Das Alte Aegypten
lag in zwei weiteren Holzsärgen, diese in einem granitenen Sarkophag, den der innerste von vier Schreinen barg. In nur vier Räumen stapelte sich alles, was zu einer königlichen Grabausstattung gehört. Selbst seine Mumie, von der berühmten Goldmaske bedeckt, war noch vorhanden. Zehn Jahre benötigte Howard Carter bis alle Objekte, etwa 3500 an der Zahl, ins Ägyptische Museum in Kairo (siehe S. 146) gelangt waren. Auch Tutanchamuns tote Hülle wurde dort untersucht und konserviert.
Kurz nach Tutanchamuns Tod waren zweimal Räuber in die Grabanlage eingedrungen. Die zuständigen Beamten hatten danach notdürftig, wie dieser Blick in die Vorkammer zeigt, für Ordnung gesorgt. Rechts das erste von drei Ritualbetten, links der auseinandergenommene goldene Streitwagen des Königs
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(c) Interfoto, München
Stadt des Totengottes
Abydos
Die Stadt am Kreuzungspunkt der Karawanenwege zum Roten Meer und zu den westlichen Oasen mit Ägyptens Lebensader, dem Nil, der hier einen großen Bogen nach Osten beschreibt, war einst Hauptstadt des achten oberägyptischen Gaus „Ältestes Land“. Im kulturellen und politischen Zentrum des südlichen der beiden zu Ägypten vereinigten Länder finden sich Grabbezirke schon aus vor- und frühdynastischer Zeit. Der Ort, dessen religiöse Bedeutung sämtliche Epochen der altägyptischen Geschichte bis in christliche Zeit überdauerte, galt als Wallfahrtsort, man verehrte hier eines der vermeintlichen Gräber des Gottes Osiris.
Uralter Wallfahrtsort
Der Mythos besagte, dass der Kopf des Totengottes nach dessen Zerstückelung in Abydos beigesetzt wurde. Tatsächlich gehört das entsprechende Grab in Umm el-Qaab zu König Djer, dem dritten König der 1. Dynastie. In dieser Nekropole, deren Name „Mutter der Tonscherben“ bedeutet, wurden nicht nur die ersten Herrscher Ägyptens bestattet, hier fanden Archäologen auch die ältesten Zeugnisse einer Schrift. Das kultische Zentrum bildete der große Osiris-Tempel, von dem nur noch wenige Reste zu sehen sind. Dem dort verehrten Gott, der mit Isis und Horus die Göttertriade von Abydos bildete, galten jährlich veranstaltete Festlichkeiten, in denen Tod und Auferstehung des Gottes nachgestellt wurden. Entlang der Prozessionswege errichtete sich jeder Ägypter, der es sich leisten konnte, ein Scheingrab (Kenotaph), um auch nach seinem Tod an den Feiern teilnehmen zu können.
Von Menes bis Sethos I.
Beherrscht wird Abydos noch immer vom vorzüglich erhaltenen Tempel Sethos’ I. (1294-1279), den sein Sohn, Ramses II. (1279-1213) vollendete. Wegen der Farbenpracht seines Reliefschmucks zählt er zu den bedeutendsten Sakralbauten des Neuen Reichs (1550-1069). Man betritt den auf L-förmigem Grundriss errichteten Kultbau nach der Durchquerung zweier Höfe durch einen Säulensaal, der durch sieben Tore mit einem zweiten Säulensaal verbunden ist. An ihn schließen sich, erreichbar über kurze Rampen, sieben Kapellen an, die der Göttertriade von Abydos, den Reichsgöttern Amun, Re und Ptah und Sethos I. geweiht waren. Nur durch die Kapelle des Osiris gelangte man in einen Raumtrakt, der für Mysterienfeiern reserviert war. Die für die Chronologie der ägyptischen Herrscher grundlegende Königsliste, auf der die Namen der 75 Vorgänger Sethos’ I. verzeichnet sind, ist in einem Seitenflügel zu besichtigen. Hinter dem Königstempel liegt das Osireion, das einst von einem mit Bäumen bepflanzten Hügel bedeckte Scheingrab des Gottes. Als künstliche, von einem Wassergraben umgebene Insel, symbolisierte er Urhügel und -wasser der Schöpfung (siehe S. 10). Vermutlich war es die Nähe dieser Kultanlage, die Ahmose, den ersten König des Neuen Reichs, dazu veranlassten, sich am südlichen Rand der Stadt eine Pyramide mit Totentempel zu erbauen, die letzte ihrer Art.
Osiris
Laut der Legende war Osiris, das älteste Kind des Gottes der Erde, Geb, und der Göttin des Himmels, Nut, die erste Kreatur auf Erden und erster König Ägyptens. Sein eifersüchtiger Bruder, Seth, tötete ihn und verstreute die Leichenteile über das ganze Land. Isis (siehe S. 192), Gattin des Osiris, sammelte sie wieder ein, fügte sie mit Binden zusammen, erweckte ihn nach 70 Tagen zum Leben und empfing von ihm Horus, beider Sohn. Er wird mumienartig dargestellt, mit Krone, Krummstab und Geißel. Als Gott des Todes und der Wiedergeburt lieferte er Grund und Vorbild für die Mumifizierung
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Die Göttertriade von Abydos war äußerst populär im alten Ägypten. Horus mit
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