Das Alte Aegypten
des Gottes Seth und Wesir bis er Ramses I. als König folgte, nachdem sein für ägyptische Verhältnisse mit etwa 50 Jahren schon alter Vater bereits nach knapp zwei Jahren an der Regierung starb. Es war seit sechs Pharaonen das erste Mal, dass der Thron wieder auf diese Weise, vom Vater auf den Sohn, vererbt wurde.
Seth
Mit Seth verbanden die Ägypter alles Üble und Feindliche wie die Wüste oder das Ausland. Zu erkennen ist er an seinem Kopf, der, versehen mit einer rüsselartigen Schnauze und aufrecht stehenden, kantigen Ohren, auf einem Menschenleib sitzt. Auch als Nilpferd, Esel oder Schwein hat man sich ihn vorgestellt, als jede Art von Tier, das man verabscheute. Den Kampf zwischen Horus und Seth um die Macht auf Erden entschied der Götterkönig Re zugunsten des ersten. Für den Unterlegenen blieben als Zuständigkeit nur Chaos und Verwirrung
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Innenpolitik
Der neue Herrscher wandte sich im Inneren der Restauration der alten Religion zu. Er ließ in der Amarna-Zeit ausgehackte Inschriften wieder herstellen und in Abydos zu Ehren des Gottes Osiris einen monumentalen Tempelneubau errichten. Auch dem besonders vernachlässigten Reichsgott Amun wollte er zu neuem Ansehen verhelfen und ließ dessen Tempel in Karnak einen wahrhaft königlichen Säulensaal, das Hypostyl, hinzufügen. In welchen Größenordnungen der noch als Sohn eines Offiziers geborene Pharao dachte, zeigt besonders sein Grab im Tal der Könige, die größte und schönste aller dort gebauten Anlagen. Es führt 100 m in die Tiefe und besitzt Malereien, die sich auf Wänden und Decken erstmals durch alle Räume und Gänge ziehen. Der zugehörige Totentempel in Theben-West wurde wegen seiner harmonischen Architektur Vorbild für viele Tempel der 19. und 20. Dynastie.
Außenpolitik
Die Bauten Sethos’ I. boten viel Platz neben den Göttern auch die Taten des Königs zu verherrlichen. Sie erschöpften sich nicht nur in der Stabilisierung des Landes, sondern machten auch Feldzüge gegen Nubier und Libyer notwendig, die die Grenzen im Süden und Westen bedrohten. Bereits in seinem ersten Regierungsjahr war Asien sein Ziel, wo Beduinenstämme in Südpalästina für Unruhe sorgten und Stadtstaaten in Syrien aufbegehrten. Sethos I. starb im Alter von etwa 45 Jahren in Memphis. Sein Alabastersarkophag befindet sich heute in London, seine Mumie hat sich, da sie vor Grabräubern rechtzeitig in Sicherheit gebracht wurde, erhalten. Als weitblickender Herrscher hatte er schon früh für seine Nachfolge vorgesorgt. Der erste Kandidat starb jedoch noch zu seinen Lebzeiten, in seinem Sohn, Ramses, später oft als „der Große“ apostrophiert, fand er einen würdigen Ersatz.
Die hier von ihren Binden befreite Mumie König Sethos I. hat sich in der Cachette von Deir el-Bahari erhalten, dem 1871 entdeckten Schachtgrab des Hohepriesters Pinodjem II., in das fromme Priester um 930 v. Chr. über 40 königliche Mumien samt annähernd 6000 Grabbeigaben in Sicherheit brachten
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Die hohe Kunst der Politik
Ramses II. (1279-1213 v. Chr.)
Es war Sommer. Man schrieb das 67. Jahr der Regentschaft des „starken Stiers, von der Maat geliebt“, des „Beschützers Ägyptens, der die Fremdländer bezwingt“, des Usermaatre, „reich an Jahren, groß an Siegen“, des zur Binse und Biene Gehörenden und wie seine Titel noch lauteten. Einige glaubten, als lebendem Gott auf Erden sei ihm das ewige Leben vergönnt. Doch schon lange hatten ihn starke Zahnschmerzen geplagt, die „Sonne Ägyptens“ ging von Athrose gebeugt. Und nun war es passiert, Ramses II. war tot, der „Falke war gen Himmel geflogen“. Das waren die traditionellen Worte, mit denen der Tod eines Pharaos verkündet wurde.
Familienangelegenheiten
Bei dem der Krönung vorausgehenden Reinigungsritual hatte der Priester Ramses II. (1279-1213) zahlreiche Regierungsjubiläen gewünscht. Er feierte 14 und regierte damit länger als jeder andere Herrscher Ägyptens, vielleicht mit Ausnahme Pepis II. (2278- um 2184). Und er sorgte für weitere Superlative: Kein Pharao hat mehr Heiligtümer und Denkmäler errichten lassen als er und von keinem ist eine größere Nachkommenschaft bekannt, nämlich mehr als 100 Söhne und Töchter. Bei seinem langen Leben – er wurde etwa 90 Jahre alt – ist es kein Wunder, dass viele von ihnen bereits vor ihm starben, sein Nachfolger Merenptah (1213-1203), sein 13. Sohn, war bereits hoch in den Sechzigern als er endlich den Thron
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