Das Alte Aegypten
vom Wüstental“. Es galt den Verstorbenen und wurde nach der Ernte gefeiert. Wie beim Opet-Fest verließ auch hier der Gott Amun seinen Tempel in Karnak, querte den Nil und besuchte in Theben-West die Gräber der Könige. Das Volk tat es ihm nach und brachte den Verstorbenen in den Totentempeln Brand-, Weihrauch-, Blumen- und Speiseopfer dar. Dabei ging es jedoch nicht andächtig und ruhig, sondern laut und ausgelassen zu, man tanzte, spielte und gab sich Trinkgelagen hin.
Das Sedfest
Neben der Krönung war das Sedfest, ägyptisch „Hebsed“, das wichtigste Königsfest. Es wurde als eine Art Thronjubiläum erstmals nach 30-jähriger Regierungszeit und dann alle drei oder vier Jahre gefeiert – so sollte es sein, tatsächlich aber wurden diese Zeiträume nicht immer eingehalten. Das der Erneuerung der physischen und magischen Kraft des Königs dienende Fest bestand aus einer Huldigung vor dem König, der die Welt erneut in Besitz nahm, und dessen rituellem Lauf, wobei er seine wiedergewonnene Kraft unter Beweis stellte. Der Name dieses während der gesamten Pharaonenzeit begangenen Festes leitet sich von der Schakalgottheit Sed her
.
Wie die Gaben, die die Priester in Händen halten, war auch das geschmückte Rind dazu bestimmt, im Rahmen des Opet-Festes dem Amun geopfert zu werden. Es wurde im Prozessionszug, der auf Reliefs im Luxor-Tempel zu sehen ist, mitgeführt
.
(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Die Sprache der Töne
Musik und Tanz
Es hat nichts zu bedeuten, dass es im Ägyptischen keinen Begriff für das Wort „Musik“ gab: Ob Götterprozessionen, Feste des Königs oder private Gastmähler, Musik durfte nicht fehlen. Niemand weiß, wie sie geklungen haben mag, dass es sie gab, dafür bieten – neben schriftlichen Überlieferungen – Darstellungen von Banketten mit Musik, Gesang und Tanz vielfältige Beweise. Sie sind auf Tempelwänden und in Gräbern zu studieren, in denen man auch echte, zum Teil noch spielbare Instrumente fand. Durch sie ist es möglich, eine Ahnung vom Tonsystem der Ägypter zu erlangen.
Die ersten Musiker
Ägyptische Arbeits- und Brauchtums-, Liebes-, Toten- und Unterhaltungslieder lassen sich nicht rekonstruieren, denn es haben sich keine Hinweise darauf erhalten, zu welchen Melodien sie gesungen wurden, ein Notensystem war noch nicht erfunden. Vermutlich genügten den Musikern Handzeichen, um zu wissen, wie der Verlauf der Melodie, Tempo und Rhythmus sein sollen. Der Takt wurde von Schlaginstrumenten, Klappern und Rasseln, von Trommeln und Tamburinen erzeugt. Für die Melodie waren Saiteninstrumente wie eine Art Laute und eine siebensaitige Leier zuständig, vor allem aber die Harfe. Auch Blasinstrumente wurden bereits in vielfältiger Weise eingesetzt. Die Schilfrohrflöte mit drei bis fünf Grifflöchern ebenso wie Flöten aus Metall oder eine Rohrklarinette wie sie noch heute als „Zummara“ benutzt wird. Ungewöhnlich erscheint uns eine Oboe mit Doppelrohrblatt, die gleichzeitig von zwei Personen bedient wurde: Die eine erzeugte einen Brummton, die andere spielte dazu die Melodie. Besonders beeindruckend klangen jedoch sicherlich die Trompeten, von denen prachtvolle Exemplare im Grab Tutanchamuns gefunden wurden. Während alle anderen Instrumente in unterschiedlichen Besetzungen – beliebt war eine Kombination aus Doppelflöte, Laute und Harfe – bei verschiedensten Anlässen gespielt wurden, scheinen sie überwiegend bei militärischen oder religiösen Feiern geblasen worden zu sein. Auch über die Menschen, die die Instrumente beherrschten, ist einiges bekannt: Sie wurden in speziellen Schulen ausgebildet und genossen ein hohes Ansehen. Chufuanch, Musikdirektor, Sänger und Flötist zur Zeit König Userkafs (25. Jh. v. Chr.), ist der erste namentlich bekannte Musiker überhaupt.
Zur Musik gehörte der Tanz. Auch er spielte bei bestimmten Festen und religiösen Veranstaltungen eine große Rolle. Meistens von Tänzerinnen dargeboten, waren besonders komplizierte Tänze oder Tänze in militärischen Zusammenhängen den Männern vorbehalten. Eine gleichzeitige Darbietung durch Männer und Frauen scheint es nicht gegeben zu haben. Wie diese Tänze aussahen, lässt sich kaum vorstellen, die erhaltenen Abbildungen legen eine Vermischung von Tanz und Akrobatik nahe und verhehlen nicht die erotisierende Wirkung von rauschhaften Darbietungen.
Das Sistrum
Als Göttin der Liebe aber auch von Musik und Tanz galt Hathor. Mit ihrem Kult war ein besonderes
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