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Das Alte Aegypten

Das Alte Aegypten

Titel: Das Alte Aegypten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Vogt
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noch immer in Vielem unklar: Ließ er die Staatszügel schleifen und verkroch sich über Jahre hinweg in seiner neuen Stadt? Starb er eines natürlichen Todes? Wann starb Nofretete? In welcher verwandtschaftlichen Beziehung stand er zu seinen beiden Nachfolgern, Semenchkare und Tutanchamun?
Ketzerkönig oder Reaktionär?
    Die Bewertungen des Ketzerkönigs gehen weit auseinander: Einige sehen ihn als visionären Begründer der ersten monotheistischen Religion, andere als erzkonservativen Herrscher, der mit der Entmachtung der alten Priesterschaft nur die eigene Machtpolitik und die Stärkung der Monarchie im Sinne hatte. Was seine Nachfolger von ihm hielten, ist jedoch eindeutig: Sein Grab wurde verwüstet, Achetaton verlassen, sein Name aus den Herrscherlisten getilgt.

In seinen späteren Regierungsjahren wurde Echnaton wieder etwas gemäßigter dargestellt, die Überlängung der Körperproportionen und die markanten Gesichtszüge wieder auf ein Normalmaß reduziert
.
    (c) akg, Berlin

Horizont des Aton
Amarna
    In seinem fünften Regierungsjahr beschloss König Echnaton, der zuvor als Amenophis IV. noch in der alten Königstadt Theben residiert hatte, eine neue Hauptstadt zu gründen. Er suchte einen jungfräulichen Ort, einen Ort, der „keinem Gott und keiner Göttin, weder einem Herrscher noch einer Herrscherin gehörte, an den kein Mensch Eigentumsrechte geltend machen kann“ und fand ihn im mittelägyptischen Tell el-Amarna, einem weiten Talkessel am Ostufer des Nils, rund 15 km südlich der modernen Ortschaft Mellaui.
Hauptstadt vom Reißbrett
    Wohl schon ein Jahr später zog der Hof in die von 14 Grenzstelen markierte neue Stadt, die der König Achetaton, „Horizont des Aton“, nannte, um. Alles musste sehr schnell gehen, deshalb wurden selbst die Tempel vorerst nur aus Nilschlammziegeln errichtet. Entlang einer zentralen Achse lagen parallel zum Nil die riesigen Heiligtümer des zum alleinigen Gott Ägyptens erhobenen Aton sowie verschiedene Palastbauten. Von einer die Straße überspannenden, überdachten Brücke zeigte sich regelmäßig das Herrscherpaar, Echnaton und Nofretete, dem Volk, das in Siedlungsbereichen südlich und nördlich des Zentrums untergebracht war. Etwa 25 000 Personen haben hier gewohnt, vor allem Beamte und Handwerker, die mit der Verherrlichung des neuen Kultes und der Königsfamilie beschäftigt waren. Im Raum 19 des Hauses P 47,2 stieß 1912 ein deutscher Ausgräber auf die Modellkammer der Werkstatt des Thutmosis und fand neben vielen anderen Porträtköpfen und Statuenteilen auch die berühmte Büste der Nofretete. Sie war dort zurückgelassen worden, als Achetaton (moderne Bezeichnung: Amarna) nach nur 20-25 Jahren verlassen und die Stadt dem Verfall preisgegeben wurde.
Ein Grab ohne Mumie
    In die steilen Felswände des etwa 10 km langen und bis zu 5 km breiten Halbrunds, das die Stadt einfasst, wurden 25 Gräber für Hofbeamte eingehauen, viele davon blieben unfertig zurück. Das Grab, das Echnaton für sich und seine Familie vorgesehen hatte, befand sich 12 km östlich der Stadt in einem Wadi der Ostwüste. Es war statt wie üblich nach Westen, zur untergehenden Sonne, nach Osten ausgerichtet. Die Morgensonne konnte, begünstigst durch den Grundriss der Anlage, bis in die Grabkammer des Pharaos scheinen und ihn sich so allmorgentlich mit Aton, seinem Vater, vereinigen lassen. Die Archäologen, die es 1891 fanden, standen vor Trümmern: Die Nachfolger Echnatons, die sich mit der von ihm eingeführten Religion auch seines Andenkens entledigen wollten, hatten ganze Arbeit geleistet. Was aus den Mumien wurde, ist unbekannt.
    Erfreulicher war der Fund, der 1887 einer Bäuerin gelang, die hier nach alten Lehmziegeln grub. Sie stieß auf die Reste der ehemaligen Palastkanzlei, knapp 400 in Keilschrift auf Tontafeln verfasste Dokumente, die Amarnabriefe. Sie sind Teil der Korrespondenz zwischen ägyptischen Königen der 18. Dynastie mit Fürsten des Vorderen Orients.
    Der Große Sonnenhymnus
    „Du erscheinst schön im Lichtland des Himmels, du lebende Sonne, die Leben zuweist!“ So beginnt einer der bekanntesten und poetischsten altägyptischen Texte, der Große Sonnenhymnus oder Sonnengesang. Sein zentrales Thema ist die Einzigartigkeit des Gottes Aton als Schöpfer und Erhalter der Welt. Urheber des nur in einer Version, auf den Wänden eines Grabes in Achetaton (Amarna) überlieferten Textes ist möglicherweise König Echnaton (1352-1336) selbst. Auffällig ist die Nähe des

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