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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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davon. Es ist nicht nötig, sich zu schützen, wenn man gute Arbeit leistet. Können Sie das verstehen?«
    Sicher – falls etwas schiefgeht, setzen Sie sich einfach nach China ab. »Ich denke schon«, sagte sie.
    »Bitte, versuchen Sie es. Also, Claire, wenn Sie bereit sind, würde ich Helene bitten, kurz vor dem Zimmer zu warten. Es wird nur eine Minute dauern.«
    »Ich möchte hier bleiben«, meldete sich Helene zu Wort.
    »Ich brauche jemanden, der dafür sorgt, dass niemand das Zimmer betritt. Bitte, Mrs. Cummings, ich rufe Sie gleich wieder herein.«
    »Und was soll ich sagen, falls tatsächlich jemand kommt?«
    »Dass sich Ihre Mutter unter vier Augen mit einem alten Freund unterhält. Sie werden sehen, es geht alles gut.«
    Helene zögerte, aber Claires Augen brannten.
    »Es geht mir gut, Helene. Ich vertraue ihm vollkommen. Bitte, mach es.«
    Helene trat vor die Tür. Wieder begannen Tränen zu fließen. Immerhin ging es hier um die Person, die sie länger als jede andere kannte – sie spürte eine seltsame, starke Verbindung zu der Frau, die ihr das Leben geschenkt hatte, und nun konnte alles rasch vorbei sein. In den vergangenen Wochen hatte sie viele Male über den Tod ihrer Mutter nachgedacht, sich ausgemalt, wie sie damit umgehen, wie sie ihr Andenken ehren würde, aber die Realität erwies sich als so viel rauer als die unheilvollste Vorstellung. Sie wollte aufschreien, zurück ins Zimmer rennen, sie umarmen und ihr sagen, wie sehr sie sie liebte. Ihr Herz raste. Beinah hätte sie ein Gebet gesprochen. Dann erblickte sie eine Krankenschwester, die sich rasch näherte.
    »O Scheiße! Genau das kann ich jetzt gebrauchen.« Aber noch bevor sie anfangen konnte, sich die Worte für eine Lüge zurechtzulegen, trat ein Arzt aus dem Schwesternzimmer und legte die Arme um die Krankenpflegerin. »Genau nach Ihnen habe ich gesucht«, sagte er. Beide verschwanden in ein Zimmer.

20
    Die Injektion verursachte einen kurzen Stich, gefolgt von einem intensiven Brennen, das vom Ansatz der Wirbelsäule aufwärts kroch. Claire dachte an das letzte Mal zurück, als ihr an dieser Stelle eine Spritze verabreicht worden war, das einzige Mal. Das war bei der Epiduralanästhesie anlässlich Helenes Geburt gewesen. Wie passend, dass beide Male so eng mit der Entstehung neuen Lebens verknüpft waren.
    Der Nanochip zeigte keine merklichen Auswirkungen auf die medizinischen Geräte, an die sie angeschlossen war. Allerdings verspürte sie den fast unkontrollierbaren Drang, ihn aus ihrem Körper zu drängen. Es fühlte sich an, als stünde sie am Rand eines Balkons und fürchtete, sie würde springen.
    Da hörte sie Dr. Viviees Stimme: »Entspannen Sie sich. Fügen Sie sich einfach. Alles wird gut werden.«
    »Aber ich fühle mich ...« Sie begann zu hyperventilieren.
    »Ich weiß. Das ist in Ordnung. Sehen Sie mir in die Augen und konzentrieren Sie sich darauf, sich zu entspannen. Denken Sie an all die Dinge, die Sie nun noch erleben werden. Und an Schlaf. Denken Sie an Schlaf.«
    Claire wurde friedlich, und ihre Augen schlossen sich. Viviee strich sanft mit der Hand vom Ansatz ihrer Stirn über die Nase und die Lippen, dann weiter zwischen ihren Brüsten hinab und tiefer, vorbei an ihrem Nabel. Sie fühlte sich, als hätte er mit dieser einen Handbewegung alles beseitigt, was sich vor langer Zeit in ihr eingenistet hatte. Der Arzt verstaute die Spritze und den Computer und öffnete die Tür.
    »Sie braucht jetzt Ruhe«, hörte Claire ihn sagen. »Ich komme bald vorbei, um nach ihr zu sehen. Falls Probleme auftreten, rufen Sie mich an. Sie können mich jederzeit erreichen. Vertrauen Sie mir«, fügte er hinzu. »Sie wird wieder gesund.«

21
    Kaum hatte Robert die Eingangshalle des Manhattan Medical Center betreten, wollte er bereits wieder kehrtmachen und gehen, aber der Arzt hatte ihm versprochen, ihn rasch zu untersuchen, und Robert hatte sein Wort gegeben, den Termin einzuhalten. Er hatte wenig Geduld mit Ärzten, und noch weniger mit seinen eigenen körperlichen Schwächen. Allerdings galt Dr. Jerry Brandt als einer der angesehensten Internisten in Manhattan, und er war ein persönlicher Freund. Obwohl Robert an sich die Meinung vertrat, Routineuntersuchungen seien bloße Zeitverschwendung, hatte er sich von ihm überzeugen lassen, es wenigstens einmal zu versuchen. Robert hasste es, sich jemandem derart auszuliefern.
    Doch seit ihn diese diffusen Schmerzen plagten, hatte sich tief in seinem Kern ein ausgeprägtes Gefühl

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