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Das Alte Aegypten

Das Alte Aegypten

Titel: Das Alte Aegypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Vogt
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Papyri oder an den Wänden der Gräber. Teile der Sargtexte sind in die Totenliteratur der späteren Zeit, das Totenbuch, übernommen worden
.
    Vorbild für die anthropomorphen, die menschengestaltigen Särge des Mittleren Reichs war dabei der Osiris-Mythos (siehe S. 158). Der Totengott wurde dort von seinem Bruder Seth in einer Truhe eingeschlossen, die genau seine Maße gehabt haben soll. Wer es sich leisten konnte, ließ seinen Sarg innen wie außen aufwändig nach den jeweils aktuellen religiösen Vorstellungen dekorieren und mit Sargtexten beschriften. Bevor der mumienförmige Sarg jedoch zum Standard wurde, war der einfache rechteckige Holzsarg oder, für weniger Betuchte, auch Körbe, die Regel. In sie legte man den Leichnam seit dem 26. Jh. v. Chr. in ausgestreckter Haltung – vorher war es üblich, den Toten die Knie anzuziehen.
Fleischfresser
    Als „Haus für den Ka“, der Lebenskraft, die mit dem Menschen geboren wird und immer weiterlebt, kam dem Sarg eine wichtige Funktion zu, er war neben der Mumifizierung dafür verantwortlich, dass der Leichnam unversehrt blieb. Mehrfache Ummantelungen wurden für die Herrscher des Neuen Reichs darum die Regel, König Merenptahs (1213-1203) Mumie lag gleich in sieben Särgen und Sarkophagen (griech. „Fleischfresser“), wie die äußeren, steinernen Behälter genannt werden.

Bemalter anthropomorpher Holzsarg und Mumie einer unbekannten thebanischen Prinzessin, etwa 1000 v. Chr. Solche Särge waren seit der 18. Dynastie üblich und meistens reich mit Szenen aus der Osiris- oder Sonnenmythologie, die sich um die Wiedergeburt rankten, geschmückt
    (c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main

Vorbereitung auf die Ewigkeit
Die Mumifizierung
    Jahrtausende hatten sie in ihren Gräbern überdauert, ihren Leib fast unversehrt bewahrt, um der „Seele“, dem Ka, eine Rückkehr in den Körper zu ermöglichen (siehe auch Abb. S. 165). Sie hatten nicht mit ihren fernen Nachkommen gerechnet. Mangels Brennmaterials verfeuerten sie die Särge samt Inhalt, zerrieben die Mumien zu geheimnisvollen Pulvern oder verscherbelten sie zentnerweise nach Europa und Amerika, damit man sie dort ihrer Binden beraubte, aus denen man Brei für braunes Packpapier oder eine spezielle Ölfarbe gewann. Anders lagen die Motive der ägyptenbegeisterten Touristen des 19. Jh., doch war das Ergebnis, der Verlust vieler Mumien für die Wissenschaft, das gleiche: Bandagierte Körper aus dem Land der Pharaonen galten für sie als schauriges Souvenir einer Reise an den Nil.
Von der Entleerung …
    Es müssen ursprünglich Zehntausende gewesen sein, die in den Genuss einer fachgerechten Mumifizierung kamen, insbesondere für die Angehörigen der obersten Gesellschaftsschicht war sie unerlässlich. Sie dauerte 70 Tage, entsprechend der Zeitspanne, die der Hundsstern Sirius nicht zu sehen war, bevor er – nun wieder sichtbar – die Nilschwelle ankündigte. Zuständig waren spezielle Balsamierungspriester unter Führung des „Hüters des Geheimnisses“, der die Rolle des Totengottes Anubis übernahm. Bei seinen Verrichtungen, die er im „Haus der Schönheit“ durchführte, assistierten ihm „Vorlesepriester“, deren Aufgabe darin bestand, mit ihrer Litanei die Arbeit der „Gottessiegler“ und „Einwickler“ zu begleiten. Hatte in vorgeschichtlicher Zeit der heiße Sand, in den man den Leichnam legte, die Aufgabe übernommen, dem Toten sämtliche Körperflüssigkeiten zu entziehen, benötigte man hierfür nun mehrere Schritte. Zuerst öffnete man den Bauch und entfernte die Eingeweide. Sie wurden zum Teil getrocknet, gereinigt und in Leinen gewickelt, später dann in Kanopen (siehe S. 20) oder zum Körper gelegt. Das Herz, als Sitz des Ka, verblieb an seinem Platz. Das als nutzlos erachtete Gehirn wurde mit einem durch die Nase eingeführten Bronzehaken wie mit einem Schneebesen zu Brei verflüssigt, der dann durch Drehung des Leichnams einfach abfloss.
    Mundöffnungsritual
    Dieses 75 Einzelschritte umfassende Ritual diente der Wiederbelebung des Verstorbenen und wurde von dessen Sohn und Erben vorgenommen. Die Reinigungen, Räucherungen, Salbungen und Beschwörungen, die Teil der oft mehrtägigen Zeremonie waren und vor der aufrecht stehenden Mumie durchgeführt wurden, gipfelten in der Berührung von Mund, Augen, Ohr und Nase mit speziellen Instrumenten. So sollte der Verstorbene wieder Macht über seine Sinne erlangen. Danach war der Körper für die Bestattung bereit
.
… bis zur erneuten

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