Das Alte Aegypten
knapp 5000 Jahre alt. Es ist ein Leinenhemd oder -kleid mit plissierter Passe und Ärmeln, die mit Schussfäden daran angenäht waren. Als Rohstoff für die verschiedenen Gewebe diente vor allem der Flachs. Er wurde gekämmt, zu Fäden gesponnen und konnte danach von grobem Sackleinen bis zu hauchzartem Batist verwoben werden. Manchmal riffelte man den Stoff dann noch mit dichten Falten, man plissierte ihn, wozu ein spezielles Gerät zum Einsatz kam. Dies geschah in Werkstätten, deren Produkte Abnehmer in den gehobenen Kreisen fanden, in den unteren Gesellschaftsschichten versorgte man sich selbst, die Herstellung der Kleidung war hier Aufgabe der Frauen. Generell mussten die Kleidungsstücke möglichst leicht, luftig und einfach zu hand-haben sein. Obwohl die Ägypter auch Wolle, Leder und seit der Spätzeit (656-332) auch Baumwolle kannten, war leichtes Leinen das bevorzugte Gewebe. Es kühlte in der Hitze und wärmte an kalten Abenden.
Von Kopf bis Fuß
Da sich keiner am Anblick nackter Haut störte, genügte den auf dem Feld oder in Werkstätten arbeitenden Männern ein Lendenschurz. Gefertigt aus einem Stück Stoff, das um den Körper gewickelt und verknotet wurde, wurde er auch in besseren Kreisen getragen, zumindest im häuslichen Bereich. Er konnte in Länge, Schnitt und Fältelung variieren. Auch für die Frau mussten die Kleidungsstücke möglichst einfach, fließend und nahtlos sein – Variationsmöglichkeiten ergaben sich durch das Übereinandertragen, die verschiedenen Arten der Drapierung und des Verknotens, durch die Verwendung plissierten Stoffs, von einem oder zwei Trägern und dem Ansetzen von Ärmeln.
Haare
Üppig glänzende, dichte schwarze Haare galten als Statussymbol. Wer es sich leisten konnte, beschäftigte einen Friseur. Es wurde gewaschen, parfümiert und, falls es ausfiel oder grau wurde, mit besonderen Mixturen aus schwarzen Schlangen, Rabeneiern oder Löwenfett behandelt. Selbst bei einfachen Leuten ergänzten Haarteile die eigene Pracht, während die Oberschicht für verschiedene Anlässe Perücken verwendete. Sie waren oft kunstvoll gelockt oder zu Zöpfen geflochten, ein erhaltenes Exemplar besteht aus mit Wachs bestrichenen 120 000 Menschenhaaren. Gesichtsbehaarung hingegen war als barbarisch verpönt, Rasiermesser schon vor den Pharaonen in Verwendung. Priester benutzten sie, um sich damit aus Demut vor den Göttern den ganzen Körper zu rasieren
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Schuhe wurden selten getragen. Wenn nötig kamen Sandalen zum Einsatz, die aus Leder, geflochtenen Binsen oder Papyrusblättern und einem Riemen, der zwischen dem großen und dem zweiten Zeh verlief, bestanden. Auch Berufstrachten waren ungewöhnlich und neben den Soldaten, hohen Beamten sowie Priestern vorbehalten. So trug der Sem-Priester, der im Totenritual eine Rolle spielte, ein Panther- oder Leopardenfell.
Organische Materialien haben sich in Tarchan, dem größten bisher entdeckten Gräberfeld aus der Zeit der ersten Reichseinigung (um 3000 v. Chr.), besonders gut erhalten. Hier, 50 km südlich von Kairo, entdeckte Sir Flinders Petrie auch das älteste erhaltene Kleidungsstück, ein plissiertes Gewand aus Leinen
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(c) akg, Berlin
Millionenstadt am Nil
Theben
An keinem anderen Ort des Landes am Nil konzentrieren sich die Reste der altägyptischen Kultur so massiv wie in dem Ort, der heute Luxor heißt. Das „hunderttorige“ Theben, wie Homer ihren griechischen Namen in der Ilias überlieferte, hieß auf ägyptisch Waset. Das nach der gleichnamigen griechischen Stadt in Böotien getaufte Theben fungierte über viele Jahrhunderte als Hauptstadt des Pharaonen-Reichs und zählte zur Zeit der größten Ausdehnung, während des Neuen Reichs, rund 1 Millionen Einwohner.
Aufstieg zur Metropole
Nach eher bescheidenen Anfängen stand Theben erstmals während der Ersten Zwischenzeit im Brennpunkt der Geschichte, als die Herrscher der 11. Dynastie (2125-2055) diesen Ort in der oberägyptischen Provinz zu ihrem Sitz erwählten. Obwohl die Könige der folgenden Dynastie das Land von einem anderen Ort regierten, blieb Theben als Kultort des Gottes Amun in religiöser und als Hauptstadt Oberägyptens auch in politischer Hinsicht von größter Bedeutung. Ihre absolute Blütezeit erlebte die Stadt am Nil jedoch unter einer thebanischen, der 17. Dynastie. Sie vertrieb die Hyksos (siehe S. 80), die die Macht während der Zweiten Zwischenzeit (1650-1550) an sich gerissen hatten und vereinte das Land erneut. Theben wurde wieder zur
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