissen, wer den Funkspruch gesendet hat.«
Ammar schüttelte den Kopf. »Wenn wir die Küstenwache von dem Unfall verständigen würden, würden die Sicherheits-Behörden in weniger als einer Stunde mit ihren Nachforschungen beginnen. Unsere Abwesenheit würde schnell entdeckt werden. Tut mir leid, Captain, es kommt auf jede Seemeile an, die wir zwischen uns und Punta del Este bringen. Die Antwort lautet nein.«
Collins starrte in Ammars Augen und versuchte, sich zu fassen. Dann sagte er: »Welcher Preis muß wohl gezahlt werden, bevor Sie mein Schiff freigeben?«
»Wenn Sie und ihre Crew tun, was ich befehle, geschieht Ihnen nichts.«
»Und was ist mit den Passagieren, den Präsidenten De Lorenzo und Hasan und ihren Begleitern? Was haben Sie mit diesen Menschen vor?«
»Sie werden schließlich gegen ein Lösegeld freigelassen. Aber während der nächsten zehn Stunden werden Sie alle sich die Hände schmutzig machen müssen.«
Collins hatte den scharfen Geschmack bitterer Hilflosigkeit im Mund, aber seine Stimme klang leidenschaftslos. »Sie haben keineswegs die Absicht, sie gegen ein Lösegeld freizulassen.«
»Betätigen Sie sich nebenberuflich als Gedankenleser?« erkundigte sich Ammar wenig interessiert.
»Man braucht kein Anthropologe sein, um zu erkennen, daß Ihre Männer aus dem Nahen Osten stammen. Ich vermute, Sie haben vor, die Ägypter zu ermorden.«
Ammar schenkte ihm ein mechanisches Lächeln. »Allah entscheidet über das Schicksal der Menschen. Ich führe nur meine Befehle aus.«
»Befehle von wem?«
Bevor Ammar antworten konnte, erklang eine Stimme über den Brückenlautsprecher: »Rendezvous voraussichtlich Nullzweidreißig, Commander.«
Ammar bestätigte die Meldung über sein Funksprechgerät. Dann sah er Collins an. »Uns fehlt die Zeit für eine weitere Unterhaltung, Captain. Vor Tagesanbruch haben wir noch viel zu erledigen.«
»Was haben Sie mit meinem Schiff vor?« wollte Collins wissen. »Auf diese Frage schulden Sie mir eine Antwort.«
»Ja, natürlich. Die schulde ich ihnen«, murmelte Ammar automatisch, während seine Gedanken schon ganz woanders waren. »Morgen abend um diese Zeit werden die Rundfunkanstalten der ganzen Welt berichten, daß die Lady Flamborough vermißt wird und vermutlich mit allen Passagieren und der Besatzung zweihundert Faden tief unter der Wasseroberfläche liegt.«
38
H ast du was gehört, Carlos?« fragte der alte Fischer auf dem klapprigen Kahn und hielt die abgegriffenen Speichen des Ruders fest umklammert.
Der jüngere Mann, sein Sohn, legte die Hand hinters Ohr und horchte in die Dunkelheit hinaus. »Du hast ein besseres Gehör als ich, Papa. Unser Motor dröhnt zu laut.«
»Ich dachte, ich hätte jemanden um Hilfe schreien hören. Es klang wie die Stimme einer Frau.«
Der Sohn schwieg, horchte wieder und zuckte dann mit den Achseln. »Tut mir leid, ich kann immer noch nichts hören.«
»Es kam von dort drüben.« Luiz Chavez strich sich über den struppigen Bart und zog dann den Gashebel in Leerlaufstellung. »Ich habe doch nicht geträumt.«
Chavez war
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