Das Alte Aegypten
der Doppelkrone, dessen Vater Osiris auf einem Sockel und dessen Schwestergemahlin Isis mit Sonnenscheibe zwischen Kuhgehörn sind hier als Anhänger für König Osorkon II. aus Gold, Lapislazuli und rotem Glas gearbeitet
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Reichsheiligtum und Priesterstadt
Karnak
Die großartigste Periode seiner Geschichte erlebte die Kultstätte des Gottes Amun (siehe S. 68) in Theben – heute unter dem Namen des bei Luxor gelegenen Dorfes Karnak weltbekannt – während des Neuen Reichs, als sie zum Hauptheiligtum und religiösen Zentrum des Landes wurde. Der Tempelbezirk, an dem über 2000 Jahre gebaut wurde, besteht aus drei eigenständigen Bezirken, die im 4. Jh. v. Chr. jeweils mit einer Mauer aus ungebrannten Nilschlammziegeln umgeben wurden: Im Zentrum die größte und am besten erhaltene Tempelanlage des Neuen Reichs, der Amun-Tempel, im Norden anschließend der wesentlich kleinere Bezirk des thebanischen Stadtgottes Month und im Süden das Areal der Geiergöttin Muth, Gemahlin des Amun, bisher wenig erforscht und größtenteils zerstört.
Ein Wald von Säulen
Die Stelle, an der der Schöpfergott Amun-Re die Welt erschaffen haben soll, nimmt der diesem Gott geweihte, trapezförmige Tempelbezirk ein, der ein Areal von etwa 500 x 700 m bedeckt. Es ist mehr eine Tempelstadt als ein Tempel, denn außer dem eigentlichen Amun-Heiligtum beherbergt der Bezirk noch weitere Heiligtümer, Obelisken, Kapellen und den größten Tempelsee Ägyptens. Die Anlage besitzt zwei Achsen, eine in Ost-West-Richtung, die als Hauptachse durch sechs zweitürmige Eingangstore (Pylone) vom Eingang bis zum Allerheiligsten führt und eine in Nord-Süd-Richtung, die zwischen dem dritten und vierten Pylon beginnt und durch weitere vier Pylone zum Anfang einer Sphingenallee leitet, die am Tempelbezirk der Göttin Mut im Süden endet. Vom 1. Pylon im Westen kommend, mit 113 m Breite und 44 m Höhe dem gewaltigsten, der in Ägypten je errichtet wurde, durchquert man Hof um Hof bis man sich in einem Wald aus Säulen wiederfindet. Auf einer Grundfläche, die einem Drittel der Peterskirche in Rom entspricht, wachsen in der Halle Sethos’ I. 134 Papyrusbündel- und Doldensäulen in 16 Reihen in die Höhe. Sie ragen im Mittelschiff 21 m hoch auf und sind überreich mit teilweise noch immer farbigen Reliefs versehen. Der fortlaufenden Vergrößerung des Amun-Tempels fielen ältere Gebäude zum Opfer, deren Reste neu verbaut wurden. Den Archäologen ist es gelungen, diese Spolien zu bergen und einige der ursprünglichen Bauten zu rekonstruieren, darunter solche Kostbarkeiten wie die „Weiße Kapelle“ Sesostris’ I., die „Alabaster-Kapelle“ Amenophis’ I. und die „Rote Kapelle“, das große Barkenheiligtum der Hatschepsut. Außerdem entdeckten sie vor dem 7. Pylon eine Grube mit fast 18 000 Bronze- und Steinfiguren, die hier in heiliger Erde vergraben wurden.
Mut
Die Mutter- und Himmelsgöttin Mut, für die als Hieroglyphenzeichen ein Geier steht, bildete zusammen mit ihrem Gemahl Amun und beider Sohn, dem Mondgott Chons, die Triade von Theben, wo ihr ein großes Heiligtum geweiht war. Sie galt als Tochter des Sonnengottes Re. Abgebildet wurde sie in einem langen, vielfarbigen Kleid mit einer Geierhaube als Kopfschmuck und, als Gemahlin des Königs der Götter, zusätzlich mit der Doppelkrone
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Die Macht des Hohenpriesters
Der Amun-Tempel hatte neben seiner religiösen Funktion auch eine immense Bedeutung als Wirtschaftsfaktor. Wer ihn lenkte, besaß Macht. Er war mit tausenden Quadratkilometer umfassenden Ländereien, zugehörigem Personal, hunderttausenden Stück Vieh und kiloweise Gold ausgestattet, daher befinden sich neben den heiligen Gebäuden auch zahlreiche Nutzbauten für die Verwaltung, Archive, Lagerräume, Werkstätten und Magazine sowie Priesterwohnungen auf dem Gelände.
Das Mittelschiff des Hypostyl genannten großen Säulensaals Sethos’ I. wird von zwei Reihen zu je sechs Säulen mit geöffnetem Kapitell getragen, die nach Norden und Süden anschließenden niedrigeren vierzehn Seitenschiffe von solchen mit geschlossenem Kapitell, wie hier in der Mitte zu sehen. Alle Säulenschäfte sind reich verziert
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Krieg und Frieden
Das Militär
Wenn man den Nachrichten glauben darf, die uns aus dem Alten Reich überliefert wurden, waren die Ägypter ein friedliebendes Volk. Keinerlei militärische Ränge sind uns bekannt, ein stehendes Heer hat es
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