Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
Vom Netzwerk:
unter der Decke zu wärmen. Seine Bettwäsche war schmucklos weiß wie in manchen Hotels, dennoch fühlte er sich in einen warmen, rötlichen Schimmer eingehüllt, als er die Augen schloss.
    Eine Weile lag er reglos und friedlich da; er hatte schon lange nicht mehr so empfunden. Seine gesamte Atmosphäre war von Ruhe und Ausgeglichenheit gekennzeichnet. Helene ließ ihn wieder an Möglichkeiten glauben.

74
    Als Justin erwachte, behielt er die Lider geschlossen und ließ sich die Ereignisse der Nacht durch den Kopf gehen. Was für ein seltsamer Traum , dachte er, während er versuchte, die Erinnerung in Worte zu fassen.
    Dann fiel ihm der Gegenstand ein, der ihm auf die Brust gelegt worden war. Er war dunkel gewesen und kleiner als eine Münze. Eine Art Kreis, aber nicht vollkommen rund, sondern mit rauen Kanten und leicht wie eine Feder.
    Einerseits konnte er es kaum erwarten, die Augen aufzuschlagen und nachzusehen, ob sein Traum Wirklichkeit gewesen war, andererseits hatte er Angst. Vielleicht war das Ganze tatsächlich echt gewesen. Und falls etwas auf seiner Brust läge, was, um alles in der Welt, sollte er dann tun? Was bedeutete das alles?
    Er blieb ein paar weitere Minuten liegen und debattierte mit sich, was er tun sollte. Einige Male verlagerte er das Gewicht, um zu sehen, ob etwas von seiner Brust glitt. Er spürte nichts. Schließlich bewegte er die rechte Hand, anfangs langsam, erst über die Brust, dann den Hals und zuletzt den Bauch. Er fand nichts. Justin schlug die Augen auf, schwang sich aus dem Bett und stürzte zu Boden. Er hatte den Fuß zu schnell belastet, doch es spielte keine Rolle.
    »Puh!«, stieß er erleichtert hervor. Es war doch nur ein Traum gewesen.
    Justin zog dieselben Kleider wie am Vortag an. Die Schwellung seines Knöchels überprüfte er kaum; er wusste bereits durch das heftige Pochen, dass er noch nicht so geschwollen war, wie er es bald sein würde.
    Nichtsdestotrotz ergriff er seine Krücken und nahm sich eine Jacke. Er konnte es kaum erwarten, etwas frische Luft zu schnappen und ein paar Bagels zu holen. Leise schlich er in die Küche. Er tastete in der Düsternis durch das Kleingeld in der Schale auf der Kücheninsel, fand den Schlüsselbund und humpelte zur Tür hinaus.
    Max befand sich vor dem Gebäude und fegte den Bürgersteig. Justin winkte ihm zu.
    »Hi, Justin«, begrüßte ihn Max. »Dieses Mädchen muss ja schwer in dich verknallt sein.«
    »Madeline?«
    »Nein, diese Samantha. Sie hängt ständig hier herum. Ich sehe sie oft in dem Café auf der anderen Straßenseite. Ich lausche bestimmt nicht absichtlich, aber unlängst konnte ich hören, wie sie am Handy mit einer ihrer Freundinnen geredet hat. Dabei hat sie sich über dich beklagt.«
    »Was hat sie denn gesagt?«
    »Oh, sie war wütend. ›Wie, zum Teufel, soll ich so weiterkommen?‹, sagte sie. ›Er will mich ja nicht mal sehen.‹ Dann hat sie noch hinzugefügt, dass es nicht viel mehr gäbe, was sie tun könnte.«
    »Merkwürdig.«
    »Ach was, sie ist einfach in dich verknallt.«
    »Nein, ich meine, ich dachte, sie hätte keine Freundinnen.« Als er sich umdrehte, fielen ihm an den Rand des Gebäudes gefegte Scherben unverkennbaren Mattglases auf. Er kniete sich hin, um ein Stück aufzuheben.
    »Kommen dir die Scherben bekannt vor?«, fragte Max. »Sieht so aus, als hätte jemand das Ding aus dem Fenster geworfen. War ein ziemlich großes Stück. Ich habe die Trümmer zusammengefegt, aber ich könnte ein paar Scherben übersehen haben. Das Ding hätte jemanden erschlagen können.«
    »Wann ist das passiert?«, wollte Justin wissen.
    »Ich habe den Haufen vorgestern gefunden. Muss wohl irgendwann nachts gewesen sein. Hat das euch gehört? Die Hausverwalterin wird durch die Decke springen, wenn sie herausbekommt, wer es war.«
    Justin schaute auf und kniff die Augen gegen das stumpfe Gleißen der hinter dem Gebäude hervorkriechenden Sonne zusammen. Er versuchte, auf einer Krücke das Gleichgewicht zu halten, dann blickte er empor und stellte fest, dass er sich direkt unter dem Zimmerfenster seiner Großmutter befand.
    »Nein. Ich glaube, meine Mom hatte früher etwas Ähnliches, aber das habe ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Bis dann, Max, wir sehen uns später.«
    Damit humpelte Justin mit hängendem Kopf zum Feinkostladen. Er kaufte ein paar Sesambagel und Frischkäse. Als er in die Tasche griff, um zu bezahlen, holte er mit dem Kleingeld den Diamantsplitterring hervor.
    »O Gott«, stieß er

Weitere Kostenlose Bücher